Drei Wochen Normalität

Soziales Engagement: Besuch der Tschernobyl Kinder im Juni 2018. / Fotos: © Deutsche Post
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Jedes Jahr im Juni erholen sich weißrussische Kinder aus den kontaminierten Gebieten um Tschernobyl bei einem Urlaub in unserer Region.

Es ist eine Aktion für mehr Menschlichkeit. Seit 2011 lädt die Tschernobylinitiative Ottendorf-Okrilla in Kooperation mit aktiven und ehemaligen Mitarbeitern der Niederlassung Brief Dresden der Deutschen Post jedes Jahr circa 20 Kinder aus dem weißrussischen Buda-Koschelewo zu einem Erholungs­urlaub nach Deutschland ein. Die fast ausgestorbene Klein­stadt, die 200 Kilometer von Tschernobyl entfernt liegt, ist zwar mit Abstrichen bewohnbar, der umliegende Wald aber gilt als verstrahlt. Dass es sich bei dem Urlaub für die Kinder wortwörtlich um eine Erholung handelt, zeigt die Tatsache, dass es ihnen nach dem Aufenthalt in Deutschland auch gesundheitlich besser geht. 2018 wurde den Kindern am Anfang und am Ende ihrer Reise etwas Blut abgenommen. Die Blutwerte zeigten sich nach den drei Wochen durchweg verbessert. Die Kinder übernachten während ihres Aufenthalts bei Gast­familien, von denen einige einst in der Niederlassung Brief Dresden der Deutschen Post in Ottendorf-Okrilla be­schäftigt waren oder es heute noch sind. Die Zusammen­arbeit mit der Tschernobylinitiative Ottendorf-Okrilla kam dabei durch zwei Kollegen zustande, die sich im Verein engagieren.

Foto: © Deutsche Post

Kleine Geschenke und große Augen
Die Gastgeber gehen mit den Kindern in den Zoo, ins Freibad oder einfach nur ein Eis essen. Auch eine Besichtigung im beeindruckenden Briefzentrum der Post steht auf dem Pro­gramm. Den Abschluss bildet stets ein großes Fest, bei dem die Kinder dann auch noch kleine Geschenke bekommen. „Letztes Jahr haben wir dafür extra Mützen gestrickt. Die waren in Nullkommanix verteilt. Die Kinder freuen sich wirklich über jede Aufmerksamkeit“, erinnert sich Niederlassungsleiterin Marion Oppermann. Die Verständigung klappt super. Viele der Gastgeber können ihr Schulrussisch wieder auf Vordermann bringen, und wenn man sich mal gar nicht versteht, helfen die Begleiter aus Weißrussland. „Mir ist es ein großes Anliegen, den Mitarbeitern, die sich für das Wohl der Kinder engagieren, einmal ausdrücklich Danke zu sagen“, sagt Marion Opper­mann. „Mit der Aktion wollen wir auch für das Thema sensibilisieren“. Die Nuklearkatastrophe ist zwar 33 Jahre her, ihre Folgen sind aber nach wie vor eine große Gefahr und werden es nach Expertenmeinung voraussichtlich noch 300 Jahre bleiben. Gerade im umliegenden Gebiet.

Text: Philipp Demankowski

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