Barkultur de luxe

Foto: Innside by Melia
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Mit einem Blick auf die Frauenkirche lockt die Twist Bar Cocktailkenner und die, die es werden wollen. Dass sich in der Bar des Innside Hotels immer mehr Stammgäste einfinden, liegt aber vor allem an der kreativen Cocktailkarte und dem Erfindergeist von Barchef Marlon Kutschke und seinem Team.

Ein Twist hat viele Bedeutungen. Da gibt es natürlich den Tanz, der durch das unsterbliche Lied von Chubby Checker fest im Kulturgedächtnis verankert ist. Im Film oder in der Literatur wiederum wird mit dem Begriff eine unerwartete Handlungswendung bezeichnet. Eine Erklärung, die auch für die Twist Bar Sinn macht. Denn hier werden die Gäste mit weit mehr als nur mit gewöhnlichen Cocktails verwöhnt. Die Drinks in der hauseigenen Bar des Innside Hotels in Dresden haben stets einen ganz eigenen Kniff, einen gar nicht mal so kleinen Twist. Auch Klassiker erscheinen dadurch im neuen Gewand. In der Cocktailszene ist der Twist aber auch eine spezifische Bezeichnung für das Aromatisieren eines Cocktails mit Hilfe einer gedrehten Zitronen-, Limetten- oder Orangenschale. Der Name der Twist Bar passt also in mehrfacher Hinsicht, wie uns Barchef Marlon Kutschke im Interview bestätigt. Der Dresdner ist in der Szene längst kein Unbekannter mehr, wurde er doch mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.  

Foto: Franziska Pilz
Top: Lange Jahre haben Sie in der Twist Bar mit René Försterzusammengearbeitet, der aber vor zwei Jahren eine neue Herausforderung gesucht hat. Warum war Ihre Zusammenarbeit so fruchtbar?

Marlon Kutschke: René Förster war so etwas wie ein Mentor für mich. Seitdem die Twist Bar im Jahr 2010 das erste Mal ihre Pforten öffnete, haben wir eigentlich immer zusammengearbeitet. Wir kannten uns schon vorher, so dass ich sein erster Ansprechpartner war, als er Unterstützung brauchte. Eine wirklich glückliche Fügung, zumal wir uns perfekt ergänzt haben. Wir haben ja zwei unterschiedliche Stile hinter der Bar. René seht für eine klassische und bodenständige Herangehensweise beim Mixen. Bei mir steht eher der experimentelle Ansatz im Vordergrund. Ich habe schon früh damit angefangen, mit ungewöhnlichen Zutaten zu arbeiten, zum Beispiel mit Spinatpulver.

Top: Dieser Ansatz dominiert aber heute die Cocktail-Auswahl in der Twist Bar?

Marlon Kutschke: Natürlich kann man bei uns immer noch die klassischen Cocktails genießen, wobei wir auch vergessene Drinks aus der Urzeit der Barkultur wiederaufleben lassen. Unsere Leidenschaft gehört aber besonders neuen Trends – wie der Cuisine Style, den wir 2010 als eine der ersten unseren Kunden kredenzt haben. Sous-vide oder Fermentationen sind ganz aktuelle Trends, die wir gern ausprobieren. Ich ermutige mein Team aber auch über den Tellerrand hinauszuschauen. Bei unseren „verrückten Twists“ toben wir uns dann richtig aus, räuchern oder flambieren Drinks und nutzen auch Bestandteile der molekularen Küche. Dabei gehe ich grundsätzlich nach der Devise vor, dass man auch trinken kann, was gegessen werden kann.

Top: Gehen Ihre Gäste diesen Weg mit?

Marlon Kutschke: Kein Zweifel, wir mussten Aufbauarbeit leisten und viel erklären. Deswegen finden unsere Gäste auf der Karte auch zu jedem Drink ein paar erklärende Worte. Nach einiger Zeit haben sich die Gäste immer offener für unsere Form der Barkultur gezeigt und Lust am Experiment entwickelt. Heute fragen unsere Stammgäste regelmäßig nach, ob ein neuer Cocktail in der Karte angekommen ist, denn wir kreieren ständig neue Drinks und erweitern die Karte. Ich freue mich übrigens auch sehr darüber, dass unser Nachhaltigkeitskonzept so gut ankommt. Wir setzen schon seit einigen Jahren auf Trinkhalme aus Maisstärke und versuchen die Verwendung von Zitrussäften im Rahmen des Möglichen zu begrenzen, da diese oft lange Transportwege hinter sich haben.

Top: Würden Sie die Cocktailszene gegenwärtig als lebendig bezeichnen?

Marlon Kutschke: Es ist schon so, dass die Barkultur heute eine Renaissance feiert. Nachdem in den 2000er Jahren durchaus ein Qualitätsabfall festzustellen war, wird ein guter Cocktail heute wieder stärker wertgeschätzt. Das hängt mit der Pionierarbeit, die Mixology, das Magazin für Barkultur, geleistet hat, zusammen, aber vor allem auch mit dem Bewusstsein, dass qualitativ hochwertige Zutaten für einen guten Cocktail wichtig sind, auch wenn dieser dadurch ein bisschen teurer wird. Auch alkoholfreie Cocktails, die sogenannten Mocktails, werden viel häufiger nachgefragt. Vor allem übrigens im Dezember, wenn man durch den allgegenwärtigen Glühwein-Verzehr mal eine Pause vom Alkohol braucht.

Top: Welche Rolle spielt Dresden in der Cocktailszene?

Marlon Kutschke: Dresden gehört vielleicht nicht zu den Top-Städten in der Cocktail-Szene. Berlin, München, Hamburg oder Köln sind uns da schon noch ein Stück weit voraus. Es gibt aber auch bei uns richtig gute Bartender, die dazu beitragen, dass Dresden als Cocktail-Standort wahrgenommen wird. Man kann in Dresden definitiv gut Drinks genießen.

Top: Ein Bartender muss also kreativ sein? Was noch?

Marlon Kutschke: Bei allem Erfindergeist: Wir sind in erster Linie Dienstleister und Gastgeber. Vor allem mit unseren Drinks, aber durchaus auch als Gesprächspartner für einen kleinen Feierabend-Plausch. Wir tun alles dafür, dass die Gäste bei uns einen schönen Abend verleben. Die Atmosphäre in der Twist Bar eignet sich aber perfekt dafür, um sich mal ein paar Stunden vom Alltag auszuklinken. Das kann man übrigens auch in großer Runde. Viele Besucher wissen gar nicht, dass man die Twist Bar auch mieten kann, ganz egal ob für Firmen- und Geburtstagsfeierlichkeiten.

www.ven-dresden.de/twist-bar

Text und Interview: Philipp Demankowski

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