Friederike Wachtel: Quo Vadis Innenstadt?

Friederike Wachtel / Foto: © Claudia Jacquemin
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Man kennt sie im Stadtgebiet, nicht nur, weil Friederike Wachtel als Geschäftsführerin des Vereins City Management Dresden e.V. an den Schnittstellen des Einzelhandels und der Gastronomie in der Dresdner Innenstadt aktiv ist. Sie hat als ehemalige Sächsische Weinkönigin sowie während der beruflichen Stationen bei der Elbland Philharmonie Sachsen, dem Flughafen Dresden oder dem Heinrich-Schütz-Konservatorium viele spannende Menschen kennengelernt und Erfahrungen gesammelt, von denen sie heute profitiert. Mit all ihrem Charme und ganzer Kraft setzt sie sich aktuell vor allem für den leidgeplagten Einzelhandel und die Gastronomie in Dresden ein, die dieser Tage wirklich jede Unterstützung gebrauchen können. Über die gegenwärtigen Herausforderungen sprachen wir mit der 1989 in Dresden geborenen Diplom-Betriebswirtin.

Sie sind Geschäftsführerin des Vereins City Management. Was genau sind dabei Ihre Aufgaben?
Primär betreiben wir Lobbyarbeit für un­sere Mitglieder. Dabei vertreten wir die Interessen des Einzel­handels, der Gastronomie, der Kultur und touristischer Dienst­leister. Es geht also konkret um Netzwerkarbeit in Richtung der Stadtverwaltung und generell zu den politischen Entschei­dungsträgern.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Behörden der Stadt?
Sehr positiv. Wir haben wirklich mit allen Geschäftsbereichen der Landeshauptstadt zu tun. Und das auf allen Ebenen. Wir sprechen mit den Sachbearbeitern, den Amts­leitern, stehen aber genauso im Dialog mit dem Ober­bürgermeister von Dresden.

Welche Projekte Ihres Vereins liegen Ihnen besonders am Herzen?
Ich bin seit Januar 2019 als Geschäfts­führerin im Amt und habe viele Aktionen übernommen. Es ist nicht leicht, Projekte herauszustellen, da alle ihre Daseins­be­rech­tigung haben und wahnsinnig vielfältig sind. Ein in der Öffentlichkeit bekanntes und wiederkehrendes Projekt ist das Student Welcome Package, das wir 2020 zum 14. Mal durchführen und das auch ein schönes Zeichen für die Willkom­mens­kultur in unserer Stadt ist. Die (inter)nationalen Erst­semestler bekommen dabei ein Willkommensgeschenk von uns. In diesem Jahr vergeben wir 2.600 City-Rucksäcke, die von einer Künstlerin unter dem Motto „Schönheit entdecken – Facette Dresdner Innenstadt“ gestaltet wurden.

Welche Projekte richten sich explizit an die gebeutelten Einzelhändler und Gastronomen?
Im Hinblick auf die Corona-Pandemie sind es Kampagnen wie „Maximal Lokal“, die wir gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Dresden gestaltet haben und die die Dresdner wieder dazu animieren sollen, in der Innenstadt einzukaufen und Kulinarisches zu genießen. Oder auch die Aktion „Dresdens Lieblingsorte“, die auf den verstärkten Verkauf von Gutscheinen als Lockdown-Überbrückungsoption setzt. Das sind Kampagnen, mit denen wir die Dresdner In­nen­stadt beleben wollen. Denn nicht nur Corona, sondern auch die Online-Konkurrenz macht den Händlern und Gastrono­men zu schaffen. Zudem haben wir uns stark gemacht für die Aussetzung der Sondernutzungsgebühr sowie die verkaufsoffenen Sonntage. Diesbezüglich stehen wir mit der Stadtver­wal­tung ständig im Austausch. Auch das Late Night Shopping mit verlängerten Öffnungszeiten ist eine Maßnahme für die gebeutelten Einzelhändler.

Wie können Sie in dieser Situation helfen?
Wir müssen die Möglichkeiten des lokalen Einzelhandels aufzeigen, indem wir etwa betonen, dass der Service großgeschrieben wird. Man will als Endkonsument und Privatperson ja auch eine bunte und vielfältige Innen­stadt. Da ist auch jeder selbst ein Stück weit in der Verantwortung.

Die Stimmung der Händler ist also eher schlecht?
Friederike Wachtel: Die aktuelle Situation ist natürlich sehr schwierig. Insbesondere den Textilhändlern geht es nicht gut. Es gab keine Chance, die Frühjahrs- und Sommermode ge­winnbringend zu verkaufen. Entsprechend verhalten ist die Stimmung, weshalb wir in der Lobbyarbeit gerade stark gefordert sind. Wir sind im ständigen Austausch mit der Stadtver­waltung und den wirtschaftspolitischen Sprechern der einzelnen Fraktionen. Unsere Aufgabe ist es dabei vor allem, die Realität der Händler und Gastronomen zu spiegeln und vor einer Verödung der Innenstadt zu warnen.

Viele Dresdner freuen sich zur Winterzeit vor allem auf die Weihnachtsmärkte. Denken Sie, dass sie in diesem Jahr durchgeführt werden können?
Gerade wurde beschlossen, dass die Weih­nachtsmärkte vorverlegt werden. Das finden wir gut. Denn das ist auch ein Signal dafür, dass in diesem Jahr 2020 mit seinen besonderen Herausforderungen auch unkonventionelle Lösun­gen gefunden werden. Wir müssen alles dafür tun, dass der Dresdner Einzelhandel und die Gastronomen die Chance haben, Umsätze zu generieren und Verluste zu minimieren.

Können verkaufsoffene Sonntage helfen?
Ja, obwohl das in der öffentlichen Diskus­sion ein schwieriges Thema ist. Laut des sächsischen Laden­öffnungs­gesetzes dürfen wir eigentlich vier stadtweit ereignisbezogene verkaufsoffene Sonntage durchführen. Das sieht man in der Stadtpolitik aber anders. Wir versuchen ein Be­wusstsein dafür zu wecken, warum diese Option sinnvoll ist. Wir weisen etwa darauf hin, dass die Aktion den Verkäufe­rin­nen und Verkäufern per Zuschlägen auch zugutekommt. Die Mitglieder unseres Vereins unterstützen diese Forderung natürlich. Auch in unserer Vorstandsrunde, in der die Center-Manager der großen Einkaufszentren in der Dresdner Innen­stadt vertreten sind, wird dieser Wunsch immer wieder an uns herangetragen.

Sie sind Mitveranstalter des Dresdner Handelsforum, das den Einzelhandel der Zukunft austariert. Was wird da besprochen?
Das Dresdner Handelsforum ist eine Ver­anstaltung, die auch Händlern außerhalb Dresdens offensteht. Viele kommen aus Sachsen. Mit dem Forum wollen wir eine Gesprächsplattform bieten, bei der die Teilnehmer voneinander lernen können. Dieses Jahr im Januar sprachen wir über die Zukunft der Innenstädte. Dabei wurde die Bedeutung des City Managements nochmals deutlich als Lobbyist und Vernetzer. Beim Handelsforum geht es darum, Zukunftsvisionen zu entwickeln. Wir schauen natürlich auch über die Stadt­grenzen hinaus und sammeln Inspirationen für Verbesse­rungen. Ich denke etwa an das Thema City W-LAN. Das ist ein Aspekt, der mir hier in Dresden aktuell noch fehlt.

Interview: Philipp Demankowski

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