Authentisches Barockerlebnis

Blick in den Barockgarten Großsedlitz / Foto: Felix Posselt
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Der Barockgarten Großsedlitz ist immer einen Ausflug wert. Der 18 Hektar große Garten gilt nach wie vor als herausragendes Beispiel französischer Gartenbaukunst.

Wer es nicht bis nach Versailles schafft, sollte einen Ab­-stecher in den Barockgarten Großsedlitz ins Auge fassen. Immerhin folgte der Park den Gartenbauprinzipien eines französischen Gartens. So ist der Park wie sein großes Vorbild bei Paris geometrisch gegliedert. Schon bei der Planung wurde sehr viel Wert auf Regelmäßigkeit und Symmetrie gelegt. Zahlreiche Sandsteinfiguren säumen die Wege im Park. Zu­dem ist die Anlage durch ihre Hanglage mit Terrassierung und Freitreppen ein echtes architektonisches Schmuckstück. In Sachsen lässt sich barocke Gartenbaukunst nirgends sonst so authentisch erleben. Und sie ist ein Sinnbild für ausschweifende Lebensfreude. Als Lustgarten wurde die Anlage in Großsedlitz bis 1763 vor allem für Festlichkeiten des Dresdner Hofes genutzt. Der Garten blieb dabei im westlichen Teil unvollendet und wurde auch in den folgenden Jahrhunderten kaum verändert. Die Geschichte der Anlage geht gleichwohl weiter zurück, bis ins anfängliche 18. Jahrhundert.

Foto: Felix Posselt

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Bewegte Geschichte

Nachdem die Anlage vom Reichsgrafen August Christoph von Wackerbarth von 1719 bis 1723 gebaut wurde, gelangte sie noch im Jahr der Fertigstellung in den Besitz von Kurfürst August dem Starken, der es gartenbaulich und architektonisch bis 1727 unter anderem durch den französischen Architekten Zacharias Longuelune vergrößern und umgestalten ließ.

Während das Schloss in Pillnitz dem Vergnügen diente und das Schloss Moritzburg der Jagd, war Großsedlitz als Ordens­schloss für die Stiftungsfeste des polnischen Weißen-Adler-Ordens vorgesehen. Allerdings wurde das Fest unter August dem Starken nur einmal 1727 veranstaltet. Dafür richtete sein Sohn Kurfürst Friedrich August II. die Feierlichkeiten zwischen 1740 und 1756 gleich zwölfmal aus, wobei das regelmäßig durchgeführte Preisschießen stets zu den Höhe­punkten zählte.

Foto: Felix Posselt

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Zitrusfrüchte in Sachsen

Ein besonderes Highlight im gut gefüllten Großsedlitzer Ver­anstaltungskalender sind heute die jährlich stattfindenden Zitrus­tage. Nachdem man Zitrusfrüchte im Mittelmeerraum schon in der Antike kannte, waren die eigentlich in Ostasien beheimateten Pflanzen lange Zeit nur als Importprodukt zu bestaunen. In den Zentren barocker Gartenbaukunst gehört es allerdings zum guten Ton, auch Zitruspflanzen auszustellen. Gerade Orangenbäume galten als äußerst prestigeträchtig, vergleichbar mit wertvollen Porzellansammlungen oder Kunst­gegen­ständen. Klar, dass auch die Herren Barockfürsten ihren europäischen Fürstenkollegen in nichts nachstehen wollten.

Foto: Felix Posselt

Foto: Felix Posselt

Export in den Zwinger

Eines der Zuchtzentren war deshalb auch der Barockgarten Großsedlitz, der von Reichsgraf August Christoph von Wacker­barth von Anfang an als Landsitz mit eigener Orangerie ge­plant war. Baumeister Johann Christoph Knöffel errichtete 1720-21 ein ansehnliches Orangeriegebäude, das als einziges Gebäude der Anlage bis heute seine ursprüngliche Gestalt bewahrt hat. Bei den alljährlichen Zitrustagen wird dieser Zeit in aller Umschweife gedacht. Dabei ist die große Sortenvielfalt auf die Sammelleidenschaft barocker Fürsten und auf die Kunstfertigkeit ihrer Gärtner zurückzuführen. Bei einem Streifzug durch den Garten entdeckt man dann auch abseits der Zitrustage zwei repräsentative historische Orangerien und einen großen Bestand von Bitterorangen, den sogenannten Pomeranzen, die nach historischem Vorbild gezüchtet werden. Viel Aufsehen erregte der Umzug der Pomeranzen in den Zwinger im Mai 2017. Die kalten Tage verbringen die sensiblen Pflanzen dann aber doch lieber in der wohlig-warmen Um­gebung der Großsedlitzer Orangerien.    

Weitere Informationen, Öffnungszeiten etc. unter www.barockgarten-grosssedlitz.de

Text: Philipp Demankowski

                         

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