Scheuklappen unerwünscht

Festspielhaus Hellerau / Foto: © Stephan Floß
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In der ersten Spielzeit von Neu-Intendantin Carena Schlewitt setzt man im Europäischen Zentrum der Künste auf ein vielfältiges Programm, in dem Tanz, Musik, Theater und Performances an­nähernd gleichrangig zum Zug kommen. Neben zahlreichen Tagesveranstaltungen stehen bis Jahres­ende spannende Festivals im Festspielhaus Hellerau an, darunter zwei Neuzugänge.

Nachdem der Spielzeitzug im Festspielhaus Hellerau bereits gut in Fahrt gekommen ist und mit neuem Layout, Website und leicht geänderter Schwerpunktsetzung im Programm daherkommt, stehen ab November spannende Neukonzepte an, die den Weg in den Norden auch für überzeugte Zen­trums­dresdner attraktiv machen. Zunächst wäre da „4:3 Kammer Musik Neu“ vom 9. bis 11. November, ein frisches jährliches Festival, das die zeitgenössische Kammermusik generell und gleichzeitig die kammermusikalische Gemein­schaft als spezifisches künstlerisches Mikrozentrum in den Fokus setzt. Der Titel „4:3“ hat dabei sicher auch mit dem vertrauten Bild­ver­hältnis zu tun, eher noch aber mit dem Fre­quenzverhältnis der reinen Quarte, die wiederum als Tusch oder im deutschen Martins­horn Verwendung findet. Das passt, denn das Festival will mit einer Mischung aus etablierten und jüngeren Künstlern und Künstlerinnen für Signal­wirkung sorgen. Unkonventionelle Formationen sind dabei durchaus erwünscht.

Foto: © Peter R Fiebig

Junges Theater

Auch Kooperationen sollen in Hellerau verstärkt werden. Nach­dem DAVE, das Festival für Clubkultur, im Festspielhaus erstmals eröffnet wurde, beteiligt man sich im Haus vom 15. bis 18. November auch an „Fast Forward“, dem Europäischen Festival für junge Regie, das vom Staatsschauspiel Dresden organisiert wird. In Hellerau kommen dabei zwei Stücke zur Aufführung. So wird an zwei Tagen „Orchiektomie rechts“ von Noam Brusi­lovsky gezeigt. Der israelische Theater- und Hörspielregisseur thematisiert in dem Stück seine eigene Hodenkrebs­er­kran­kung. Bei „Yvonne, Prinses van Bourgondië“ des polnischen Au­tors Witold Gombrowicz geht es dagegen um eine Hof­ge­sellschaft, die durch die Verlobung des Prinzen mit der Außen­seiterin Yvonne aus der Bahn geworfen wird. Zu­sam­men mit seinem siebenköpfigen Ensemble inszeniert der Belgier Timeau De Keyser Gombrowiczs die bitterböse Ko­mö­die auf einer kreisrunden Bühne.

Blick nach Osten

Einen der Spielzeithöhepunkte gibt es dann vom 22. No­vem­ber bis zum 2. Dezember. „Polski Transfer“, das Festival des aktuellen polnischen Theaters widmet sich explizit der Büh­nen­­land­schaft bei unseren östlichen Nachbarn. Aber nicht nur genuines Theater, auch Performances, Musik, Filme, In­stal­la­tionen, Begegnungen und Diskussionen werden anlässlich der 100-jährigen Unabhängigkeit Polens bei „Polski Trans­fer“ zusammengeführt. Das Festival stellt explizit die Frage nach einer Neubetrachtung der polnischen Geschichte, gerade im Kontext des nach rechts gerückten Nationalstaates. Zudem forscht es nach einem zeitgemäßen Demokratie­ver­ständnis und der Rolle der polnischen Bürgerinnen und Bürger in einer aktiven Zivilgesellschaft.

Spielplan, Karten etc. unter www.hellerau.org/de

Text: Philipp Demankowski

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