Gut zugestellt

Marion Oppermann, Niederlassungsleiterin Deutsche Post AG in Dresden / Foto: Siegfried Michael Wagner
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Ihr kann keiner die Branchen-Erfahrung absprechen. Immerhin ist Marion Oppermann schon seit 41 Jahren bei der Deutsche Post AG angestellt. Noch vor der Wende hat sie beim DDR-Ableger der Deutschen Post ihre Ausbildung absolviert und studiert. Nach unterschiedlichen Stationen war sie zur Abteilungsleiterin Personal/ Service aufgestiegen, ein Posten, den sie im Laufe ihrer Karriere lange innehatte. Nach einem zweijährigen Abstecher nach Berlin ist Marion Oppermann seit Juni 2018 wieder in ihrer Heimatstadt Dresden als Leiterin der Produktionsniederlassung tätig.

Im Interview mit dem Top Magazin Dresden/Ostsachsen berichtet die Expertin von den täglichen Heraus­forde­run­gen der Arbeit in den riesigen Logistikzentren, vom gestiegenen Paketaufkommen und vom Arbeits­kräftemangel, aber auch vom sozialen Engagement der Deutschen Post.

Wie füllen Sie die Rolle als Niederlassungsleiterin aus?

Ich denke, eine gute Chefin ist nicht nur fachliche Expertin, sondern nah dran an den Menschen – mit gutem Gespür für Herausforderungen und Veränderungen. Gerade in Zeiten der Digitalisierung, die mit Chancen aber auch Sorgen verbunden ist. Ich habe in über 40 Jahren Be­rufs­leben reichlich Erfahrungen gesammelt. Nicht nur in ver­schie­denen Bereichen der Post, sondern auch in zwei ver­schie­denen Gesellschaftssystemen. Man kann sich vorstellen, dass die poli­tische Umwälzung auch bei der Post mit erheblichen Umbrüchen verbunden war. Das Wissen um diese Pro­zesse und deren Nebeneffekte kommt mir heute noch in meiner alltäglichen Arbeit zugute.

Was unterscheidet die Dresdner Niederlassung von anderen Standorten der Deutschen Post?

Als Dresdnerin ist es für mich per se etwas Besonderes, hier Verantwortung zu tragen. Ein Allein­stellungsmerkmal ist sicher, dass wir drei Briefzentren haben: in Cottbus, in Bautzen und in Ottendorf-Okrilla. Dort liegt auch unser Paketzentrum, das immerhin 32.000 Sendungen in der Stunde produzieren kann. Angesichts des steigenden Paket­aufkommens ist das trotzdem noch zu wenig. Wir kommen an Kapazitätsgrenzen und müssen hierfür Lösungen finden.

Foto: Siegfried Michael Wagner

Wie ist der Mitarbeiterstamm strukturiert?

Post ist Teamsport durch und durch: Ältere und Jüngere, Männer und Frauen, Zuwanderer und Deutsche. Wichtig ist, dass alle einander helfen und wir als Team erfolgreich sind. Das bedeutet, dass jede Abteilung zum Gelingen der Arbeitsabläufe beiträgt. Das betrifft die gut 75 Pro­zent der Zustellerinnen und Zusteller in der Auslieferung, genauso wie die Kolleginnen und Kollegen in den Brief- und Paketzentren sowie in  der Abteilung Verkehr. Wichtig ist, dass die Schnittstellen miteinander harmonieren, damit die Kunden pünktlich ihre Sendungen bekommen.

Was sind zurzeit die größten Herausforderungen?

Durch den E-Commerce verzeichnen wir seit Jahren einen erheblichen Sendungszuwachs im Paket­bereich. Deswegen suchen wir kompetente neue Kolleginnen und Kollegen, um die stetig steigenden Anforderungen zu meistern. Der Löwenanteil unserer Mitarbeiterinnen und Mit­arbeiter ist unbefristet beschäftigt, Tendenz steigend. Gerade zu Stoßzeiten sind wir auch darauf angewiesen, befristete Arbeitskräfte einzustellen. Wir bieten attraktive Rahmen­be­din­gungen, stellen jedoch fest, dass es auf dem aktuellen Arbeitsmarkt schwierig ist, ausreichend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für diese Ausnahmezeiten zu finden.

Viele Unternehmer klagen über die Belastungen durch die DSGVO. Bemerken Sie das bei ihrer Arbeit auch?

Datenschutz ist ein wichtiges Thema. Wir stehen seit jeher für das Briefgeheimnis, deswegen haben wir Sympathie für den Wunsch, Informationen zu schützen. Dennoch ist tatsächlich eine Verunsicherung im Zusammen­hang mit der DSGVO-Gesetzgebung zu spüren, gerade beim Versenden von Newslettern. Mit unserer DIALOGPOST sind die Unternehmer dagegen auf der sicheren Seite. Ohnehin bleibt ein Print-Mailing einfach länger im Gedächtnis der Kunden.

Inwieweit ist die Digitalisierung bei der Post angekommen?

Als Deutsche Post DHL Group sind wir weltweit logistisch aktiv. Das ist eine faszinierende Branche, die heute ohne digitale Technologie nicht mehr vorstellbar ist. Wenn Sie sich die ständig steigende Menge an täglich zu bearbeitenden Paketsendungen in unseren Logistikzentren vergegenwärtigen, dann können Sie sich vorstellen, dass ein solches Aufkommen ohne digitalisierte Prozesse gar nicht zu bewältigen wäre. Das reicht von der Routenplanung über effiziente Sortierprozesse bis zu den vollautomatischen Handscannern der Zusteller.

In welchen sozialen Projekten engagiert sich die Deut­sche Post in der Region Dresden? Sie unterstützen ja seit Jahren die Tschernobylinitiative Ottendorf-Okrilla e.V.

Dieses Engagement liegt uns sehr im Her­zen. Wir arbeiten seit 2011 aktiv mit diesem Verein in Otten­dorf-Okrilla zusammen. Hier helfen auch viele unserer Ruhe­ständler mit. Die ehemaligen Kolleginnen und Kollegen nehmen die Kinder bei sich zuhause auf und gehen zum Bei­spiel mit ihnen in den Tierpark. Wir unterstützen diese Aktivitäten finanziell und sponsern auch einen großen LKW, der im Okto­ber Kleidung, Möbel, Medizin und andere tägliche Bedarfsgüter nach Weißrussland transportiert. In den drei Wochen, in denen die 20 bis 30 Kinder im Juni in Deutschland sind, verbessern sich ihre Blutwerte signifikant. Es ist auch eine Aufgabe des Ver­eins, die Erinnerung an diese Katas­tro­phe aufrechtzuerhalten. Denn auch über 30 Jahre danach sind die Belastungen für die Gesundheit groß.

Soziales Engagement: Besuch der Tschernobyl Kinder im Juni 2018. / Foto: © Deutsche Post

Und worum handelt es sich beim Global Volunteer Day?

Unsere Mitarbeiter können sich beim Global Volunteer Day in enger Zusammenarbeit mit unabhängigen Organisationen an gemeinnützigen Projekten vor Ort beteiligen. Mehr als 100.000 Kolleginnen und Kollegen weltweit nehmen jedes Jahr daran teil. In diesem Jahr haben wir außerdem eine Versteigerung zugunsten des unternehmensinternen Hilfsfonds We Help Each Other organisiert, der 2010 nach einer Serie von Naturkatastrophen gegründet wurde. Darüber können wir die von Naturkatastrophen betroffenen Kolleginnen und Kollegen der Deutsche Post DHL Group – auch in unserer Niederlassung – schnell und unbürokratisch unterstützen, was etwa im Fall des Oder-Neiße-Hochwassers eine große Hilfe war.                                          

www.deutschepost.de

Interview: Roland Hess

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