Ein musikalischer Kosmopolit macht in Dresden Station

Daniel Hope / Foto: © Harald Hoffmann
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Die Nachricht war ein Paukenschlag für die Musikstadt Dresden. Daniel Hope übernimmt mit dem Konzertjahr 2019 die Position des Künstlerischen Leiters der Frauenkirche Dresden.

Die Botschaft des Gotteshauses will der im südafrikanischen Durban geborene Klassikstar fortan musikalisch bei über 50 Konzerten pro Jahr vermitteln. Der Violinist Daniel Hope ist ein vielbeschäftigter Mann. Seit Beginn der Saison 2016/17 ist Daniel Hope Musikdirektor des Zürcher Kam­mer­orchesters. Bereits seit 2004 ist er Associate Artistic Director des Savannah Music Festivals. Zudem leitet ab der Saison 2017/18 als Artistic Partner des New Century Chamber Orches­tra San Francisco je­weils mehrere Projekte pro Saison mit dem Orchester von der Geige aus. Seit 25 Jahren ist er als Solist auf den Bühnen der Welt unterwegs. Der Gewinner des Europä­ischen Kultur­preises 2015 ist für seine musikalische Kreativi­tät und für sein Engagement für humanitäre Zwecke weltweit be­kannt. Nun also die neue Auf­gabe in Dresden. Wir sprachen mit dem sympathischen Welt­bürger kurz vor seinem Amtsantritt.

Welche Rolle spielt die Frauenkirche für Sie?

Schon lange eine besondere. Als ich das erste Mal dort spielen durfte, war ich überwältigt. Nicht nur, da ich weiß, welche Geschichte die Frauenkirche als Symbol für Frieden, Versöhnung und Toleranz besitzt. Ihre Schönheit und Er­haben­­heit machen mich jedes Mal aufs Neue sprachlos.

Daniel Hope / Foto: Nicolas Zonvi

Mussten Sie lange überlegen, als das Angebot dem Tisch lag? Was hat letztlich den Ausschlag gegeben?

Nein, es war ein spontanes Gefühl. Ich bin allerdings in mich gegangen, ob ich dieser Aufgabe als Künstle­ri­scher Leiter gewachsen bin, da dies eine Menge Verantwortung bedeutet, menschlicher und musikalischer Art. Als ich sah, dies könnte funktionieren, sagte ich zu. Zudem gaben schon mein Mentor Yehudi Menuhin sowie mein Stiefvater Benno Schollum Benefizkonzerte für den Aufbau der Frauenkirche. Damit schließt sich gewissermaßen ein Kreis.

Inwiefern sind Sie der Musikstadt Dresden auch vorher schon verbunden gewesen? In der Frauenkirche habe Sie ja schon oft gespielt. Zuletzt hatten Sie auch beim „Sommer­nachts­traum“ in der Semperoper musiziert.

Die Musikgeschichte wurde so intensiv von Dresden und Sachsen geprägt, und ich finde es spannend, auf ein solches Fundament weiter aufbauen zu dürfen. Neben Konzerten in der Frauenkirche war die Anfrage der Semper­oper eine besondere: die Musik von Max Richter, mit dessen „Recomposed” ich auch ein Album eingespielt habe, auf die Bühne zu bringen. Die Choreographie und die Musiker und Tänzer der Semperoper sind unglaublich, und ich bin beeindruckt, wie die Künste ineinander übergreifen.

An neuen Projektideen scheint es nicht zu mangeln. Ihr Arbeitspensum ist enorm. Woher kommt der Antrieb?

Im Gegensatz zu Politikern sind wir Musiker mit der Wirkung dessen, was wir tun, jeden Tag konfrontiert. Das habe ich bemerkt, als ich als Stipendiat von „Live Music Now” in London war, jenem wunderbaren Verein von Yehudi Menuhin, der Musik in Pflegeheime, Krankenhäuser, Gefäng­nisse bringt und der besonders in Deutschland aktiv ist. Und als ich mit Kindern sprach, habe ich gemerkt, was für eine einmalige Wirkung Musik auf jeden Einzelnen haben kann. Eine sehr unmittelbare. Wir können Musik nutzen, um Erin­nerun­gen wach zu halten, um Menschen zu trösten, ihnen einen Halt zu geben und auch Emotionen fließen zu lassen. Und ich freue mich, wenn ich hierzu einen Beitrag geben kann.

Welche Leitlinien werden Ihre Arbeit als künstlerischer Leiter moderieren? Welche Rolle spielt dabei die Mentalität der Stadt?

Ich erlebe Dresden als eine offene und kulturbegeisterte Stadt. Wenn ich Leitlinien nennen soll, so die, dass jeder Baum Wurzeln und Blätter hat, und ebenso ist es mit der Musik. Wir müssen uns unserer Vergangenheit bewusst sein, aber wir können unsere Äste in alle Richtungen ausstrecken.

Liegt ihnen die Arbeit als Kurator? Sie betonen ja immer, wie wichtig ihnen der Aspekte von Musik als Vermittlungs­instrument ist.

Ja, deswegen bin ich als Künstlerischer Leiter der Frauenkirche und zwei Orchestern in Zürich und San Francisco tätig. Wenn Sie allerdings als Kurator die museumsbezogene Tätigkeit meinen, so habe ich höchsten Respekt vor dieser Arbeit. Man muss geschichtlich und kunstgeschichtlich schon sehr verbunden sein, dies ist bei mir mehr auf der musikgeschichtlichen Seite verankert. Wenn es allerdings so etwas gäbe wie die derzeitige Ausstellung von Wes Anderson und Juman Malouf im Kunsthistorischen Museum in Wien (eine Reihe, bei der Künstlerpersönlichkeiten gefragt werden, durch eine Auswahl von Werken aus der Kollektion ihre persönliche Sicht darzustellen), würde ich mich gerne einmal damit auseinandersetzen.

Darf man schon über geplante Veranstaltungen sprechen?

Sobald man darf, finden sich diese auf meiner Homepage. In Dresden haben mein Team und ich bereits das Konzertjahr 2019 durchgeplant, derzeit sind wir schon mitten in der Gestaltung von 2020.                                     

www.danielhope.de

www.frauenkirche-dresden.de

Interview: Philipp Demankowski

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