Für mehr WIR statt ICH

Die derzeit 30 Mitglieder aus sechs Nationen sehen die Haupt­aufgabe des Atticus e.V. in der Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts und dem Abbau von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. / Foto: © Atticus e.V.
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Wie ein Dresdner Verein für den gesellschaftlichen Zusammenhalt arbeitet

2019 ist Superwahljahr in Sachsen. Nicht nur auf kommunaler und euro­päischer Ebene, sondern auch am 01. September zur Landtags­wahl. Dass die Gesellschaft in Dresden und ganz Sachsen vor einigen Heraus­forderungen steht, ist niemandem neu. In welcher Ge­­sell­schaft wollen wir zusammenleben? Wie schaffen wir es, zu einem Miteinander zu kommen, in dem kein Mensch benachteiligt wird? Wie kann eine Ge­sellschaft trotz ihrer großen Vielfalt friedlich miteinander leben? Der gemeinnützige Verein Atticus e.V. sucht durch seine Projekte Ant­worten auf diese brennenden Fragen.

Seit 2016 gibt es den Atticus e.V., der sich die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammen­halts als Hauptziel gesetzt hat. Derzeit besteht der Verein aus 30 ehrenamtlichen Mit­glie­dern aus sechs Nationen mit unterschiedlichen Berufen und Gene­ra­tionen. Darunter sind auch bekannte Dresdner wie der So­zio­loge Karl-Siegbert Rehberg, der ehemalige Sächsische Wirt­schaftsminister Martin Gillo, der Musiker Ezé Wendtoin, der ehemalige „Dresden für Alle“-Sprecher Eric Hattke und die Opernsängerin Tichina Vaughn. Aus dieser Vielfalt schöpft der Verein seine Ideen, Projekte und Kraft.

TACHELES-Veranstaltung zum Therma „Rassismus in Sachsen” / Foto: © Atticus e.V.

Am bekanntesten ist der Verein durch seine Diskussionsreihe „TACHELES“.
Diese Veranstaltungsreihe richtet sich an alle Menschen in und um Dresden. Bekannte Persönlichkeiten des politischen und gesellschaftlichen Lebens sprechen im Rahmen von Podiumsdiskussionen über aktuelle Herausforderungen unserer Gesellschaft.
Ziel der Veranstaltungsreihe ist es, neue Blickwinkel zu entdecken und sie als Impulse für das eigene Nachdenken und Handeln zu nutzen. Dem Verein ist es wichtig, die Dis­kus­sionen wieder auf eine sachliche Ebene zu heben. Die konkreten Inhalte der Gesprächsreihe orientieren sich entweder jeweils am Gast oder an aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen. Um die Veranstaltung einem möglichst großen und vielfältigen Publikum zugänglich zu machen, verlangt Atticus e.V. keinen Eintritt.

Die Veranstal­tun­gen werden seit dem ersten TACHELES komplett aufgezeichnet und ins Internet gestellt, damit diese von noch mehr Men­schen, auch im Nach­gang, verfolgt werden können. Eben­so ko­ope­riert Atticus mit Gebärdensprach­dol­met­schern, um Men­schen mit einer Hör­beeinträchtigung das Verständnis der De­batte zu ermöglichen. Das Publikum wird an der Diskussion beteiligt, indem es die Gelegenheit hat, vor der Veranstaltung Fragen und Anregungen an Atticus zu senden. Diese fließen in die Vor­bereitung und Moderation ein. Insgesamt will Atticus mit Hilfe der TACHELES-Reihe den gegenseitigen Respekt innerhalb der Zivilgesellschaft stärken, den Extremismus ab­bauen helfen und somit letztlich das demokratische Zu­sammen­wirken stärken.

Neun Mal hat der Verein bereits Tacheles gesprochen. Dabei tourt die Diskussionsreihe durch ganz Dresden. Vom Innenhof des Dresdner Residenzschlosses zu „TACHELES zu Sächsi­schen Städten“ mit den Oberbürgermeistern aus Dresden, Leipzig, Bautzen, Großharthau und Arnsdorf, zum Schauspiel­haus mit „TACHELES zu Ostdeutschland“ bis zur Universitäts­bibliothek zu „TACHELES zur Bundestagswahl“. Besonders oft findet die Veranstaltung im Deutschen Hygiene-Museum Dresden statt. So „TACHELES zu Weimarer Verhältnissen“, „TACHELES zu Schulen in Sachsen“, „TACHELES zur sächsischen Polizei“ und „TACHELES zum Rassismus in Sachsen“. Schon allein die Auf­zählung zeigt, dass sich der Verein nicht vor heißen Themen fürchtet. Spannend dabei ist auch immer wieder die Zusam­men­­setzung der Podien, die, zumindest für Sachsen, ungewöhnlich ist. Zu der Frage, wie groß das Problem des Rassis­mus in Sachsen ist und was dagegen getan werden kann, diskutierten nicht nur Migranten-, Wissenschafts- und Justiz­vertreter, sondern auch der Sächsische Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer. Der Anspruch des Vereins ist es, sowohl Betroffene, Experten als auch Verant­wortungsvertreter zu Wort kommen zu lassen, die das gesellschaftliche Meinungsspektrum von links bis konservativ abdecken. Eine Premiere in Sachsen war zudem „TACHELES zur Sächsischen Polizei“, bei der zum ersten Mal öffentlich ranghohe Polizeivertreter mit politischen Vertretern der Regierung und der Opposition über Herausforderungen und interne Probleme der Polizei diskutierten.

Die TEDxDresden-Ideenkonferenz findet 2019 im Dresdner Kulturpalast statt / Foto: © Atticus e.V.

Neben TACHELES organisiert der Verein die Literaturreihe „lesen verbindet – Menschen und ihre Bücher“, in der bekannte Dresdner und sächsische Prominente Bücher vorstellen, die sie im Laufe ihres Lebens sehr geprägt haben und die relevante aktuelle gesellschaftliche Themen behandeln. Auch bei den Vorlesenden, von Gunther Emmerlich über Eva-Maria Stange bis hin zum Sächsischen Landespolizeipräsidenten, zeigt sich die Vielfalt des Vereins. 2019 richtet der Atticus e.V. erstmals im Dresdner Kulturpalast die TEDxDresden aus, welche zuvor in der Staatsoperette mehr als 650 Gäste anzog. Diese Ideen­konferenz soll dazu beitragen, innovative Ideen zu verbreiten und Dresden zu bereichern.

Atticus e.V. mit einem LKW auf der Tolerade / Foto: © Atticus e.V.

Aber nicht nur eigene Projekte sind für den Verein wichtig. Die aktive Unterstützung anderer Träger und Projekte ist ebenso Ausdruck des Selbstverständnisses wie die Vielzahl an eigenen Projekten. So unterstützt Atticus die Musikparade TOLERADE, die Demonstration des CSD Dresden, den March for Sience der Dresdner Wissenschaftsszene, die Parade der Viel­falt, die für die Rechte für Menschen mit Behinderung eintritt und das Kulturbündnis WOD – weltoffenes Dresden. Das Netzwerk des Vereins reicht durch den Kunstpreisträger Ezé Wendtoin bis nach Westafrika nach Burkina Faso, wo der Ver­ein in Kooperation mit dem ansässigen Verein APECA einen Brunnen baute. In Zukunft sollen dort eine Grundschule und ein Mädcheninternat entstehen. Dabei achtet der Verein stets darauf, dass nicht er die Entscheidungen trifft, sondern der Kooperationspartner vor Ort, der die Umstände und Not­wendig­keiten besser einschätzen kann. Der Verein sucht für die Umsetzung seiner Projekte helfende Hände sowie Spen­den. Auch zur bevorstehenden Wahl im September wird Atticus Projekte veranstalten.

Wer mehr über den Verein wissen will, findet weitere Informationen auf www.atticus-dresden.de sowie auf dem YouTube- und Facebookkanal des Vereins.

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