Schönheitsideale des Rokoko

© Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Fotos: Elke Estel/Hans-Peter Klut
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Die Gemälde­ga­lerie Alte Meister widmet der bekanntesten Pas­tell­malerin des 18. Jahrhun­derts Rosalba Carriera zum 350. Geburtstag die Aus­stellung „Perfektion in Pastell”.

A ls eine der ersten Künstlerinnen feierte die Porträtistin Erfolge in ganz Europa. Im Winckelmann-Forum im Semperbau werden rund 150 Objekte gezeigt, viele davon aus dem eigenen Bestand der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Sie besitzen heute mit 73 Pastellen das weltweit größte Konvolut an Arbeiten der Venezianerin (1673–1757).

Die Pastellmalerei galt damals noch als eine junge Gattung. Rosalba Carriera war maßgeblich daran beteiligt, dass diese Maltechnik zum geschätzten Genre wurde. Wie gefragt die Künstlerin war, zeigen die vielen Bildnisse von Fürsten regierender Herrscherhäuser Europas. Ein Besuch bei ihr zählte zudem zum festen Programm der zahlreichen Reisenden auf ihrer Grand Tour durch Italien. Sie hielt aber auch Literaten, Musiker und Tänzerinnen ihrer Heimatstadt Venedig fest.
Rosalba Carrieras Pastelle sind Zeugnis der Schönheitsideale des Rokoko, deren Kosmetik vom weißen Puder bestimmt war: blasse, ebenmäßige Haut, bestäubte Haare und Perücken. Die Wiedergabe der Gesichter, der Kleidung und der Frisuren findet in den pulvrigen Oberflächen der Gemälde ihre realistische Entsprechung.

Rosalba Carriera, „König Ludwig XV. von Frankreich”, 1720/21, Pastell auf Papier 50,5 x 38,5 cm, © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut

Carrieras künstlerische Anfänge liegen in der Miniatur­male­rei. In dieser Gattung ernannte die Kunstakademie San Luca in Rom sie 1705 zu ihrem Mitglied. Diese hohe Auszeichnung wurde nur wenigen Frauen zuteil, zumal ihnen eine akademische Ausbildung noch lange verwehrt blieb. Auch die Ac­ca­demia Clementina in Bologna nahm sie 1720 als Mitglied auf, und ein Jahr später die Académie Royale in Paris.

Die Ausstellung führt das Publikum zunächst in die Lagunen­stadt Venedig, mit Ansichten des Canal Grande, an dem Rosal­ba Carriera ihren Wohnsitz hatte. Zu entdecken gibt es auch typische kunsthandwerkliche Erzeugnisse der Zeit wie Glas, Spitze oder feines Tuch. Neben Porträts werden ausgewählte Heiligenbilder Carrieras gezeigt. Schließlich wird auch der Verlust von 83 Werken thematisiert, der die unterschiedlichsten Ursachen wie Diebstahl, Verkauf oder Zerstörung im Zweiten Weltkrieg hatte.

Rosalba Carriera, „Eine Dame mit einem Papagei auf der rechten Hand” (Allegorie der Beredsamkeit), um 1725/30, Pastell auf Papier 54,5 x 41 cm, © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: Elke Estel/Hans-Peter Klut

Die Präsentation wird bereichert durch Leihgaben aus anderen Sammlungen der SKD sowie nationalen und internationalen Museen und mehreren Privatsammlungen. Parallel zur Schau richtet eine konzentrierte Kabinett-Ausstellung mit dem Titel „Aus dem Schatten. Künstlerinnen vom 16. bis 18. Jahrhundert“ bis zum 20. August den Blick auf weitere Künstlerinnen, die bislang eher ein Schattendasein neben den großen und meist männlichen Namen der Kunst­geschichte führten. Oft waren es Töchter berühmter Meister, die eine Ausbildung in der Werkstatt ihres Vaters absolvierten und sich in diesem von Männern dominierten Berufsfeld behaupten konnten. Werke von Lavinia Fontana, Marietta Robusti, gen. La Tintoretta, Theresa Concordia Maron, geb. Mengs und Angelika Kaufmann werden präsentiert.

Rosalba Carriera. Perfektion in Pastell
Im Zwinger
Ausstellung bis 24.09.2023
täglich 10-18 Uhr, Montag geschlossen

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