Wie im Märchen: Moritzburg

Foto: © Sylvio Dittrich www.schloesserland-sachsen.de
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Wer an Moritzburg denkt, dem kommt sofort das berühmte Jagdschloss in den Sinn. Doch auch wenn Schloss Moritzburg aufgrund widriger Umstände geschlossen ist, lohnt sich der Ausflug in die Gemeinde zwischen Radeburg, Meißen und Dresden. Für unsere Reihe Garten & Park haben wir uns diesmal im Umfeld des barocken Vorzeigebauwerks umgesehen.

Es ist müßig zu fragen, welche Komponente mehr zum bis heute andauernden Erfolg von „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ beigetragen hat: die nostalgische Atmosphäre des Films, die zu Herzen gehende Handlung, die liebenswerten Schauspieler oder doch die malerische Kulisse? Unstrittig ist, dass ein Großteil des Films in und um Schloss Moritzburg gedreht wurde, weshalb die Fans des Märchens jedes Jahr in Scharen zur wiederkehrenden Aschenbrödel-Ausstellung ins Schloss strömen. Nur in diesem Jahr eben nicht, denn Schloss Moritzburg ist aus bekannten Gründen geschlossen. Doch es lohnt sich, auch das Umland des Schlosses zu erkunden. Gerade jetzt im Winter, die Jahreszeit, in der ja auch der Film spielt, kommen an vielen Stellen märchenhafte Gefühle auf.

Symmetrie par excellence

Zuallererst bietet es sich an, den Schlosspark aufzusuchen. Im Jahre 1728 entstand eine Gartenanlage im französischen Stil, die allerdings auch aufgrund des Todes August des Starken niemals gänzlich vollendet wurde. Federführend bei der Planung waren die beiden berühmten Baumeister Johann Christoph Knöffel und Matthäus Daniel Pöppelmann. Die Barock-Architekten entwarfen eine Anlage, die bis an den benachbarten Friedewald heranreichte und die der damals üblichen Gestaltung von fürstlichen Gartenflächen ähnelte. Eine dominante Mittelachse wird von zwei Queralleen gekreuzt. Dadurch entsteht ein dreiteiliges Parterre, das von einer mit Hecken gesäumten Lindenallee eingerahmt wird. An den beiden südlichen Kreuzungspunkten der Querallee befinden sich zwei Kavaliershäuschen, die immer mal wieder für kleinere Ausstellungen genutzt werden. Im 19. Jahrhundert wurde der Garten dann durch die Anpflanzung seltener Gewächse weiterentwickelt, wodurch langsam der Charakter eines romantischen Parks entstand.

Blick vom Niederen Großteich auf den Leuchtturm und das Fasanenschlösschen / Foto: © Carlo Boettger – www.schloesserland-sachsen.de
Versteckte Schätze

Ein Ambiente, das offenbar auch der wettinische Prinz Ernst Heinrich von Sachsen zu schätzen wusste, der das Schloss ab 1933 als Wohnsitz nutzte. Nachdem die Wettiner 1945 enteignet wurden, vergruben Ernst Heinrich von Sachsen und seine Söhne einige ihrer Kunstschätze im Schlosspark. Bis auf wenige Ausnahmen wurden diese von den sowjetischen Truppen gefunden und abtransportiert. Erst 1996 wurden mehrere Kisten mit edelsteinbesetzten Goldschmiedearbeiten von Hobby-Archäologen ausfindig gemacht und dem Wettiner Schatz zugeordnet. Doch auch wenn man keine versteckten Schätze findet, muss man nicht verzagen. Vom Schlosspark aus empfiehlt sich ein Abstecher in den angrenzenden Friedewald, der einst zur höfischen Parforcejagd angelegt wurde. Das Waldstück war komplett ummauert, damit das Wild für die Jagd zusammengehalten werden konnte. Nach einem häufigen Wechsel der Besitzverhältnisse bewirtschaftet heute Daniel Prinz von Sachsen Herzog zu Sachsen den Friedewald. Explizit soll der Wald aber auch als Erholungsgebiet genutzt werden.

Paradies für Vögel und Fische

Durchzogen wird der Friedewald von vielen kleinen und großen Wasserläufen, von denen der Schlossteich noch der bekannteste ist. Das Moritzburger Teichgebiet, das ursprünglich 40 und heute noch mehr als 25 Teiche umfasst, wurde um 1500 vom albertinischen Herzog Georg dem Bärtigen angelegt. Die Gewässer sind durch ein ausgeklügeltes Kanalsystem miteinander verbunden und werden ausschließlich von Regenwasser gespeist. Daher werden sie auch als Himmelsteiche bezeichnet. Regelmäßig wird das Areal von Zugvögeln bevölkert, liegt es doch nahe der überregional bedeutsamen Vogelflugachse im Elbbereich. Die Teiche werden dann zum Beispiel von Seeadlern und Silberreihern als Rastplätze genutzt. Seit Jahrhunderten wird auf den Teichen zudem Fischwirtschaft betrieben. Beheimatet sind vor allem Karpfen, aber auch Schleie, Hechte und Welse. Mit dem Fisch- und Waldfest Moritzburg gibt es jedes Jahr eine große Veranstaltung, zu der zahlreiche Besucher kommen, um in aller Herrgottsfrühe das Abfischen zu beobachten. Eindruck hinterlässt auch ein Spaziergang entlang des Teiche- Rundwegs. Dabei läuft man auf Schusters Rappen eine Strecke von zwölf Kilometern und passiert nicht nur das Moritzburger Schloss, sondern auch romantische Picknickplätze an schilfgesäumten Ufern.

Best of Moritzburg

Landschaftlich genauso attraktiv ist der sogenannte Königsweg, der in diesem Jahr von der Fachzeitschrift Wandermagazin als „Deutschlands Schönster Wanderweg 2020“ nominiert war. Der 11 Kilometer lange Rundweg ist gewissermaßen ein Best of Moritzburg. Ausgangspunkt ist das Sächsische Landgestüt, zentraler Ort für eine letzte berühmte Moritzburger Spezialität, die Pferdezucht. Von dort geht es direkt in den Friedewald auf den für die Jagd angelegten Schnei sen. Danach spaziert man durch die verwunschene Teichregion, bevor zum Abschluss der Wanderung der Schlosspark erkundet wird.

Text: Philipp Demankowski

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