Feste für Frischluftdramatiker

Theatersommer in der Ortenburg, Foto:© Wolfgang Wittchen
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An der frischen Luft ist der Schauspielgenuss ein ganz besonderes Vergnügen. Jedes Jahr nutzen die Spielstätten auch in unserer Region die Sommerpause, um die Zuschauer mit Open-Air-Produktionen zu verwöhnen. Das Top Magazin Dresden/Ostsachsen gibt einen Überblick.
Foto: Miroslaw Nowotny
BAUTZENER THEATERSOMMER

vom 20. Juni bis 28. Juli 2019
im historischen Hof der Bautzener Ortenburg
„ Am kürzeren Ende der Sonnenallee“

Traditionell wird in Bautzen der historische Hof in der Bautzner Ortenburg mit launigem Sommertheater-Stücken bespielt. Nicht selten werden dabei Stoffe interpretiert, die in der Lausitzer Region Allgemeingut sind. Diesmal allerdings geht es nach Berlin, genauer nach Ostberlin in den siebziger Jahren. Dort spielt der Roman „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ von Thomas Brussig, der 1999 erschien und dessen Plot zeitgleich in der Verfilmung „Sonnenallee“ von Leander Hausmann ein nationaler Kinoerfolg wurde. Micha ist 17 Jahre alt und wohnt im Osten in einer Straße, deren längeres Ende im Westen und deren kürzeres Ende in der DDR liegt die Sonnenallee, dazwischen verläuft die strengbewachte Grenze. Hinter der Mauer lebt der Klassenfeind. Aber Osten hin, Westen her: Das Wichtigste für Micha sind seine Freunde, Musik und Mädchen. Da ist Miriam, die unbeschreibliche, unerreichbare Schulschönheit, der er sein Leben zu Füßen legt. Mit dem kritischen Blick der Jugend schauen sie auf die sie umgebende, grotesk anmutende Erwachsenenwelt zwischen Elternhaus, Schul- und FDJler Leben, Grenz posten, Stasi und Westverwandtschaft. Auf der Suche nach dem eigenen Platz im Leben müssen sie wählen zwischen Anpassung und Selbstbehauptung, Liebe und Verrat. Natürlich spielt dabei auch die Musik eine große Rolle.

Geschäftsführer Olaf Maatz (li.) und Intendant Christian Kühn,  Foto: Robert Jentzsch
SOMMEROPENAIR IM ELBSCHLOSS ÜBIGAU

vom 5. Juli bis 25. August
Schloss Übigau
„Das Wirtshaus im Spessart“

Großes hat die Comödie in diesem Jahr in Sachen Sommertheater vor. Neben der traditionellen Sommer spielstätte im Hotel Elbflorenz geht es in diesem Jahr erstmals ins zuvor lange im Dornröschenschlaf liegende Elbschloss Übigau.Die Kulisse im malerischen Barockschloss verspricht Theater-Open-Air-Atmosphäre der Extraklasse. Der kürzliche Einbruch und die damit verbundene Verwüstung im Schloss Übigau war zwar ein Dämpfer, tat der Begeisterung für die Location aber keinen Abbruch. Die Zuschauer nehmen im Schlosshof Platz, decken sich mit kulinarischen Köstlichkeiten aus der Sommerwirtschaft ein und genießen „Das Wirtshaus im Spessart“. Die Novelle von Wilhelm Hauff erlangte durch die Verfilmung
mit Liselotte Pulver in den fünfziger Jahren bundesweite Bekanntheit und
feiert seitdem auch auf deutschen Bühnen riesige Erfolge. Mit Rainer König in einer Paraderolle als wunderbar verschrobenem Wirt wird das diebische Theater vergnügen als schaurig-schöne Abenteuerkomödie ganz neu interpretiert. Die Zuschauer sollten aber achtsam sein, denn nicht nur auf den Tellern könnten sich Merkwürdigkeiten tummeln, auch unter den Gästen scheint es kurios zuzugehen. Vorkoster sind im Schloss Übigau jedenfalls stark nachgefragt und auch die Wertsachen sollte man lieber im Blick behalten. Langfinger könnten herumirren. Was soll man von einer Räuberschenke auch anderes erwarten?

Motiv: Sündige Hexen
SOMMERTHEATER DRESDEN

vom 11. Juli bis 1. September
Bärenzwinger Dresden
„ Sündige Hexen“

Ein absoluter Klassiker unter den Dresdner Sommertheatern sind die Aufführungen im Bärenzwinger. Seit 2004 wird im Dresdner Studentenclub alljährlich von Mitte Juli bis Anfang September ein neu entwickeltes Stück gezeigt, und das sechsmal in der Woche. Hinter der Produktion steht das Ensemble der Kammerspiele Dresden um den Autoren Peter Förster. Für die Saison 2019 hat sich das Team für eine Produktion entschieden, die deutliche Anleihen bei Shakespeare nimmt. Im Mittelpunkt von „Sündige Hexen“ stehen große Fragen: Warum sind Sünden eigentlich verboten? Wer lässt sich nicht gern himmlisch verhexen? Was sind höllische Freuden? Wohin geht der Teufel zur Beichte? Mit wem steckt er unter einer Decke? Kann Sünde denn auch Liebe sein? Sind Engel die besseren Hexen? Dass diese Fragen im Sommertheater im Bärenzwinger gern mit einem Augenzwinkern beantwortet werden, ist ein offenes Geheimnis. Die Fans wissen Bescheid. Und das sind beileibe nicht wenige. In den 15 Jahren seiner Existenz hat das Sommertheater mit seinen intim-amüsanten Produktionen im Stil des Elisabethanischen Theaters eine treue Anhängerschaft hinter sich geschart. Und das Ensemble ist fleißig. Ausreden, man könne keinen Termin wahrnehmen, kann es jedenfalls nicht geben. Immerhin finden in knapp acht Wochen insgesamt 42 Aufführungen statt.

Hair – Felsenbühne Rathen, Landesbühnen Sachsen, Foto: Hans-Ludwig Böhme
FELSENBÜHNE RATHEN

verschiedene Stücke
Saison bis 1. September

Bereits mitten in der aktuellen Spielzeit befindet sich die Felsenbühne Rathen, jene aufsehenerregende Naturbühne im Elbsandsteingebirge, die bereits 1938 gegründet wurde. Neben Klassikern wie dem „Freischütz“ oder Karl Mays „Winnetou I“ kämpft sich diesmal erstmals der kalifornische Volksheld Zorro über die Felsenbühne Rathen. Die Musicalversion, die 2008 im Londoner West End erste Erfolge feierte, bekommt durch die Welthits der Gypsy Kings „Baila Me“, „Bamboleo“ oder „Djobi, Djoba“ ein ganz besonderes musikalisches Gepräge. Musical freunde kommen auch bei „Hair“ auf ihre Kosten. Das Kultstück, das bereits zur Hochphase der Hippie-Kultur 1968 Premiere feierte, ist durch Songs wie „Aquarius“ oder „Let the Sunshine in“ zum Meilenstein der Musicalgeschichte avanciert.
Bis heute wurde es am Brodway mehr als 1.800-mal aufgeführt. Die Inszenierung in Rathen wird insgesamt achtmal in dieser Saison gezeigt. Genauso oft wie „Das Geheimnis der Hebamme“ nach dem gleichnamigen Roman von Sabine Ebert. Bereits im vergangenen Jahr adaptierte Dramaturgin Odette Bereska das Stück für die Bühne. Die Produktion entführt in eine mittelalterliche Welt voller Aberglauben, Intrigen und Gewalt. Die Felsenbühne bietet dafür eine perfekte Kulisse.

Text: Philipp Demankowski

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