Gemeinsam gegen den Krebs

© André Steinigen
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Seit April 2022 ist Falk Noack Geschäftsführer des „Sonnenstrahl e. V. Dresden – Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche”.

Bereits zuvor war er dem Verein viele Jahre als Geschäfts­führer einer Fitnessstudiokette verbunden. Dort unterstützte er regelmäßig die Jugendgruppe des Sonnen­strahl e.V. und sammelte Spendengelder. Mit seiner neuen Aufgabe widmet er sich ganz dem durch Spenden finanzierten Verein, der sich um Kinder und Jugendliche mit Krebs kümmert und schon seit 1990 in enger Kooperation mit der onkologischen Kinderstation des Uniklinikums Dresden die betroffenen Familien unterstützt. Wir trafen Falk Noack zu einem Gespräch über Projekte, Ziele und seine persönliche Motivation.

Sie haben sich in den letzten Monaten ein umfangreiches Bild vom Sonnenstrahl e. V. machen können. Welche Projekte liegen Ihnen derzeit besonders am Herzen?
Aktuell zwei Projekte: Der sogenannte Schulavatar und unser Sportprojekt auf Station. Der „Schulavatar” füllt den leeren Platz des betroffenen Kindes im Klassenzimmer. Er sieht kindlich aus, dreht sich um die eigene Achse und übernimmt durch farbige Signale Aufgaben der Kommunikation, wie zum Beispiel „sich zu melden“. Und natürlich kann das Gerät auch mit der Klasse sprechen. Das erkrankte Kind kann nun also im Krankenhaus oder Zuhause über ein Tablet am Un­terricht teilnehmen. So bleibt neben der Wissensvermittlung vor allem auch der soziale Kontakt aufrecht. In der An­schaf­fung kostet das Gerät ca. 3.500 EUR. Zusätzlich fallen jährliche Unter­halts­kosten in Höhe von 750 EUR für Support etc. an. Ich sehe den Avatar aber nicht nur bei Krebserkrankungen. Er kann bei jedweder Erkrankung mit längerer Abwesenheitsdauer angewandt werden. Von daher wäre es wünschenswert, wenn sich Bil­dungs­politik in der Pflicht sehen würde, zentralisiert Avatare dieser Art anzubieten um be­troffenen Schulen und Schülern die Möglichkeit zu geben, am Unter­richt teilnehmen zu können.

Falk Noack, Geschäftsführer des „Sonnenstrahl e. V. Dresden – Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche” / © André Steinigen

Sie sprachen von einem Sportprojekt. Erzählen Sie mehr.
Das „Sport­projekt auf Station” steht kurz vor der Ausschreibung. Es geht darum, einen Sporttherapeuten/eine Sport­therapeutin auf Station einzusetzen und die Kinder am Kran­kenbett, in einem separaten Zimmer oder auf dem Flur in Bewegung zu halten und die gewonnenen Er­kenntnisse in die For­schung einfließen zu lassen. Ich komme vom Sport und weiß, dass hier mit vergleichsweise geringen Mitteln und wenig Platz viel möglich ist. Ich sehe dieses Projekt als eines meiner Her­zensprojekte an. Sport, Be­we­gung und Aktivität helfen heilen.

Der Sonnenstrahl e. V. plant ein neues „Haus Sonnen­strahl“. Wie weit fortgeschritten ist dieses Projekt?
Unser aktueller Standort stößt, was die Über­nachtungsmöglichkeiten be­trifft, an seine Kapazitäts­gren­zen. Die elf Zimmer im Haus sind nicht mehr ausreichend, denn wir beherbergen hier zum Beispiel auch die Eltern, deren Kin­der über Wochen eine Protonen­be­strah­lung in Dresden erhalten. Seit 2018 sind Überlegungen im Gange, aus dem jetzigen Haus ein reines Elternhaus zur Übernachtung und neue Räume für Therapie-Projekte, Beratung und die Nachsorge zu schaffen. Für dieses Vorhaben hat uns die Uniklinik auf ihrem Gelände ein Grundstück durch übermitteltes Erbbaurecht des Freistaates Sachsen zur Verfü­gung gestellt. Wir werden hoffentlich in naher Zukunft mit dem Bau des Hauses beginnen können, in welches auch das Sächsi­sche Kinder­pallia­tiv­zen­trum und die World Childhood Foundation Deutschland mit einziehen werden. Wir schaffen dort Räume für die Musik-, Kunst- und Sport­therapie sowie für die Transi­tions­sprech­stunde. Momen­tan warten wir auf die Bauge­neh­mi­gung. Wir hoffen aber, dass wir im Januar oder Februar 2023 mit dem Bau beginnen können.
Die Entfernung bzw. Verbindung des neue Objektes zur onkologischen Station beträgt nur 50 Meter, sodass wir perspektivisch auch Kindern die Möglichkeit geben können, das Kran­kenbett zu verlassen um diese Räumlichkeiten und Ange­bote zu nutzen. Für unsere Selbsthilfegruppe von Patienten, Eltern und Geschwistern freuen wir uns auf große barrierefreie Räume, die wir bislang immer extern anmieten müssen.

Visualisierung des neuen „Haus Sonnenstrahl” – Stand Dezember 2022 / Visualisierung: © BAUCONZEPT® PLANUNGSGESELLSCHAFT MBH

Was kann man tun, um das Projekt zu unterstützen?
Das Projekt basiert auf Spenden, wobei der Grund­stein aus dem Erbe des Kabarettisten, Autors und Schau­spielers Olaf Böhme gelegt wurde. Er hat sein Vermögen dem Um­welt­verband „Michael Succow-Stiftung” und uns zur Ver­fügung ge­stellt. Mit diesem Erbe war es überhaupt erst möglich, das Projekt anzugehen. Des Weiteren werden Rück­lagen der vergangenen Jah­re und Spendengelder benötigt, um das Pro­jekt zu fi­nan­zieren. Wir sind über jede Spende dankbar, jeder Euro hilft. Wir haben dafür extra ein Konto eingerichtet. Man kann aber auch direkt an den Sonnenstrahl e. V. mit dem Vermerk „Haus Sonnen­strahl“ spenden, um dieses Projekt und die Zukunft mitzugestalten.

Was bewegt Sie am meisten bei Ihrer täglichen Arbeit?
Am meisten bewegt mich zu sehen, wie stark die erkrankten Kinder und ihre Familien sind und wie tapfer sie die Behandlung durchstehen. Mit meiner Arbeit im Sonnenstrahl e. V. möchte ich dazu beitragen, dass es für die Kinder während der Behandlung auch viele schöne Momente gibt, dass sie die Krankheit auch mal vergessen und ganz Kind sein können. Die Eltern sollen durch Angebote des Sonnenstrahl e. V. Entlastung erfahren und die Klinikmitarbeiter in ihrer wichtigen Arbeit unterstützt werden. Wichtig ist mir auch im Blick zu haben, dass es im Bereich der Nachsorge viele gute Angebote gibt, die helfen die Krankheit zu verarbeiten und physische und mentale Stärkung zu erfahren.

Wo sehen Sie den Verein und Ihre Arbeit in der Zu­kunft? Gibt es weitere Wunschpartner zur Unterstützung?
Die Zukunft vom Sonnenstrahl e. V. sehe ich natürlich mit mehr und vor allem verbesserten Möglichkeiten in unserem neuen Haus. Aktuell betreuen wir 300 Familien pro Jahr individuell und bieten zahlreiche Gruppenangebote. Da­bei stoßen wir an räumliche Grenzen. Gern wollen wir unsere Angebote weiter ausbauen und an die Bedürfnisse der Fa­milien anpassen. Toll wäre, wenn wir auch mehr öffentliche finanzielle Mittel für die Erfüllung unserer Aufgaben erhalten würden. Persönlich sehe ich mich bis zu meinem Ruhestand in dieser Tätigkeit und später im Ehren­amt. Die Verbindung wird, gerade wegen meiner bereits 20-jährigen Verbindung, auch über meine Tätigkeit als Geschäftsführer hinaus bestehen bleiben.

Mit der Uniklinik haben wir bereits einen starken Wunsch­part­ner an der Seite. Ich wünsche mir aber auch, dass sich un­sere Politiker Zeit für die Thematik Krebserkrankungen im Kindes­alter nehmen. Es geht mir dabei nicht nur um die Er­krank­ten, sondern ebenso Pflegekräfte und Ärzte, die immer am Limit arbeiten. Hier braucht es mehr Aufmerksamkeit und größere Unter­stüt­zung seitens der Politik, damit wir unsere Vision verwirklichen können, dass Familien und ihre an Krebs erkrankten Kinder die extremen Herausforderungen der anhaltenden Be­lastungs­situation konstruktiv bewältigen, gestärkt aus dieser Le­bens­krise hervorgehen und vielseitigen Rückhalt erfahren.

Interview: Roland Hess

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