Spiegel der Gesellschaft
„Woyzeck” und „Chocolat” am Staatsschauspiel Dresden
WOYZECK
Mit Woyzeck und Marie erscheinen erstmals die sozial Benachteiligten als tragische Protagonist*innen im modernen deutschen Drama. Erstmals aufgeführt wurde das Dramenfragment, mit dessen Niederschrift Georg Büchner (1813-1837) im Jahr 1836 begann, 1913 im Residenztheater München. Georg Büchner hatte dafür Kriminalfälle seiner Zeit studiert und fragte mit seinem Woyzeck, wie frei Menschen in ihren Entscheidungen überhaupt sein können. In vier Handschriften liegt das Fragment vor, nur in der frühesten gibt es die Szene des Mordes. Schicht für Schicht fächerte der 23-jährige Autor kurz vor seinem Tod die psychologischen und sozialen Spannungen auf, die Woyzeck zum Mord treiben. Es ist vor allem das gewaltheischende soziale Umfeld, es sind die Handwerker und Bürger, die Woyzeck dazu anstacheln, Marie zu töten. Der Femizid ist bei Büchner kein privater, sondern ein gesellschaftlich verorteter Mord. Entsprechend ikonisch und monströs zeichnet er die Repräsentanten dieser Gesellschaft – den gewalttätigen Tambourmajor, den perfiden Doktor, den zynischen Hauptmann und die schwadronierenden Handwerker. Georg Büchners Text durchdringt wie ein Skalpell die Hülle gesellschaftlicher Konventionen und legt die menschlichen Triebe und Begierden bloß. Hausregisseurin Lily Sykes inszeniert in ihrer dritten Dresdner Arbeit Büchners Fragment voll Sinnlichkeit, Gewalt, Humor und Poesie.
WOYZECK von Georg Büchner
Kleines Haus 1, Glacisstraße 28, 01099 Dresden
CHOCOLAT
Zu Gast im Schauspielhaus ist am Neujahrstag mit „Chocolat” eine klassische Screwball-Komödie für Erwachsene. Die junge, alleinerziehende Mutter Vianne Rocher eröffnet am Kirchplatz eines kleinen, südfranzösischen Dorfes eine Pâtisserie, einen kleinen Tempel für feinste Schokoladen. Für Dorfpfarrer Francis Reynaud ist diese Art der „Verführung“ eine Provokation. Unerbittlich verbietet er den Gemeindemitgliedern jeden Umgang mit der jungen Frau – und wird zu ihrem Antagonisten. Konträre Lebensentwürfe prallen äußerst kurzweilig aufeinander: Die Abneigung gegen alles Fremde auf Seite des Pfarrers, Freimut und Genuss auf der anderen. Erzählt wird diese Geschichte von einem virtuosen Quartett um den Akkordeonisten Valentin Butt und den Geiger Roland Satterwhite und vom wunderbaren Schauspielerpaar Ann-Kathrin Kramer und Harald Krassnitzer. Sie gehört zur Crème der deutschsprachigen Filmschauspielerinnen.
Er verkörpert seit vielen Jahren eindrucksvoll u.a. den Wiener Tatort-Kommissar. Der Grantler und die charmante Verführerin – zwei Charaktere, die den beiden Schauspielern geradezu auf den Leib geschrieben sind. Besucher erwartet eine mitreißende Mischung aus Schauspiel, Lesung und Konzert.
Chocolat von Joanne Harris
mit Ann-Kathrin Kramer, Harald Krassnitzer & Les Manouches Du Tannes
am 01.01.2024 um 19.30 Uhr
im Schauspielhaus, Theaterstraße 2, 01067 Dresden
Spielplan etc. unter www.staatsschauspiel-dresden.de