Filmkritik „Marie Curie – Elemente des Lebens“: Ein Leben für die Forschung

Marie Curie (Rosamund Pike) arbeitet besessen an der Entdeckung neuer Elemente., Foto: © Studiocanal GmbH / Laurie Sparham
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Die Filmbiografie „Marie Curie – Elemente des Lebens“ hastet etwas zu schnell durch das ereignisreiche Leben der berühmten Wissenschaftlerin.

Schon der Plan, ein vollgestopftes Leben in zwei Stunden abzubilden, ist eine Aufgabe, die mit filmischen Mitteln kaum oder nur mit viel Kompromissbereitschaft zu bewältigen ist. Wenn das portraitierte Leben dann noch einer überlebensgroßen historischen Figur wie Marie Curie gehört, kommt die Herausforderung einer Mammutaufgabe gleich. In „Marie Curie – Elemente des Lebens“ versucht Regisseurin Marjane Satrapi genau das und sogar noch mehr. In Vorausblenden erzählt sie zudem in kurzen Szenen, was aus den Entdeckungen der polnischen Physikerin und Chemikerin werden sollte. So bekommt der Zuschauer einen Exkurs nach Tschernobyl, zu den Atombombentests nach Nevada oder zu den Anfängen der Strahlentherapie serviert. Diese Einschübe wirken mitunter etwas deplatziert, haben sie doch kaum Bezug zur Haupthandlung, die sich zu großen Teilen auf die Beziehung von Marie (Rosamunde Pike) und Pierre Curie (Sam Riley) konzentriert, wie die abermals unglückliche Übersetzung des Original- Filmtitels „Radioactive“ ins Deutsche schon nahelegt.

Pierre (Sam Riley) und Marie Curie (Rosamund Pike) genießen ihr Glück., Foto: © Studiocanal GmbH / Laurie Sparham
Patina der Hochindustrialisierung

Der Fokus auf die romantische Paarbeziehung ist auch deshalb eine etwas unglückliche Entscheidung, da so der Kampf um Anerkennung Marie Curies in der Wissenschaftsgemeinde und die Wertschätzung des Einflusses ihrer Entdeckungen auf der Strecke bleiben. Auch ihr problematisches Verhältnis zur Mutterschaft wird höchstens angedeutet. Hauptdarstellerin Rosa – munde Pike müht sich redlich als nimmermüde Wissenschaftlerin, die an den Verhältnissen verzweifelt, aber nicht bricht. Den stärkeren Eindruck hinterließ sie aber im letzten Jahr als Kriegskorrespondentin Marie Colvin in „A Private War“ in einem anderen Biopic. Schade ist zudem, dass die Talente von Anya Taylor-Joy nicht prominenter genutzt werden können, da ihre Rolle als Maries Tochter Irène Curie erst spät im Film eingeführt wird. Absolut überzeugend ist dagegen das Szenenbild. Die Pariser Straßen sind überzogen von der schmutzigen Patina der Hochindustrialisierung und auch der Laboralltag fühlt sich authentisch an. Letztlich bleibt dennoch ein Film, der zu viel will. Das ist allerdings ein Schicksal, das er mit vielen Filmbiografien teilt. Eine Annäherung an ein herausragendes Leben gelingt Marjane Satrapi aber allemal.  

Marie Curie – Elemente des Lebens

Regie: Marjane Satrapi
Filmstart: 16. Juli 2020

Text: Philipp Demankowski

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