Auf der Überholspur

© Erik Zipfel
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Im Gespräch mit Rennfahrer Jonas Greif

Er war keine acht Jahre, als Jonas Greif mit dem Rennsport-Virus infiziert wurde. Damals saß der geborene Coswiger zum ersten Mal in einem Go-Kart, und schon war es um ihn geschehen. Fortan verbrachte er jede freie Minute auf der Kartbahn und heimste erste Erfolge ein. Inzwischen hat er den Schritt in den Touren­wagen­bereich geschafft und fährt aktuell in einem Porsche GT4 für das Lechner Racing-Team in der Porsche Sprint Challenge Central Europe, die er 2021 als Endurance-Meister abschloss. 2022 will er nun in der nächsthöheren GT3-Serie, dem Porsche Carrera Cup Deutschland, an den Start ge­hen und auch für die Zeit danach hat er fest gesteckte Karriereziele. Im Interview erzählt uns der sympathische 20-Jährige unter anderem, was für Aufgaben zu einem Leben als Profi-Rennfahrer gehören.

Top: Woher kommt die Faszination für den Rennsport?

Jonas Greif: Die Faszination kommt eigentlich durch meinen Papa, den man zur Generation Schumacher zählen könnte. Er hat mich mit ungefähr sieben Jahren zum ersten Mal auf die Kartbahn mitgenommen. An dem Tag wurde die Leidenschaft in mir entfacht und es gab kein Zurück mehr vom Motorsport. Ich wollte dann jedes Wochenende Leihkart fahren, was allerdings irgendwann auch sehr kostspielig wurde. Kurzerhand haben wir uns dann bei ebay ein eigenes Kart besorgt. Mein Papa hat da-raufhin gesagt, dass er mit Kartfahren aufhören wolle und stattdessen alle Energie und finanzielle Unterstützung in meine Entwicklung stecken würde, wenn ich ihn das erste Mal überhole. Das ist dann zu meinem Glück relativ schnell passiert.

Top: Wie wichtig ist die Unterstützung der Familie für die Entwicklung als Rennfahrer?

Jonas Greif: Unheimlich wichtig. Die Unterstützung ist essenziell. Das geht schon in der Schule los. Die Eltern müssen davon überzeugt sein, dass ihr Kind Schule und Sport parallel schaffen kann. Und heute ist es so, dass ich viel unterwegs bin, um mein Sponsorennetzwerk auszubauen. Da bleibt dann leider nicht so viel Zeit für die Familie. Zudem verpasse ich oft wichtige familiäre Ereignisse, weil ich bei Rennen oder anderen Veran­stal­tungen bin. Aber das gehört eben zum Rennfahrerdasein dazu und meine Familie akzeptiert das zum Glück voll und ganz.

Top: Ein Sponsorennetzwerk mit potenten Partnern ist ebenfalls sehr wichtig. Gehst Du selbst auf Sponsorensuche?

Jonas Greif: Zunächst habe ich mich um alles selbst gekümmert, Mit 13 Jahren haben mir meine Eltern gesagt, dass es für unsere Familie schwer wird, die Leidenschaft finanziell noch weiter zu stemmen. Wenn ich meinen Traum weiterleben möchte, müsste ich selbst was dafür tun. Ich habe dann eine Sponsorenmappe zusammengestellt und bin mit 13 Jahren durch Coswig geradelt, um bei den ortsansässigen Firmen zu fragen, ob sie mich unterstützen wollen. Mittlerweile habe ich 40 Partner im Netzwerk. Das ist auch mal eine gute Gelegenheit, um meinen Partnern für die Hilfe zu danken, denn egal welche Heraus­forde­rungen es gibt, versucht jeder Partner mit Gas zu geben und mich jederzeit voll zu unterstützen. Das Netzwerk soll und darf aber gerne noch weiter wachsen. Wenn es eine Affinität zum Motor­sport gibt bzw. Interesse an einem modernen Sponsoring besteht, dann freue ich mich sehr über eine Zusammenarbeit. Mein Ziel ist es auf jeden Fall, das Netzwerk bis zum nächsten Jahr mit regionalen Partnern weiter auszubauen.

© Martin Trenkler

Top: Ist denn die Sponsorenbetreuung noch vereinbar mit der Rennfahrerkarriere?

Jonas Greif: Das Netzwerk betrachte ich schon als mein Baby, das ich gerne unter meiner Obhut habe. Aber inzwischen habe ich gerade vor dem Hintergrund des Aufstiegs in die GT3-Serie eine kompetente Person für die Betreuung an der Strecke an meiner Seite, die mir viel abnimmt. Das ist wichtig, da ich mich auf die Rennen konzentrieren können muss. Auch in der Off-Season ha­be ich inzwischen einen Berater (Maximilian Schuler), der mich beim Management des Netzwerks unterstützt. Da braucht es viel Vertrauen, das über die Jahre gewachsen ist. Denn ich möchte meine Part­ner­schaften, die ich über die Jahre aufgebaut und gepflegt habe, in sicheren Händen wissen.

Top: Wie steht es um die Infrastruktur in der Region für den Rennsport? Ist Sachsen da gut aufgestellt?

Jonas Greif: Als ich angefangen habe, gab es noch eine Kartbahn in Dresden, auf der ich immer gefahren bin. Es gibt auch direkt bei uns in Coswig eine Strecke, die ich in meinen Kart-Zeiten sehr oft für das Wintertraining genutzt habe. Wir hatten aber schon das Problem, dass es in Ostdeutschland kaum Bahnen mit Wettbewerben gab. Deshalb sind wir dann oft nach Bayern gefahren. In Wackersdorf z.B. ist eine Strecke, auf der auch Welt­meis­ter­schaften stattfinden. Man braucht Gelegenheiten, bei denen viele Fahrer da sind. Wenn man allein auf der Strecke ist, dann ist man nur damit beschäftigt, die Strecke sauber zu fahren. Heute stehen wir in Sachen Kartbahnen in Sachsen wieder ein bisschen besser da. So gibt es in Mülsen eine sehr moderne Strecke, die der ADAC Sachsen mitgebaut hat.

Top: Wie sieht es mit Strecken für die größeren Fahrzeug­klassen aus?

Jonas Greif: Da kann ich mich in der Region überhaupt nicht beklagen. Wir haben den Sachsen- und den Lausitzring. In Oschersleben gibt es eine Strecke, die nicht weit weg ist. Und in Tschechien gibt es noch das Autodrom Most. Wir haben also vier Strecken, die in unserem direkten Umfeld liegen. Das ist für mich nicht nur für die Rennpraxis von Vorteil, denn ich bin auch als Instruktor aktiv. Ich setze mich also bei Privatkunden mit ins Auto, gebe meine Erfahrungen weiter und absolviere vom Bei­fah­rersitz aus ein In-Car-Coaching. Das sind dann private Fah­rer, die sich mit einem Sportwagen einen Traum erfüllt haben und denen ich zeige, was die Autos wirklich zu leisten imstande sind.

Top: Du bist Fahrer für das österreichische Renn-Team Lechner Racing. Wie ist die Zusammenarbeit zustande gekommen und worin besteht die Philosophie des Teams?

Jonas Greif: Lechner Racing hat sich seit vielen Jahren auf die Fahnen geschrieben, Nachwuchskräfte zu fördern, und zwar nicht nur, was das Fahrerische betrifft, sondern auch bezüglich Vermarktung und Sponsorenakquise. Da bin ich sehr dankbar. Lechner Racing ist ein sehr familiäres Team, das ja auch von Walter Lechner gewissermaßen als Familienunternehmen aufgebaut und nun von den beiden Brüdern Robert und Walter Lechner junior weitergeführt wird. Robert Lechner ist auch eine Art Mentor für mich, von dem ich mir viel abschauen konnte. Ich bin da sehr feinfühlig und muss mich als Fahrer wohlfühlen im Team. Und das ist bei Lechner Racing absolut gegeben.

Für die Langfassung dieses Interviews empfehlen wir Ihnen unsere Podcast-Reihe topcast, in dem Jonas Greif außerdem über seinen weiteren Karriereweg, die nächsten Ziele und den Status des Motorsports in Deutschland spricht, aber auch das Thema Nachhaltigkeit im Motorsport kommentiert.

Jonas Greif dankt den SPONSOREN der Saison 2021: www.dieunfallgutachter.de | www.bohrwerkzeuge.com | www.curadime.de | www.koenigbau.eu | www.kvs-michael-mross.de | www.factum-ag.de | www.tucatap.com | www.ksac-avd.de | www.dresdner-konzept.de | www.vonedelmann.de | www.mieth-gmbh.de | www.lsd-service.de | www.haftstark.de | www.agentur-network.info | www.elfercentrum.de | https://vertretung.allianz.de/janet.schumann/#bing | www.studio-greif.de | https://ic-friedl.de/

Interview: Philipp Demankowski

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