Chinesischer Pavillon Dresden – Klein-Shanghai am Weißen Hirsch

Sommerfest am Chinesischen Pavillon / Foto: © Chinesischer Pavillon zu Dresden e.V.
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Nicht nur Hobbysinologen finden im Chine­si­schen Pavillon am Weißen Hirsch ein wunder­schönes Ausflugsziel, das nach langem Winterschlaf wieder rege genutzt wird.

Hätten Sie es gewusst? Der Chinesische Pavillon am Weißen Hirsch ist das einzig noch erhaltene original chinesische Bauwerk in Deutschland. Entstanden ist das Objekt nämlich tatsächlich im Reich der Mitte. 1911 wurde es in Shanghai er­baut, in Einzelteilen nach Deutschland verschifft und in Dres­den wieder aufgebaut. Anlass war die erste internationale Hy-giene-Ausstellung, die auf Betreiben von Karl August Ling­ner von Anfang Mai bis Ende Oktober 1911 in Dresden stattfand. Alle elf beteiligten Gastländer errichteten länderspezifische Häuser im Großen Garten. China beteiligte sich mit einer dreistöckigen Pagode und dem Pavillon, der als einziges der insgesamt 50 Ausstellungsgebäude von damals erhalten geblieben ist. Nachdem die chinesische Regierung den Pavillon als Gast­geschenk in Dresden zurückließ, kaufte ihn die Gemeinde Weißer Hirsch 1912 und stellte ihn im Rathausgarten 1912 wieder auf. Fortan wurde er als Lesehalle und Kurcafé für die Gäste des nahegelegenen Lahmann-Sanatoriums genutzt.

Kindertag 2019 im Chinesischen Pavillon / Foto: © René Meining
Verein rettet Gebäudeensemble.

Später wurde der Chinesische Pavillon vor allem für kulinarische Konzepte genutzt. So unterhielt die Pfunds Molkerei im Unterge­schoss eine sogenannte Trinkkurhalle, in der Milch, Milchprodukte und Mineralwasser an­geboten wurden. Nach der Wende öffnete das Restaurant „Jasmin“ als erstes chinesisches Spezialitätenlokal in Dresden. Ein verheerender Brand im August 1997 machte eine weitere Nutzung allerdings für lange Zeit unmöglich. Erst 2005 gründete der Jurist Dr. Malte von Bargen zusammen mit Bewohnern des Weißen Hirsches den Verein Chinesischer Pavillon zu Dresden e.V. und rettete die Anlage vor dem Verfall. Der Verein hat sich seitdem um die Rekonstruktion bemüht, und inzwischen ist auch wieder Leben in den geschichtsträchtigen Ort eingezogen. Gleich­wohl ist die Vereinsarbeit nach wie vor auf Spenden angewiesen. Denn man hat noch viel vor mit dem einzigartigen Gebäude­en­semble.

Foto: © René Meining
Gut gefüllter Veranstaltungskalender

Bereits jetzt ist der Veranstaltungskalender mit Vorträgen, Kon­zerten oder Filmabenden wieder gut gefüllt. Gerade chinesische Besucher freuen sich über diesen Anlaufpunkt, der ein Stück Heimat vermittelt. Großen Zuspruch finden zudem die Kammerkonzerte mit den Studenten der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ Dresden sowie Musikern der Sächsi­schen Philharmonie. Zudem werden die Dresdner zum traditionellen chinesischen Frühlings- und Mondfest eingeladen, wobei man tief in die chinesische Kultur eintauchen kann. Für die Zukunft sind auch internationale Künstlerprogramme, Sprach- und Kochkurse sowie der Aufbau eines umfassenden China-Dresden-Netzwerkes geplant. Außerdem soll der Pavil­lon mit Veranstaltungen fest im Dresdner Kulturkalender verankert werden. Weitere Baumaßnahmen haben zum Ziel, die direkte Umgebung des Pavillons wieder so zu gestalten, dass eine Einheit mit dem bereits 1997 rekonstruierten Rathauspark besteht.

www.chinesischer-pavillon.de

Text: Philipp Demankowski

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