Harald Glööckler: Von Engagement, Bewusstsein und Disziplin

Foto: Carlo Fernades
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Neben seiner schillernden Persönlichkeit überzeugt HARALD GLÖÖCKLER auch mit Tiefgang. Der bekennende Menschenfreund setzt sich aktiv für den Naturschutz ein, unterstützt „PETA“ und sammelt seit vielen Jahren für Kinder in Not. Im Rahmen der HOPE-Gala spricht der Modeprinz über seine Herzensprojekte und Themen, die weit über Fashion hinausgehen…

Er wird mit einem auffälligen Aussehen, viel Strass und jeder Menge Glitzer in Verbindung gebracht ­– Harald Glööckler. Mit nur 22 Jahren eröffnete er sein erstes Modegeschäft in Stuttgart. Später machte er sich mit dem Modelabel „Pompöös“, eigenen Modenschauen sowie durch Auftritte in TV-Talkshows einen Namen. Neben Trends, Optik und Lifestyle hat er auch ein Auge ­– und vor allem Herz ­– für Kinder, Hilfsbedürftige und Tiere. Der gelernte Einzelhandelskaufmann beschäftigt sich heute auch mit Nachhaltigkeit, Konsum und Toleranz. Themen, die seiner Meinung nach noch viel mehr in den Vordergrund rücken sollten. Es geht Harald Glööckler, der eigentlich Harald Glöckler heißt und aktuell mit seinem Lebens- und Geschäfts­partner Dieter Schroth in Kirchheim an der Weinstraße lebt, darum, ein Bewusstsein zu schaffen, ein Miteinander zu leben und allgemeines Engagement zu stärken.

Harald Glööckler, Foto: Carlo Fernades

Sein eigenes Enga­gement zumindest ist außerordentlich vielfältig und auch als Designer und Künstler hat er sich inzwischen mit einem eigenen Award, Schmucklinien und gar einer Tapeten- sowie Servietten­kollektion einen unvergleichlichen Unikatstatus erschaffen. Der aus Baden-Württemberg stammende Modemacher und Unter­nehmer ist zu Gast in Dresden und unterstützte die diesjährige HOPE-Gala. Wir haben kurz zuvor mit ihm gesprochen.

Herr Glööckler, Herzlich Willkommen in Dresden! Wir freuen uns sehr, dass Sie uns bei der diesjährigen HOPE-Gala unterstützen. Sie bekommen viele solcher Einladungen, warum haben Sie sich besonders für diese Benefizveranstaltung entschieden?
Schönen guten Tag, ich freu mich sehr, hier in Dresden zu sein. Mich sieht man eigentlich eher selten auf roten Teppichen. Ich überlege mir sehr gut, welche Projekte und Veranstaltungen ich unterstütze. Natürlich finde ich es toll, wenn jemand Charity betreibt. Nur sollte sich die Eigen-Charity in Grenzen halten. Man darf nicht vergessen, auch anderen dabei zu helfen. Und das macht die HOPE-Gala ­– ich mag vor allem die Projekte, die unterstützt werden. Ich schätze die Mühen und den Aufwand. Da wird etwas Großartiges auf die Beine gestellt. Dies funktioniert nur Dank der vielen Sponsoren und Helfer. Die umfangreiche Initiative hat mich bewogen, den weiten Weg nach Dresden auf mich zu nehmen.

Sie unterstützen ja nicht nur ausschließlich soziale Projekte, sondern engagieren sich auch sehr leidenschaftlich für die Tierrechtsorganisation PETA. Was ist da Ihr Anliegen?
Wissen Sie, wir müssen langsam einmal anfangen umzudenken. Wir müssen uns bewusst werden, dass wir nicht allein auf der Welt sind. Das Leben ist ein großes Geschenk. Und wir haben nicht das Recht, das Geschenk anderer zu zerstören oder das Leben anderer nicht mehr lebenswert zu machen. Dies betrifft auch unseren Umgang mit der Umwelt. Wir müssen bedenken, dass wir in einem der reichsten Länder der Welt leben – in einer Überflussgesellschaft.

Was meinen Sie: Weiß die Mehrheit der Menschen dies zu schätzen?
Ich glaube nicht, dafür wird noch viel zu oft gejammert. Ich weiß natürlich auch, dass es Menschen gibt, denen es finanziell nicht so gut geht: Ich engagiere mich seit über 20 Jahren für Kinder in Not. Ich weiß also, dass in Deutschland ca. 3 Millionen Kinder unter der Armutsgrenze leben. (Ich weiß leider auch, dass die Politik da nicht viel macht…bei der Rettung von Banken wird schneller agiert. Also müssen wir etwas machen! Wir sind der Staat. Wir sind das Volk. Wir müssen aktiv handeln.) Viele fragen sich, was man als einzelner Mensch dagegen ausrichten kann. Ich sage: Lasst uns beim Umgang gegenüber unseren Mitmenschen anfangen und mit der Achtung unserer Umwelt weitermachen.

Wie können wir dies umsetzen? Wie können wir wieder mehr Verantwortung übernehmen ­– für uns, die Gesell­schaft und die Umwelt?
Im ersten Schritt geht es um das Bewusst­werden. Uns muss bewusst werden, dass wir uns nicht nur über das Abholzen der Wälder und Bienensterben aufregen dürfen, sondern dass wir aktiv etwas dagegen tun müssen und auch können. Wenn beispielsweise 3,5 Millionen Menschen in ihren Gärten einen Baum pflanzen, haben wir unseren Baumbestand um 3,5 Millionen Bäume erhöht. Wenn wir die Etiketten unserer Lebensmittel beachten, könnten wir uns beim Kauf für Produkte ohne Palmöl entscheiden. Wenn wir uns mit Tierhaltung und Nachhaltigkeit beschäftigen, greifen wir nicht mehr zu Billig­fleisch in der Plastikverpackung. Es geht also um das Schaffen von Bewusst­sein, um das Vermitteln von Wissen und letztendlich das Empfinden von Dank­barkeit (weg von Ignoranz und Egois­mus). Bei einigen ist dies schon angekommen, aber es müssen noch viel mehr werden.

Damit sollte frühzeitig begonnen werden. Meinen Sie, es stehen dabei auch Schulen und das Elternhaus in der Pflicht?
Mit Sicherheit! Vor allem sollten Kinder und Jugendliche weniger auf ihre Smartphones schauen und stattdessen wieder mehr miteinander spielen und sprechen. Es gibt dazu erschreckende Studien, die besagen, dass zu hoher Bild­schirm-Konsum nega­tive Folgen auf die Entwicklung der Sprach- und Schreibfertigkeiten des Kindes haben wird. Von der Bestrah­lung mal ganz abzusehen. Natürlich sehe ich da in erster Linie die Erzie­hungs­berechtigten in der Verantwortung, die ihrer fürsorglichen Elternrolle nachkommen sollten. Ich habe schon viele Negativ­beispiele erlebt, bei denen das Kind weder Geld für Lebensmittel noch für Schulmaterialien bekam. Ich selbst komme aus einem schwierigen Elternhaus und musste miterleben, wie mein Vater meine Mutter schlug. Ich kann mich also gut in die Kinder reinversetzen und habe schon einige vor der „schiefen“ Bahn bewahren können.

Wie genau haben Sie das geschafft?
Bei einer Aktion habe ich Kinder ihre Wünsche erzählen lassen und dann entsprechend bei (prominenten) Freunden Geld für die Erfüllung dieser Wünsche gesammelt. Denn wichtig ist, dass das Kind einmal erfährt, wie es sich anfühlt, wenn ein Wunsch in Erfüllung geht. Somit wird eine Art Schallmauer durchbrochen. Da­durch weiß das Kind, dass vielleicht auch andere Dinge in Erfüllung gehen können. Wie bei mir: Ich träumte davon, ein Modeprinz zu werden und bin es geworden! Alles ist möglich. Und jedes Kind, dass so gerettet werden kann, ist eine Bereicherung!

Schön gesagt! Das sollten Sie direkt einmal für Kinder zum Nachlesen festhalten. Zumindest haben Sie vor sechs Wochen Ihr Buch „Vor Zwölf. High Time“ auf der Frankfurter Buchmesse veröffentlicht. Wie war die Resonanz bisher?
Sehr überraschend, muss ich sagen. In dem Buch geht es um Themen, die mir am Herzen liegen, wie Nach­haltig­keit, Re­cyc­­ling und Tierwohl. Seit der Veröffent­li­chung haben mich be­reits fünf Menschen angesprochen ­– darunter auch einflussreiche Personen mit einem großen Wir­kungskreis – die aufgrund meines Buches nun komplett auf Fleisch und Milch verzichten. Man kann also viel bewegen. Voraus­ge­setzt, man ist glaubwürdig! Denn die Menschen spüren intuitiv, wenn man etwas von ganzem Herzen macht.

Und das tun Sie. Sie leben es, haben einen neuen Weg eingeschlagen, ernähren sich gesund und treiben viel Sport. Müssen Sie seitdem auf viel verzichten?
Es ist eine Kombination aus allem: Ich habe einen Personal Trainer und bin zudem sehr diszipliniert beim Essen. Es ist wichtig, gut zu überlegen was man isst. Wenn man das eine haben will, muss man das andere lassen. Sehr wohl hat das auch etwas mit Verzicht zu tun. Andernfalls hätte ich gewiss zwanzig bis dreißig Kilo­gramm mehr auf den Rip­pen. Doch ich halte mein Gewicht seit 2,5 Jah­ren und das ist auch gut so. Ich bin Mode­macher und habe eine gewisse Vorbild­funk­tion. So möchte ich auch heute Abend neben dem Verkauf von möglichst vielen Losen viele weitere Menschen zum Spenden animieren.

Das ist die richtige Ein­stellung. Viel Erfolg dabei und herzlichen Dank für das spannende Interview!

„Vor Zwölf: High Time”
von Harald Glööckler
MusketierVerlag, 22 Euro
ISBN 978-3-946635-20-8

Text: Nicole Böhm
Interview: Lothar Schlichting

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