Zero Waste: Natur und Luxus für die Haare

Foto: © Franziska Pilz
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Naturfriseure gibt es bereits einige, doch die Dresdnerin Juliette Beke setzt in ihrem Salon im Lahmann-Sanatorium konsequent auf das Konzept der kompletten Müllvermeidung.

Damit sind sie und ihr fünfköpfiges Team der erste Friseur in Deutsch­land, der zu fast hundert Prozent nachhaltig arbeitet. Im Interview mit dem Top Magazin Dresden erklärt die Friseurmeisterin, welche Vorteile das nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Haare hat und welche Angebote sie für Schönheit und Pflege außerdem anbietet – natürlich ebenfalls „zero waste“.

Foto: © Franziska Pilz

Sie wollen die Friseurbranche revolutionieren. Wie sieht das Konzept Ihres Friseursalons aus?
Alle Produkte, die wir verwenden, kaufen wir entweder in Roh­qualität oder mischen sie selbst an. Das heißt, theoretisch kann man alle unsere Produkte auch essen oder trinken. Zudem kaufen wir alle Rohstoffe entweder in Mehrweg­ver­packungen oder in Glas oder Papier verpackt. Wenn sie in Plastik eingepackt sind, dann in großen 25-Kilo-Säcken. Meine Liefe­ranten achten sehr genau auf Lieferketten und Arbeits­bedin­gungen in den Herkunftsländern.

Welche Produkte verwenden Sie und woher beziehen Sie diese?
Unsere Produkte liefert ein österreichischer Fabrikant. Der Vorteil ist, dass das Unternehmen alles von Natron über Arganöl bis hin zum Mandelöl in zertifizierter Bio-Qualität anbietet. Hinzu kommen Leinsamen, aus denen wir u.a. Locken-Gel und Haarfestiger machen. Aloe Vera-Pflanzen haben wir hier im Salon. Filetiert und püriert werden sie zur Feuchtigkeitspflege. Natron nutzen wir zur Haarwäsche, Zitronensäure verwenden wir als Conditioner. Das ergibt einen schönen Glanz und sorgt für gute Kämmbarkeit. Farb­veränderungen sind mit Pflanzenhaarfarben möglich.

Das heißt, der ganze Salon ist ein geschlossener Recyclingkreislauf?
Fast. Wir haben eine Wurmkiste für die Haarabfälle. Das dauert jedoch sehr lange. Deshalb kommen die abgeschnittenen Haare momentan noch in den Biomüll. In die Wurmkiste geben wir aber auch Restmüll wie Essensreste und Papier. Gläser kommen ganz normal in den Glascontainer.

Warum liegt Ihnen das Thema Nachhaltigkeit so sehr am Herzen?
Ich lebe schon seit ca. acht Jahren müllfrei. In einer persönlichen Lebenskrise habe ich viele Dinge überdacht. 2015 lernte ich die Amerikanerin Bea Johnson kennen, die eine fünfköpfige Familie hat und deren Müll eines gesamten Jahres in ein einziges Glas passt. Ich begann zu recherchieren und stellte fest, dass unser weltweiter Müll auch die Böden und das Wasser verschmutzt, sodass wir die Schadstoffe daraus automatisch wieder in uns aufnehmen. Spülen wir z.B. eine Haarfarbe aus, werden dadurch 70 Liter Wasser mit Flüssigplastik verseucht. Hinzu kommen die Verpackungen. Zwar achten viele Firmen schon mehr darauf, aber selbst wenn eine Shampooflasche aus recyceltem Plastik besteht, ist dieses Plastik minderwertig. Es nochmal zu recyceln, bringt nichts.

Foto: © Franziska Pilz

Können Sie uns Tipps geben, wie man generell Müll vermeidet?
Man kann sich z.B. eine Wasserflasche mit Leitungswasser abfüllen bzw. statt Plastikflaschen besser Mehrweg-Glasflaschen kaufen. Wer zum Einkaufen einen eigenen Beutel mitbringt, vermeidet ebenfalls Müll. Generell sollte man Produkte ohne oder mit wenig Verpackung bevorzugen. Ein echter Alleskönner ist außerdem Natron. Es eignet sich zum Haarewaschen, Zähneputzen, zur Reinigung im Haushalt und für vieles mehr.

Gibt es weitere Vorteile der natürlichen Haarpflege-Produkte?
In den herkömmlichen Haarpflege- und Stylingmitteln sind Filmbild­ner, die das Haar leichter kämmbar machen. Sie lagern sich aber auf der Kopfhaut und am Haarschaft an und können diesen verstopfen. Diese Ablagerungen sehen wir mit unserer Kopf­haut­kamera sehr deutlich. In der Folge wachsen die Haare nicht mehr so gut nach oder fallen sogar aus. Mit unseren Shampoos aus Natron und Zitrone bekommen wir das Problem in der Regel sehr gut in den Griff.

Foto: © Franziska Pilz

Sie sind Meisterin des Calligraphy Cut® und schulen auch andere Friseure in dieser preisgekrönten Schnitttechnik…
Haare schneiden war gestern, heute calligraphieren wir! Mit diesem Präzisions­werkzeug wird das Haar sehr scharfkantig abgeschnitten. Auf diese Weise gibt es keine Quetschkanten und keinen Spliss. Es entsteht ein schräger Schnittwinkel, sodass die Haare in ihrem natürlichen Fall beeinflusst werden. Die Frisur liegt besser und bekommt ein schönes Volumen, und zu Hause hat die Kundin damit viel weniger Föhnaufwand.

Sie bieten auch Kosmetikbehandlungen an?
Ja. Alles ist essbar und natürlich ebenfalls zero waste. Wir setzen z.B. Kamillenöl und Karottenöl ein. In der Natur findet man für jede Haut das passende Mittel. Weiterhin machen wir Edelstein-Massagen, und wir haben eine besondere Faltenbehandlung. Man geht dabei mit einer Art Stift in die Tiefe der Falte und löst dort Verklebungen der Faszien. Damit animiert man die Zellen, sich wieder neu zu teilen.

Worum geht es in Ihren Workshops, die Sie regelmäßig veranstalten?
Die Kunden erfahren, welche natürlichen Produkte sie für Haut und Haare verwenden können. Die Workshops eignen sich auch sehr gut als Firmenevent oder Junggesellinnenabschied.

Können Sie uns noch etwas zu dieser wunderschönen Location erzählen?
Hier verbinde ich Natur mit Luxus. Naturfriseure findet man oft in kleinen Räumen mit maximal zwei bis drei Plätzen. Das möchte ich ändern. Die Einrichtung ist nach dem Feng-Shui-Prinzip ausgerichtet. Nachhaltigkeit spielt auch hier eine entscheidende Rolle. Die Tische sind aus Vollholz und lassen sich flexibel verschieben, die Arbeitswagen sind aus Pappe. Zeitschriften haben wir nur auf dem iPad. Am Ende kann alles wieder dem Recycling­kreislauf zugeführt werden.

Juliette Beke Gesunde Haare – Zero Waste
Bautzner Landstraße 5 I 01324 Dresden
Tel 0351 20 28 55 30 I Mobil 0151 41 90 70 99
www.juliettebeke-gesundehaare.de

Interview: Ute Nitzsche

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