Die Villa Eschebach als Kunstraum
Der Dresdner Albertplatz ist die Schnittstelle zwischen äußerer und innerer Neustadt. Hier empfängt die Villa Eschebach, Hauptstelle der Volksbank Dresden-Bautzen eG, Geldanleger, mittelständische Unternehmer und Kunstinteressierte.
Errichtet wurde das Gebäudeensemble durch den Architekten Hermann Thüme in den Jahren 1900 bis 1903 für Carl Emil Eschebach (1842–1905), der um 1900 zu den wohlhabendsten Männern in Dresden gehörte. Die Villa erhielt auf Wunsch des Auftraggebers unter anderem Räumlichkeiten für Kunstausstellungen. Eschebach trat als Mäzen und Sammler hervor, erreichte mit seiner Sammlung aber nicht die Bedeutung wie die Sammlung der Familie Bienert. Im Jahr 1945 wurde das Gebäude bis auf die Außenmauern zerstört.
Im Jahr 1993 erwarb eine von der Volksbank Dresden eG initiierte Projektgesellschaft das Gebäude und ließ es von 1995 bis 1997 sanieren. Die äußere Hülle wurde nach historischen Vorlagen neu geschaffen. Im Inneren entstand ein modernes Bankhaus. 1997 eröffnete die Volksbank unter großer Anteilnahme der Dresdner Bevölkerung die Villa Eschebach als ihren Hauptsitz. Im prosperierenden Wirtschaftsraum in und um die Landeshauptstadt Dresden ist die Volksbank ein engagierter Partner des privaten und gewerblichen Mittelstandes und hält die genossenschaftlichen Werte hoch, deren innerster Kern darin besteht, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben.
Bereits bei der Rekonstruktion des kriegszerstörten Gebäudes hat die Bank gemeinsam mit den beauftragten Architekten Wert daraufgelegt, Möglichkeiten für wechselnde Ausstellungen zu schaffen. Das Gebäude bot sich mit seiner neuen modernen Raumstruktur in seiner historischen neobarocken Bauhülle als interessantes und ungewöhnliches Ausstellungsambiente geradezu an.
Am 24. Juni 1997 wurde die erste Ausstellung in der Reihe »Kunst in der Villa Eschebach« mit Arbeiten des Bildhauers Vinzenz Wanitschke eröffnet. Noch heute zeugt seine Skulptur »Die Zweifelnde« im Außenbereich vor der Palmenhalle vom Beginn der Ausstellungstätigkeit. Den Ausstellungsschwerpunkt bilden seitdem Dresdner Künstler, die mit ihren Positionen in eigenen Personalausstellungen oder in regelmäßigen Gruppenausstellungen sowohl einen tiefen Einblick als auch einen guten Überblick über die aktuelle Dresdner Kunstausübung ermöglichen. Gelegentliche Blickwechsel aus dem Dresdner Elbtal heraus bereicherten die Kunstreihe. Wichtige Ausstellungen zeigten immer wieder Vertreter der sogenannten »vergessenen Generation«, also Künstler, die durch den zweiten Weltkrieg und die politischen Verhältnisse in der DDR im offiziellen Kunstbetrieb nicht zu der Wirkung gelangen konnten, die ihrem Können angemessen gewesen wäre.

Ab 12. Juli 2022 werden Arbeiten des Künstlers Woldemar Winkler gezeigt, der am 17. Juni 1902, also vor 120 Jahren im Stadtteil Mügeln geboren wurde. Es ist die 103. Ausstellung der Reihe »Kunst in der Villa Eschebach«. Dass die Bank als Kunstraum einen wichtigen Platz im Dresdner Ausstellungsgeschehen einnimmt, kann somit keinem Zweifel unterliegen.
Woldemar Winkler „Zum Einhundertzwanzigsten“ – 12. Juli bis 23. September 2022
Das Werk von Woldemar Winkler (1902-2004) ist das eines Einzelgängers in der deutschen Kunst des 20. Jahrhunderts. Es widersteht allen kunsthistorischen Versuchen, es in vorhandene stilistische Schubladen zu pressen, ja sogar eine zeitliche Einteilung in Perioden und Werkabschnitte erweist sich als schwierig und wenig ertragreich für das Verständnis. Von den frühesten erhaltenen Zeichnungen aus den zwanziger Jahren bis zu den letzten malerischen und plastischen Werken des Künstlers entfaltet sich ein in sich stimmiges und von Beginn an in seinen Grundzügen bereits entwickeltes Schaffen, ohne grundlegende Brüche aufzuweisen. Die Zurückgezogenheit, in der Woldemar Winkler über Jahrzehnte sein Lebenswerk entwickelte, umgibt dieses mit einer Aura der Zeitlosigkeit. Sein künstlerisches Schaffen tendiert zum Gesamtkunstwerk, in dem sich alles zur Kunst verwandeln kann und in dem die Grenzen zwischen den Kunstgattungen aufgebrochen und überschritten werden. In Frankreich erfuhr sein Werk erstmals Wertschätzung. Vor allem die engagierte Unterstützung der Galerie Alphonse Cave in Vence spielte in den 1960er Jahren die Rolle eines Katalysators, um Winklers Schaffen aus der selbstauferlegten Abgeschiedenheit an die Öffentlichkeit zu holen.

Mit vielen Dresdner Künstlern seiner Generation teilte Winkler das Schicksal, dass durch Bombenangriffe im Februar 1945 kaum noch Zeugnisse seiner frühen künstlerischen Entwicklung vorhanden waren. Er ließ sich 1949 in Gütersloh nieder und versuchte künstlerisch erneut Fuß zu fassen. Ein Wiederanknüpfen in Dresden erschien möglich, doch die sich abzeichnenden Zwänge der sozialistischen Kunstdoktrin hielten den mittlerweile in Gütersloh ansässigen Künstler davon ab, die ihm angebotene Professur in seiner Heimatstadt anzunehmen. Seiner Heimatstadt Dresden blieb der hochbetagte Winkler dennoch bis zu seinem Tod eng verbunden.
Redaktion: Karin Weber
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Villa Eschebach am Albertplatz I Hauptstelle der Volksbank Dresden-Bautzen eG
Georgenstraße 6 I 01097 Dresden
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