Lang & Heyne: Filigranes Handwerk für die Moderne
Direkt an der Heide in der Ullersdorfer „Todenmühle“ befindet sich das Betriebsgebäude der renommierten Uhrenmanufaktur von Lang & Heyne. In filigraner Feinarbeit werden hier exklusive Zeitmesser gefertigt, die von Uhrenfans weltweit gefeiert werden und die sich explizit dem sächsischen Uhrmacherhandwerk aus dem 18. und 19. Jahrhundert verpflichtet fühlen.
Seit der Gründung im Jahre 2001 hat das Unternehmen eine beispiellose Erfolgsgeschichte hingelegt, ohne die firmeneigenen Traditionen und die Verwurzelung in der Region aufzugeben. Nachdem Firmengründer Marco Lang und Mirko Heyne inzwischen ausgeschieden sind, lenkt Alexander Gutierrez Diaz seit dem Sommer 2020 die Geschicke im charmanten Manufakturgebäude am Stadtrand von Dresden. Zuvor war der Uhrenmanager rund 21 Jahre beim Uhren- und Luxusmarkenkonzern Richemont tätig und hat dort reichlich Expertise im Uhren-Segment gesammelt. Wir sprachen mit Alexander Gutierrez Diaz über die großen Pläne bei Lang & Heyne, die man auch anlässlich des 20-jährigen Jubiläums 2021 hegt.
Sie waren 21 Jahre für den Konzern Richemont in unterschiedlichen Positionen tätig. Was hat Sie dazu bewogen, den Schritt nach Dresden zu gehen?
Alexander Gutierrez Diaz: Bei Richemont war ich vor allem für Marketing und Vertrieb zuständig. Als Geschäftsführer bei Lang und Heyne ist mein Verantwortungsbereich natürlich weitaus umfassender. Ich habe dadurch viel mehr Möglichkeiten, die Entwicklung einer Marke unter Beibehaltung der Firmen-DNA mitzugestalten. Das ist bei einem so exklusiven Unternehmen wie Lang und Heyne eine äußerst reizvolle Aufgabe. Insofern war das Engagement in meiner beruflichen Weiterentwicklung der nächste logische Schritt.
Worin besteht denn die Firma-DNA?
Das Unternehmen kann man als eine Art Hybriden bezeichnen. Wir sind im Kern immer noch eine Uhrenmanufaktur, die im wahrsten Sinne des Wortes Handarbeit leistet. Die Herstellung einer unserer Uhren umfasst einen sehr großen Anteil handwerklicher Tätigkeit. Das mögen unsere Kunden. In unserer digitalisierten Welt sehnen sich die Konsumenten nach Produkten mit analogem Charme, nach Sachen, die man auch anfassen kann. Das ist eine Entwicklung, die ja nicht nur unsere Branche betrifft, sondern auch den Lebensmittelbereich oder handwerkliche Tätigkeiten generell. Gleichzeitig fertigen wir für einen internationalen Markt. Wir wollen ein stückweit moderner werden, den nächsten Schritt gehen. Diesen Spagat zu begleiten finde ich sehr spannend.
Wie sehen die nächsten Schritte hinsichtlich der Modernisierung aus?
Wir haben Großes vor. Im November steht der Spatenstich für unseren Neubau an. Wir werden die Todenmühle um einen wunderschönen gläsernen Anbau ergänzen. Dort werden die Uhrmacher und die Mitarbeiter aus dem Finish beste Bedingungen haben, um ihr so präzises Handwerk optimal durchführen zu können. Gleichzeitig ermöglicht uns die Nutzung von Glas eine transparente Vorstellung unserer Fertigung. Das Dresdner Architekturbüro rd Architekten hat für uns ein abgerundetes Objekt entworfen, an dessen Außenfassade die zwölf Zahlen einer Uhr zu sehen sind. Wir wollen einen repräsentativen Anbau, der die Seele des Unternehmens widerspiegelt. Also kein Prunkbau und auch kein rein funktionales Gebäude, sondern ein Haus, das die Liebe zum Handwerk sichtbar macht. Mit der Fertigstellung des Neubaus, mit der wir Ende 2021 rechnen, werden wir dann auch den Mitarbeiterstamm aufstocken.
Gehen mit dem Neubau auch bauliche Veränderungen der Mühle einher?
Nein, die Bausubstanz der Mühle wird nicht angetastet. Nur findet eine Umnutzung der Räume statt. Im Tanzsaal etwa stehen aktuell noch Maschinen, die dann aber in den Neubau umziehen, so dass wir in diesem schönen Gewölbesaal unsere Kunden und Gäste empfangen können. Es kommen ja mitunter Journalisten aus der ganzen Welt, die sich für unser Manufaktur interessieren, auch weil wir eben ein Handwerk pflegen, das es nicht mehr so oft gibt. Wir wollen ganz bewusst offen für unsere Kunden sein.
Warum ist das wichtig?
Unsere Gäste sollen die Möglichkeit bekommen, mit den Mitarbeitern sprechen zu können. Viele Kollegen freuen sich, über ihre Tätigkeiten zu berichten. Da steckt viel Liebe und Leidenschaft drin. Gleichzeitig ist die Präsentation des Handwerks auch eine Möglichkeit, den Besuchern zu erklären, wie die Uhren zu ihren sicher nicht unerheblichen Preisen kommen. Lang & Heyne-Uhren sind eben keine Industrie-, sondern durch und durch Manufakturprodukte, bei deren Herstellung fast alle Arbeitsschritte bei uns im Haus geschehen, bis hin zur Fertigung der stilprägenden blauen Schrauben oder der von Hand gefeilten und polierten Zeiger. Das wissen die Uhrenliebhaber und -fans. Wir wollen uns aber auch der breiten Masse öffnen. Dafür müssen wir unsere Qualitäten gut erklären. Der Neubau schafft dafür perfekte Bedingungen. Zudem erweitern wir stetig unsere Produktpalette und Können. So wird etwa das Thema Stahluhren eine Rolle spielen.
Bei aller Moderne gehört aber auch die Betonung des traditionellen Uhrmacherhandwerks in der Region dazu.
Absolut. Selbst viele Uhrenliebhaber wissen gar nicht, dass die Wiege der sächsischen Uhrmacherkunst eigentlich in Dresden liegt. Erst mit der Industrialisierung zog die Branche dann immer mehr nach Glashütte. Viele Herstellungsschritte einer Lang & Heyne-Uhr sind heute noch so wie vor 200 Jahren. Als Reminiszenz an diese Tradition stehen ehemalige sächsische Herrscher aus dem Geschlecht der Wettiner Pate für die Namen unserer Modelle.
www.lang-und-heyne.de
Interview: Philipp Demankowski