Summertime: Die Jazztage glühen vor

Freuen Sie sich auf das Classic meets Cuba Jubiläumskonzert am 26. August 2022 im Ostra-Dome Open Air mit über 100 Mitwirkenden! Alexis Herrera Estevez (links), Percussion und Kilian Forster (rechts), Bassist und Bandleader der Klazz Brothers & Cuba Percussion sowie Intendant der Jazztage Dresden / © Franziska Pilz
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Sommergartenkonzerte auf 10 BÜHNEN

Die Jazztage bekommen einen Prolog. Das beliebte Dresdner Festival für Jazz und Artverwandtes feiert bereits in den Sommermonaten die „Summertime“ auf verschiedenen Bühnen in der Region. Ein Höhepunkt ist dabei das letzte Augustwochenende, an dem erstmals im dann frisch fertiggestellten Außengelände inklusive großer Open-Air-Bühne im Ostra-Dome gespielt wird. Das Kernfestival findet aber wie immer im Herbst statt, dann vom 21. Oktober bis 20. November. Dabei steht es wie die sommerliche Ouvertüre unter dem Motto „Europa der Herzen“. Was es damit auf sich hat, erklärt uns Intendant Kilian Forster im Interview.

Warum haben Sie sich dazu entschlossen, den eigentlichen Jazztagen im Herbst ein Sommerfest voranzuschieben?
Kilian Forster: Wir hatten ja bereits im letzten Jahr positive Erfahrungen mit unseren „Summer­time-Konzerten“ im Schiller­garten gemacht, so dass schnell klar war, auch 2022 Konzerte auf Spendenbasis im Biergarten am Blauen Wunder zu veranstalten. Ein bisschen ist der Plan, dieses Jahr noch mehr Locations zu bespielen, aber auch aus der Not geboren. Denn wir haben ja die nicht von der Hand zu weisende Befürchtung, dass wir eventuell im Herbst nicht spielen können. Auch deshalb haben wir möglichst viele der verschobenen Konzerte in den Sommer gelegt. Das ist sicher der Hauptgrund, ein anderer ist die hervorragende Atmosphäre der Locations. Es ist immer etwas Besonderes an der frischen Luft, mit Vogelgezwitscher und vor dem Sonnen­untergang zu musizieren. Das sorgt sowohl beim Publikum als auch bei den Musikern stets für große Begeisterung.

Eine komplette Verlegung stand nicht zur Debatte?
Wir hatten auch einmal darüber nachgedacht, das Festival komplett zu verlegen, aber den Gedanken bald wieder verworfen. Die Dresdner freuen sich auf den angestammten Termin im Herbst, während der Kulturkalender im Sommer gut gefüllt ist, auch mit vielen Umsonst-Veranstaltungen. Das wäre dann ein anderes Festival vor allem für Touristen. Wir wollen aber in erster Linie für die Dresdner spielen. Man kann „Summertime“ zum Beispiel als Vorglühen für die Jazztage begreifen, das uns auch die Möglichkeit bietet, in die Region zu gehen. So machen wir Konzerte im Schloss Thürmsdorf, im neu gestalteten Forte Belvedere Leisnig, auf Schloss Königstein oder in Radebeul. Dort werben wir für das Kernfestival, das dann doch mit 60 bis 80 Veranstaltungen geplant ist.

Auf was freuen Sie sich ganz besonders im Sommer?
Highlight wird das Wochen­ende vom 26. bis 28. August auf der neuen Open-Air-Bühne im Ostra-Dome sein. Dann veranstalten wir drei Konzerte, zunächst das bereits zweimal verschobene 20 Jahre-Jubiläumskonzert der Klazz Brothers & Cuba Percussion zusammen mit der Philharmonie Salzburg am Freitag, das gleichzeitig eine Hommage an Ludwig van Beethoven anlässlich dessen 250. Geburtstags ist, der nun auch schon wieder zwei Jahre her ist. Dann kommt unser Stammgast und Publi­kums­liebling Tina Tandler & Band am Samstag und schließlich The Swingin‘ Hermlins am Sonntag. Das Tolle an der neuen Spielstätte ist die Möglichkeit bei starkem Regen oder Gewitter zur Not auch mit bis zu 1.000 Leuten in unsere Stammlocations Ostra-Dome und Ostra-Studios zu gehen, die ja auf dem gleichen Gelände sind.

Klazz Brothers & Cuba Percussion / © Mirko Joerg Kellner

Auch der Palais Sommer wird auf der neuen Open-Air-Bühne im Ostra-Dome zu Gast sein. Was denken sie darüber?
Das ist eine witzige Geschichte. Wir hatten die Open-Air-Spielstätte für das letzte August-Wochenende schon gebucht, da habe ich Palais Sommer-Chef Jörg Polenz auf die Location aufmerksam gemacht. Jetzt bespielt der Palais Sommer die Bühne das erste Mal, nachdem sie fertiggestellt wurde. Das ist einerseits schade für die Jazztage, andernseits helfen wir kollegial gerne, wenn es brennt. Letzt­endlich profitieren ja aber die Dresdner und die kulturelle Vielfalt in der Stadt.

Die Jazztage 2022 stehen unter dem Motto „Europa der Herzen“. Was hat es damit auf sich?
Wir begreifen Europa in diesem Zusammenhang inklusive Russ­land und Ukraine. Das ist uns auch wichtig, weil wir niemanden diskriminieren wollen. Die Idee hinter dem Motto ist, dass wir durch die Musik dazu beitragen wollen, dass die Herzen wieder zusammenwachsen. Nur so können wir die Gräben überwinden und die Menschen wieder miteinander ins Gespräch bringen. Das spiegelt sich dann auch in der Außen­darstellung des Festivals wider, für die wir in diesem Jahr komplett auf Künstler­gesich­ter verzichtet haben.

Inwieweit moderiert das Motto auch die künstlerische Programmplanung?
Tatsächlich hatten wir bei der Programm­planung das Problem, dass das Thema zwar schon länger stattfindet, die Hälfte der Veranstaltungen aber nachgeholte Konzer­te mit amerikanischen Künstlern sind. Insofern gibt es da zwar ein Missverhältnis, wir haben aber genug Inhalte, die das Motto gut widerspiegeln. Zum Abschluss des diesjährigen Festival­herbstes wird es als großes Finale den „Messias Superstar“ geben, ein europäisches Oratorium nach Georg Friedrich Händel in einer überarbeiteten Fassung für einen Chor und eine Big Band, die sich aus Mitgliedern aus allen europäischen Ländern zusammensetzen wird. Da gibt es im Moment zwar noch ein paar logistische Probleme, aber wir sind zuversichtlich, dass wir zum Konzert eine Künstlerschar präsentieren können, die Europa umfassend repräsentiert.

Candy Dulfer / © Nikki Born

Wird sich das Motto auch bei anderen Konzerten im Herbst widerspiegeln?
Passend zum Festival­motto begrüßen wir Nina Attal, Barcelona Gipsy Balkan Orchestra, Maria Markesini, die norwegischen Kreativen, von Electrocutango, Iiro Rantala, Dirty Loops, Estas Tonne, die Budapest Ragtime Band, Tingvall Trio, Pasadena Roof Orchestra, Candy Dulfer, Günther Fischer und Uschi Brüning, Charly Gitanos, Patay und weitere mehr. Zudem werden wir unsere Formate Jazz’n‘Future, Jazztage Akademie und Concertare weiterführen.

Worin bestehen die anderen Highlights im Programm?
Wir freuen uns auf hier beheimatete und dem Festival teils eng verbundene Künstler wie Pascal von Wroblewski, De-Phazz, Jule Malischke, Miss Rockester & Elbland Philharmonie Sachsen, Thomas Stelzer, Tina Tandler, Quadro Nuevo, MerQury oder Jocelyn B. Smith. Von Übersee reisen Jesus Molina, Lee Ritenour, Spyro Gyra, Tommy Emmanuel und Big Daddy Wilson an. Ein Höhepunkt für viele ist sicherlich der Auftritt von Gregory Porter, der nun nach zwei Jahren endlich nach Dresden kommen wird.

Gregory Porter / © Ami Sioux

Was gibt es noch für Neuerungen beim Festival im Herbst?
Die Jazztage werden in diesem Jahr erstmals die Lounge der Ostra-Studios als dritten Konzertraum im Areal bespielen. Das gibt uns die Möglichkeit, Konzerte auch in einem etwas intimeren Rahmen zu veranstalten oder diejenigen Veranstaltungen zu verlegen, bei denen das Zuschauer­interess­e nicht so groß ist wie geplant. Das spart Energiekosten und ist nachhaltig. Dadurch haben wir ein großes Maß an Flexibilität gewonnen.

Sie rechnen also mit weniger Zuschauern?
Viele Veranstalter haben damit zu kämpfen, dass die Zuschauer noch nicht in so großer Zahl wieder in die Kon­zerte strömen wie noch 2019. Das hat unterschiedliche Ursa­chen. Einige Zuschauer haben immer noch Angst vor An­steckungen. Es gibt zahlreiche private und öffentliche Feier­lichkeiten, die erstmal nachgeholt werden müssen. Und viele Menschen haben sich auch an die Couch zuhause gewöhnt. Aber wir sehen schon, dass der Vorverkauf langsam wieder Fahrt aufnimmt. Es gibt schon einige ausverkaufte Konzerte, wenn auch noch nicht auf dem Niveau wie 2019.

Summertime 2022
KLAZZ BROTHERS & CUBA PERCUSSION
FREITAG / 26. AUGUST 2022 / 20:00 Uhr
Spielstätte Ostra-Dome – open air
www.jazztage-dresden.de

Interview: Philipp Demankowski

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