Rennfahrer Jonas Greif: „Das sind Gefühle und Emotionen, die man so nicht beschreiben kann.”

© Bastian Hanitsch
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Jonas Greif ist Rennfahrer aus Leidenschaft und Rennfahren für ihn ein Gefühl, welches er schwer in Worte fassen kann. Der Rennsport bedeutet für ihn, sich immer wieder aufs Neue an körperliche und mentale Limits zu bringen und sein Auto an Grenzen entlang zu bewegen, um nach dem Rennen oder einer schnellen Runde zu spüren, wie alle Komponenten zusammengespielt haben.

Zu seinem Sport gehört jedoch mehr, als nur ein guter Fahrer zu sein. Wir sprachen mit Jonas Greif über die Freuden, Gefahren und Hürden im Motorsport, über die Unterschiede von Rennserie, aber auch über Vorurteile seinem kostspieligen Sport gegenüber und über sein großes Ziel.

Letzte Saison sind Sie noch Porsche-Carrera-Cup gefahren und haben nun mit den ADAC GT Masters die Rennklasse gewechselt. Wie kam der Wechsel zustande?
Prinzipiell bin ich der Meinung, dass Motorsport immer ein „Kommen und Gehen” ist und wir Fahrer stetig auf der Suche nach neuen Herausforderungen sind. Mein persönliches Ziel ist die Deutsche Touren Meisterschaft. Die ADAC GT Masters werden vom ADAC als die „Road to DTM” vermarktet und gelten als Türschwelle zur DTM. Ich muss jetzt quasi nur noch von der Türschwelle aus hineingehen. Zudem gab es im Carrera-Cup auch die Entwicklung, mittlerweile zwei Serien fahren zu müssen, um kompetitiv zu sein. Dies hätte bedeutet, über den Winter nochmal knapp 400.000 Euro Budget zusammenzubringen. Der Fokus sollte jedoch auf dem Sport liegen und nicht darauf, jeden Tag Geld generieren zu müssen. Denn nur wenn man sich sportlich auf die Saison konzentriert, kann man sportlich auch erfolgreich sein.

Würden Sie uns kurz Ihren neuen Rennstall vorstellen?
Mein neuer Rennstall, Paul Motorsport aus Dresden, passt perfekt zu mir. Wir kommen beide aus Dresden und mein Konzept ist mit über 90 Sponsoren aus Dresden und Sachsen vorrangig regional aufgebaut, was gut für meine Sponsoren und alle Sponsorenaktivitäten ist. Zum anderen kann ich jeden Tag mit meinem Team verbringen, bei meinem Auto sein und Simu­lator-Training machen. Paul Motorsport hat außerdem schon einige Jahre Erfahrung im ADAC GT Master und wird dieses Jahr auch in der DTM an den Start gehen. Von daher ist auch der team­interne Aufstieg in den nächsten Jahren möglich und somit die absolut folgerichtige Entscheidung für mich.

Wie unterscheiden sich die Rennserien?
Der Unterschied zwischen dem ADAC GT Masters und dem Carrera Cup ist vor allem das Rennformat. Der Carrera Cup Deutschland ist eine Sprintserie, wo nur ein Fahrer an den Start geht und eine halbe Stunde Rennen fährt. Im ADAC GT Masters teilt man sich das Auto mit einem Teamkollegen und fährt eine Stunde lang das Rennen. Nach circa einer halben Stunde findet der Fahrerwechsel statt. Außerdem sind beim ADAC GT Masters nicht nur Porsche, sondern alle großen im Motorsport aktiven Automobilhersteller vertreten. GT3-Autos haben mehr Aerodynamik, was eine höhere Kurvengeschwindig­keit hervorruft. Die Rundenzeit ist daher je nach Strecke 3-5 Se­kunden schneller als im Porsche Carrera Cup Fahrzeug. Zum anderen gibt es im ADAC GT Masters wieder elektronische Hilfs-Systeme. Im Porsche Markenpokal gab es zum Beispiel keine Traktionskontrolle und kein ABS.

Gibt es finanzielle Unterschiede und wie generieren Sie generell Sponsorengelder?
Der finanzielle Unterschied zwischen beiden Klas­sen ist marginal. Natürlich ist ein GT3-Fahrzeug etwas teurer in der Anschaffung. Dafür teilt man sich aber alle Kosten für Test­tage mit seinem Teamkollegen. Unterm Strich kommt man ungefähr auf die gleiche Summe. Ich manage mich und generiere meine Sponsorengelder nach wie vor vollkommen selbstständig. Jedoch habe ich mit Philipp Iselt einen Berater, welcher seit be­reits fünf Jahren mein Sponsor ist und mich nun auch an der Strecke, abseits der Strecke und bei Fahrerverträgen berät. Außerdem ist er ebenso für meine Sponsoren da. Ansonsten läuft die Sponsorenarbeit weiterhin so ab, dass ich selber mein USP bin, dass die Sponsorenarbeit von mir übernommen und gestaltet wird und jeder Sponsor auch weiterhin auf dem Auto vertreten ist und individuelle Mehrwerte erhält, die er sonst nirgendwo anders bekommt.

Rennfahrer Jonas Greif / © Bastian Hanitsch

Sie haben eine herausfordernde Saison hinter sich. Unfälle und auch Fehler anderer Fahrer haben Sie mehr als einmal zurückgeworfen. Wie gehen Sie mit solchen Rückschlägen um?
Natürlich war die letzte Saison sehr herausfordernd. Mittlerweile bin ich jedoch sehr dankbar für sie und ihren Verlauf, weil ich jetzt weiß, was es bedeutet, für sich selbst und die eigenen Werte einzustehen. Ich weiß nun umso mehr, dass ich jede Herausforderung meistern werde, egal wie schwer oder herausfordernd sie im ersten Moment klingen und erscheinen mag. Ich bin der Meinung, dass das Leben vielleicht sogar prüfen wollte, ob ich wirklich bereit bin, nochmals ganz viel Energie, Zeit, Leidenschaft und natürlich auch viel Geld zu investieren, um in die DTM zu kommen. Ich glaube, ich habe dem Leben die Antwort gegeben und bin der festen Überzeugung, dass ich dieses Jahr dafür belohnt werde.

Der Rennsport ist nicht nur ein gefährliches, sondern auch ein kostspieliges Unterfangen. Jedes Jahr generieren Sie Spon­soren­gelder in nicht unbedeutender Höhe. Wie argumentieren Sie diesen finanziellen Aufwand Dritten gegenüber, die dafür weniger Verständnis aufbringen?
Früher habe ich mir viele Gedanken darüber ge­macht, was andere darüber denken könnten. Mittlerweile stehe ich dahinter, bin ganz fokussiert auf meinem Weg und lasse mich nicht von den Meinungen anderer abbringen, weil ich genau weiß, wie viel Zeit, Energie und Arbeit ich da investiere, diese Gelder überhaupt erst einmal zu akquirieren. Ich betreue meine Sponsoren sehr individuell und kann zu Recht und voller Stolz sagen, dass ich mir all das selbst erarbeitet habe und deswegen auch rechtfertigen kann, so viel Geld in einer Saison auszugeben. Generell jedoch ist Profisport sehr kostspielig. Nur wer das nötige Kleingeld hat, wird im Sport auch erfolgreich sein.

Wie stehen Sie zur Entwicklung, dass man im Sport das nötige Kleingeld benötigt, um erfolgreich zu sein?
Also meiner Meinung nach hat sich die Situation so erst in den letzten Jahren entwickelt. Es ist eine Tendenz erkennbar, dass Fahrer aus unseren Nachbarländern einen Vorteil haben. Wenn man schaut, wer im Nachwuchssport der Formel-Rennserien fährt, findet man wenig deutsche Talente, die da mit­fahren können. Nationen wie Frankreich, Italien und Holland sind uns da um Welten voraus. Ich selber sehe das problematisch für die Zukunft, werde aber alles dafür geben, solange wie möglich mithalten zu können.

Interview: André Steinigen

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