Präventive Trauerarbeit in Dresden:
Weil Kinder anders trauern

© Johanniter - Tobias Ritz
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Seine Wut rauslassen, schreien, weinen oder sich zurückziehen können, ohne alleine zu sein. Mit jemandem reden, dem man vertraut und der nicht zur Familie gehört. Gemeinsam mit anderen Antworten suchen auf die Fragen, die einen bedrücken, die Erfahrung zu machen, mit seiner Trauer nicht alleine zu sein – im Kindertrauerzentrum »Lacrima« (lat. für Träne) der Johanniter-Unfall-Hilfe Dresden ist das alles möglich.

Eröffnet wurde es im Oktober 2018 als erstes in Sachsen. Bun­desweit gibt es mittlerweile 16 solcher Einrichtungen. Lacri­ma unterstützt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bei ihrer Trauerarbeit und begleitet sie in den verschiedenen Trauer­­phasen. Das Angebot von Lacrima ist für Betroffene kos­ten­los. Jun­ge Men­schen bekommen einen geschützten, vertrauensvollen Raum, hier lernen sie mit ihrer Trauer zu leben und finden nach und nach in ein normales Leben ohne den Ver­stor­benen zurück. Das Angebot richtet sich an Kinder (6-12 Jahre), Jugendliche (13-17 Jahre) und junge Er­wachsene (18-24 Jahre). Sie treffen sich alle zwei Wochen in kleinen Gruppen und teilen ihre Erfahrungen miteinander. Dabei wer­den sie von geschulten ehrenamtlichen Mitarbeitenden be­treut. Bei Lacrima können sie ihre Gefühle auch auf kreative Art zum Ausdruck bringen. Es wird gemalt, ge­bastelt, getobt, ge­spielt und geträumt. Parallel zu den Gruppen­stunden gibt es ein Angebot für die Angehörigen. Lacrima begleitet auch sie auf ihrem Weg durch die Trauer im sogenannten Elterncafé. „Die Arbeit von Lacrima ist keine Therapie­form, sondern eine fundierte, nachhaltige Begleitung, Betreuung und Un­ter­stützung, die jedem Kind hilft, seinen persönlichen Trauer­weg zu finden“, sagt Robert Dietsche, Leiter und Koordina­tor der Lacrima-Einrichtungen in Dresden.

Warum es „Lacrima“braucht
Nichts erschüttert das Leben von Kindern mehr als der Tod eines geliebten Menschen. Erst kommt der Schock, dann die Trauer und mit ihr ein Gefühl der Hilflosigkeit. Kinder reagieren anders als Erwachsene: „Wie in Pfützen springen sie in die Trauer hinein und wieder heraus, sind in einem Moment traurig und gleich wieder fröhlich. Viele Kinder versuchen die Er­wachse­nen zu schonen und verdrängen ihre eigene Trauer. Ge­nau da liegt das Problem“, sagt Dietsche. Kinder müssen ihre Trauer zeigen und über ihre Gefühle reden, denn eine verdräng­te Trauer kann die Ur­sache für gesundheitliche Probleme im späteren Leben sein. In der Begleitung werden neben Gesprächen vor allem spielerische, künstlerisch-kreative und bewegungs-orientierte Metho­den eingesetzt. Dafür stellen das Lacrima Kindertrauerzentrum in Dresden-Leuben und in der Dresdner Altstadt jeweils einen Kreativraum, einen Ru­heraum und einen Wut- und Toberaum be­reit. Er­gän­zend zur Begleitung im Trauerzentrum gibt es Akti­vitäten außer Haus wie Zoo­besu­che, gemeinsames Klettern oder Graffiti-Aktionen. Eine Trauer­bibliothek stellt hilf­reiche Litera­tur zum Thema Trauer­­be­wäl­tigung für Betrof­fene und Mitarbeiter zur Ver­fügung.

„Lacrima“ erfährt große Unterstützung
Nur durch gesellschaftliche Un­­ter­stüt­zung kann das wichtige Ange­bot aufrechterhalten und ausgebaut werden, da es für prä­­­ven­­­tive Trauer­­arbeit nach wie vor wenig Förder­mög­lich­keiten gibt. In der Vergangenheit spendeten Mit­ar­beiter der Kran­ken­kasse DAK fast 1.400 Euro, der Stadt­be­zirksrat Leuben bewilligte mehr als 7.300 Euro, der Stadt­be­zirksrat Alt­stadt be­wil­ligte Gel­der für die Ausbildung weiterer ehrenamtlicher Trauer­be­glei­ter*innen für die neue Außenstelle. Weitere finan­­ziel­le Mittel ka­men beispielsweise von der Com­merz­­bank Stif­tung, ATBAS GmbH & Co. KG, Vorwerk Podemus, der Deut­schen Bank, der Thalia Bücher GmbH und dem Kobalt – Club Royal. Die ABG Con­sulting GmbH, die ABG Mar­keting GmbH, Round Table Dres­den und die Regine Sixt Kin­derhilfe Stiftung sind derzeit lang­fris­tige Un­terstützer und Förderer der La­crima-Ein­rich­tun­gen im Raum Dresden.

Spendenkonto: Johanniter-Unfall-Hilfe e.V., Regionalverband Dresden, Stichwort: „Lacrima Dresden“, IBAN: DE84 3702 0500 0004 3318 04, Bank für Sozialwirtschaft BIC: BFSWDE33XXX

Betroffene wenden sich gern an: Johanniter Quartier Seidnitz, Seidnitzer Str. 4a, 01069 Dresden, Tel.: 0351 20914-33, Mobil: 0152 04628997, Mail: lacrima.dresden@johanniter.de, www.johanniter.de/lacrimadresden

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