Bo Starker: Die Malerin der Seelen

Foto: Bo Starker
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Bo Starker ist ein echtes Multitalent. Zwar lebt die geborene Dresdnerin seit 14 Jahren in der Nähe von Bad Tölz, doch der Ruf der Künstlerin schallt längst bis in ihre Heimatstadt zurück. Ihre riesigen wunderschönen Puppenhäuser erregen regelmäßig öffentliches Interesse. Auch das charmante Bauernhaus, das sie liebevoll und etwas exzentrisch eingerichtet hat, erfreut sich bei Magazinen für Wohnkultur großer Beliebtheit. Wer sich mit Bo Starker beschäftigt, taucht ein in eine märchenhafte Welt, die einen ganz eigenen Zauber versprüht. Fixpunkt ihrer Tätigkeiten sind dabei die in Öl gemalten Porträts. Die Gemälde von Menschen aus allen Lebensbereichen – teils realistische Abbilder, aber mit einem unverwechselbaren Stil der Künstlerin versehen, haben eine ganz eigene melancholische Bildsprache bis in die Seele des Porträtierten hinein. Das hat die Welt inzwischen zu schätzen gelernt. Auftraggeber für die Porträts kommen aus aller Herren Länder. Grund genug für ein ausführliches Gespräch mit der sympathischen Künstlerin.
Sind Sie noch regelmäßig in Dresden? Inwieweit hat die Region Ihre Liebe zur Malerei geprägt?

Ich bin zwar seit langem im Münchener Umland zuhause, pendle aber regelmäßig zwischen Bayern und Sachsen. Als geborene Dresdnerin zieht es mich immer wieder in meine Heimat, weil ich eigentlich sehr heimatverbunden bin. Und die sächsische Mundart bekommt man ohnehin nicht mehr aus mir heraus. Zudem liegen meine professionellen Wurzeln in Dresden und Umgebung. So habe ich meinem Kunstprofessor Roland Unger aus Dresden viel zu verdanken. Er ist gewissermaßen mein künstlerischer Ziehvater, der meine Entwicklung wesentlich beeinflusst hat. Er brachte mir bei, wie Farben „klingen“ können und aufregend sind, aber dem Auge nicht wehtun. Dieses Wissen eignet sich heute beim Malen von Porträts besonders. In erster Linie aber haben mich meine Eltern geprägt, die es mir ermöglicht haben, die Mal versuche meiner Kindheit durch Privatunterricht sehr früh zu fördern.

Ihre Eltern habe Ihre Passion also immer unterstützt?

Definitiv. Allein schon, weil in unserem Haus überall alte Gemälde hingen. Ich wollte immer malen wie die alten Meister. Zudem war mein Vater lange Jahre als Antiquitätenhändler tätig, so dass ich viel Zeit auf staubigen Dachböden verbracht und nach versteckten Kostbarkeiten gestöbert habe. Eine Leidenschaft, die man heute vielleicht noch bei der Inneneinrichtung meines Bauernhauses erahnt. Vielleicht kommt daher auch die verwunschene und entrückte Aura, die man meinen Kunstwerken nachsagt und die ja hier in meinem Atelier entstehen.

Was hat Sie dazu bewogen, aus Dresden weg zu ziehen?

Nach dem unterwarteten Tod meines Papas wollte ich komplett neu und woanders anfangen und bin regelrecht geflüchtet nach Bayern. Zehn Jahre lang habe ich mich vor allem um die Erziehung meiner Kinder gekümmert und erst vor gut fünf Jahren ist das Künstler-Sein wieder in meine Ge – danken gekommen. Nach dem Verlust meines Seelen-Menschen bin ich über Friedhöfe – vorerst in Dresden – gestreift und habe einfach nur für mich selbst Engel gemalt, die zu wesentlichen Motiven meiner Arbeit wurden. Diese Bilder sind sehr gut angekommen. Ausgehend von den Engeln habe ich mir dann vor fünf Jahren das Malen von Porträts erarbeitet.

Gab es ein Schlüsselerlebnis für die weitere Entwicklung?

Ich hatte das Glück den Sänger Abi Ofarim kennenzulernen, dem man ja nicht nur in Bayern, sondern deutschlandweit kennt. Er kam zu mir ins Atelier, ich durfte ihn skizzieren und daraus ist ein tolles Bild entstanden, das große Beachtung bei Presse und Öffentlichkeit fand. Das Porträt hat mir wirklich viele Türen geöffnet, was natürlich auch mein Selbstvertrauen als Künstlerin gestärkt hat. Und dann kamen die ersten Aufträge. Inzwischen bekomme ich Anfragen aus der ganzen Welt, wobei sicher auch mein Instagram-Kanal eine große Rolle spielt. Da entstehen dann solche wundervollen Geschichten wie die des amerikanischen Piloten, der seine Großmutter für den Geburtstag seiner Mutter porträtieren ließ. Ein Nachteil der vielen Anfragen ist, dass ich leider nicht alle annehmen kann oder aber man ist sehr geduldig mit dem Warten. Denn für ein Bild brauche ich schon sechs bis sieben Wochen.

Wobei schon der Besuch Ihres Ateliers eine denkwürdige Erfahrung bietet.

Viele Auftraggeber sagen mir, dass schon das erste Treffen zur Skizzierung auf unserem Bauernhof ein Erlebnis ist. Ich hatte auch verschiedene Magazine für Wohnkultur wie „Mein schönes Land“ zu Gast. Immer wieder kommt den Redakteuren dabei die Harry-Potter-Welt oder Miss Marple in den Sinn. Neben meinen Kindern trifft man zum Beispiel meine Zwergschafe an, die durchaus auch mal im Haus spazieren gehen. Der verrückte Mops ist sowieso immer dabei! Das Schönste an unserem Bauernhof ist, dass ich ein bisschen auf Dresdner Boden gehe – denn unser Vorbesitzer kaufte nach der Wende das Kopfsteinpflaster, das beim Umbau des Dresdner Zwingers ausgewechselt wurde. Mein Haus ist von Steinen umgeben, auf denen August der Starke schon seine Gäste in Empfang nahm und die schon viele Dresdner Füße sahen. Eine schöne Vorstellung, die auch gegen mein zeitweises Heimweh hilft. Und im Haus wiederum findet man überall Spuren meiner Arbeit. Neben den vielen Bildern und kuriosen Antiquitäten kann man meine Puppenhäuser betrachten. Diese Arbeit ist eine willkommene Abwechslung zu meinen Bildern und – das ist das Schöne – ich kann das als Hobby zusammen mit meinen Kindern verwirklichen.

Ihre Puppenhäuser erfreuen sich ja an vielen Stellen großer Beliebtheit…

Das stimmt. So waren sie neben unserem Haus schon ein zentrales Motiv u.a. in einer bekannten Mystery-Serie. Eines der Häuser soll sogar nach New York verschifft werden, wo es als Exponat einer Weihnachtsausstellung gezeigt werden soll.

Wie schaffen Sie es, das alles unter einen Hut zu bringen?

Ich habe das Glück, dass ich oft zur richtigen Zeit am richtigen Ort war, um Leute kennenzulernen, die mir wichtige Türen gezeigt und beim Durchgehen geholfen haben. Auße dem werde ich von vielen lieben Menschen unterstützt, die mir Dinge abnehmen, um die ich mich gar nicht mehr ausreichend kümmern könnte. Da denke ich zum Beispiel an Katja Kindermann, die ich schon aus Kindertagen sehr gut kenne und welche mir seit kurzem nun auch mit ihrer Dresdner Agentur Sender und Empfänger viel Arbeit abnimmt. Und das nicht nur in organisatorischen Dingen, für die ich aufgrund der vielen Anfragen von Kunden und Medien keine Zeit mehr habe. Durch die Zusammenarbeit kann ich mich jetzt voll und ganz auf meine Kunst konzentrieren. Katja ist auch freundschaftlich eine wichtige Stütze. Denn dank der Gespräche, die wir miteinander führen, kann sie mir Dinge aus anderen Sicht – weisen aufzeigen, auch mal Selbstzweifel ausräumen und bei kreativen Hängerchen mit superschönen Ideen wieder auf die Sprünge helfen.

Gibt es ein Erfolgsgeheimnis?

Ich glaube, es ist inzwischen das Gesamtpaket. Dass sowohl meine Bilder als auch unsere Wohnwelt das Bedürfnis nach Ruhe, nach Entschleunigung und einer längst vergessenen Welt aus alten Zeiten stillen. Dazu gehört natürlich auch die wunderschöne Landschaft des Alpenvorlands oder mein kleines Häuschen am Waldrand im an Schönheit nicht zu überbietenden Dresden. Wer mich auf meinen sozialen Medien besucht, oder direkt den Weg zu uns findet – sei es für Atelierbesuche, Dreharbeiten, Zeitungsreportagen – macht einen Kurztrip in eine nostalgische, weltentrückte Fantasie, die man in unserer schnelllebigen Zeit längst verschüttet glaubt. Es ist eine Reise zu sich selbst aus fernen Kindertagen.

Top: Vielen Dank für das Gespräch!  
Interview: Philipp Demankowski

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