Tabak-Hauptstadt Dresden
Die neue Sonderausstellung „Tabakrausch an der Elbe. Geschichten zwischen Orient und Okzident“ im Stadtmuseum behandelt die Historie der Dresdner Zigarettenindustrie.
Jeder Dresdner kennt die Yenidze, jede Dresdnerin die f6-Ziga retten. Doch dass die Tabakindustrie in der Stadt bis ins Jahr 1862 zurückgeht, wird nicht allen Einwohnern bekannt sein. Es waren vor allem Einwanderer aus dem Osmanischen Reich und Osteuropa, die in der Folgezeit mehrere Dutzend Unternehmen gründeten. Dresden stand spätestens zur Zeit der Hochindustrialisierung sogar in dem Ruf, die deutsche Tabakhauptstadt zu sein. Und das nicht zu Unrecht. Schließlich kamen 1910 rund drei Viertel der deutschen Tabaksteuer aus Dresden und auch zahlreiche Verbände ließen sich in der Elbestadt nieder. Ab 1908 machte der damals äußerst kontrovers aufgenommene Entwurf für die im Stil einer Moschee erbaute Zigarettenfabrik Yenidze von sich reden. Ein Gebäude entstand, das heute nicht mehr aus dem Stadtbild wegzudenken ist.
Glamour und Widerstand
Dass Tabak einst auch für Glamour stand, beweist die neue Sonderausstellung „Tabakrausch an der Elbe. Geschichten zwischen Orient und Okzident“ im Stadtmuseum an vielen Stellen. Von dieser Blütezeit zeugen zahlreiche aufwendige und kunstvolle Werbeplakate von renommierten Gestaltern wie Fritz Rehm, Willy Petzold oder Ilse Lagerfeld. Doch auch mit anderen Exponaten zeichnet die Ausstellung Aufstieg und Fall der Tabakindustrie in Dresden nach. Darüber hinaus werden Bezüge hergestellt zu der im Industrieland Sachsen frühzeitig entstandenen Lebensreformbewegung. Thematisiert wird dabei auch der frühe Widerstand der Tabakgegner, die am Anfang eines Kulturwandels in der Gesellschaft stehen, der bis in die Gegenwart führt.
