Die Bedeutung von Normen und Zertifizierungen für den Mittelstand
Im Gespräch mit Prof. Dr. Rolf Koerber, Dr. Hartmut H. Meyer (beide Dozenten der Akademie für den Mittelstand in Dresden) und Hans-Josef Helf (Direktor der Akademie für den Mittelstand)
Welche Bedeutung hat das DIN heute in der Zertifizierung?
Prof. Rolf Koerber: Das Deutsche Institut für Normung, kurz DIN, ist ein Gremium, in dem gültige Normen für Deutschland erstellt werden. Diese Normen werden häufig in EU-Normen (EN) oder Internationale (ISO) Normen überführt und umgekehrt. Damit spielt das DIN eine zentrale Rolle, wenn es um normative Festsetzungen unterhalb der gesetzlichen Ebene geht.
Was bedeutet eine Zertifizierung auf der Grundlage von Normen?
Prof. Rolf Koerber: Wenn Zertifikate auf der Grundlage von DIN, EN oder ISO-Normen erteilt werden, dann belegt das, dass die Zertifizierung der aktuellen wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Norm entspricht. Diese Zertifizierungen haben einen Stellenwert, der über den einer Einzelzertifizierung – beispielsweise durch ein einzelnes Unternehmen oder eine einzelne Einrichtung – deutlich hinausgeht. Eine solche Zertifizierung – die bekannteste ist sicher die ISO 9001 – bewegt sich auf der nationalen oder internationalen Ebene.
Normen und Zertifizierungen im Bildungsbereich – welchen Nutzen können sie haben?
Prof. Rolf Koerber: Der Bildungsbereich war lange geprägt durch die staatlichen Festlegungen. Für den öffentlichen Bildungssektor gilt das bis heute, jedoch mit Bestrebungen zur Qualitätssicherung. Für die private Bildungs- und Beratungsbranche ist es sehr nützlich, wenn es übergreifende Normen gibt, an denen sich Anbieter und Kunden orientieren können. Die DIN 33459 ist eine solche Norm, die speziell für den Bildungs- und Beratungssektor geschaffen wurde. Die Norm beruht auf einer gesicherten Forschungsgrundlage, so dass Anbieter, die ihr folgen, sicher sein können, ihre Dienstleistungen auf einem sehr hohen Niveau und mit nachhaltiger Wirkung anzubieten.
Warum gibt es für die DIN 33459 keine entsprechende ISO-Norm?
Prof. Rolf Koerber: Das ist einerseits eine Frage der Zeit, weil es lange dauert eine solche Norm auf internationaler Ebene zu vereinbaren. Andererseits haben wir es international mit sehr unterschiedlichen Bildungs- und Zertifizierungssystemen zu tun, so dass die Frage ist, ob eine internationale Norm überhaupt erreicht werden kann. Meine Vermutung ist, dass eine solche Norm dann sehr abstrakt werden würde, daher sind wir in der Akademie für den Mittelstand mit der DIN 33459 sehr zufrieden.
Warum ist für den Mittelstand eine zertifizierte Ausbildung für KMU-Berater von großer Bedeutung?
Dr. Hartmut H. Meyer: Der Bundesverband „Die KMU-Berater e.V.” hat es sich auch gemeinsam mit der Akademie für den Mittelstand zur Aufgabe gemacht, auf Grundlage von Qualitätsstandards die Professionalität von Unternehmensberatern zu steigern. Die Berufsbezeichnung des Unternehmensberaters ist in Deutschland nicht geschützt und somit hat dieser Markt keine Eintrittsbarrieren. Unternehmer benötigen hier klare und verlässliche Standards in der Auswahl von Beratern. Dazu bietet die DIN 33459 eine Grundlage.
Was ist das Kerngeschäft eines Unternehmensberaters?
Dr. Hartmut H. Meyer: Wandel und Problemlösungen in Unternehmen zu entwickeln und deren Umsetzung zu begleiten. Dies bedeutet, dass der Berater neben einem Fachwissen eine Reihe von weiteren Kompetenzen entwickeln sollte, um die notwendigen Schritte zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von KMU zu begleiten. Diese Kompetenzen können verlässlich nur nachgewiesen werden durch eine zertifizierte Ausbildung in der Akademie für den Mittelstand. Das Prädikat eines zertifizierten KMU-Beraters auf der Basis der DIN 33459 wird den Unternehmen und den öffentlichen Stellen zur Förderung von Unternehmensberatungen erlauben, die Fähigkeit des Beraters für einen erfolgreichen Wissenstransfer überzeugend darzulegen.
Wie sehen Sie die Bedeutung einer solchen zertifizierten Ausbildung in der Zukunft?
Dr. Hartmut H. Meyer: Sie wird auch durch den Einsatz einer künstlichen Intelligenz zunehmen. Bereits die ersten Anläufe von ChatGPT und deren angekündigten Entwicklungen zeigen, dass es leicht möglich sein wird, Wissen zu bestimmten Sachverhalten zu präsentieren. Es wird für den Unternehmer immer schwieriger werden zu beurteilen, ob ein potenzieller Unternehmensberater wirklich die notwendigen Kompetenzen zur Umsetzung des Wissens und zur individuellen Problemlösung hat. Die Wahrscheinlichkeit des Beleges dieser Kompetenzen kann nur gesteigert werden durch den Nachweis einer entsprechenden Ausbildung. Somit wird in Zukunft die Bedeutung einer zertifizierten Ausbildung für Unternehmensberater weiter zunehmen.
Herr Helf, als Direktor und Dozent der Akademie für den Mittelstand, wie ist Ihre Meinung zum Thema Zertifizierung?
Hans-Josef Helf: Für die Akademie spielt dieses Thema schon seit langer Zeit eine gravierende Rolle. Aus dem Bedürfnis der Unternehmer nach einer Sicherheit für die Auswahl von Beratern ist die DIN 33459 entstanden. Wir sind als zertifizierte Akademie so aufgestellt, das wir alle zutreffenden Ausbildungen auf dieser Basis durchführen.
Dies sichert allen Partnern ein Bildungsangebot zu, welches 1:1 den Anforderungen des Marktes entspricht und damit auf die wirklichen Bildungsbedarfe reagiert. Berater müssen für den Mittelstand ein zuverlässiger Partner sein. Dazu tragen wir mit unserer Ausbildung für die Berater in der Akademie bei.