Gotteshaus mit Symbolkraft
1999 berichtete das Top Magazin über die zwei Jahre später eingeweihte Neue Dresdner Synagoge.
Anton Schweighofer vom Saarbrücker Architekturbüro Wandel, Hoefer und Lorch + Hirsch versprach in der Sommerausgabe des Top Magazin Dresden/Ostsachsen aus dem Jahr 1999 „Ein singendes Haus“. „Manche Häuser sind stumm, einige können sprechen und ganz wenige können singen“, heißt es da. Dabei war der Entwurf des jungen Büros damals eigentlich nur der Drittplatzierte im von Ministerpräsident Kurt Biedenkopf ausgerufenen Wettbewerb. Doch die jüdische Gemeinde entschied sich letztlich für das markante Gebäudeensemble, das aus dem Gemeindehaus und der eigentlichen Synagoge besteht. Im Beitrag wurde auch auf die speziellen Charakteristiken des Baus eingegangen, die mitunter in religiösen Geboten begründet liegen. So entstand die markante Windung der Synagoge, damit der Toraschrein vorschriftsgemäß an der gegen Jerusalem gerichteten Ostwand angeordnet werden konnte.
Langsame Erholung
Die feierliche Einweihung fand dann zwei Jahre nach Erscheinen des Beitrags, am 9. November 2001 statt, dem 63. Jahrestag der Pogromnacht von 1938. Der verhängnisvolle Tag, an dem auch die neoromanische, von Gottfried Semper entworfene Alte Dresdner Synagoge niedergebrannt und geplündert wurde. Der erste Neubau einer Synagoge in den neuen Bundesländern hatte nicht nur vor diesem Hintergrund damals wie heute großen Symbolcharakter. Jüdisches Leben hat sich in Dresden inzwischen wieder etabliert. Die beiden jüdischen Friedhöfe der Stadt haben die Bedrohungen des letzten Jahrhunderts glücklicherweise überstanden. Entscheidend für die Besserung ist natürlich die Synagoge als zentrales Versammlungsgebäude, da sie wie im Judentum üblich nicht nur für den Gottesdienst, sondern auch für Gemeindeveranstaltungen und Bildungsaufgaben genutzt wird. Aber auch die Jüdische Musik- und Theaterwoche im Herbst hat ihren Anteil an der Belebung. Und der Verein HATIKVA engagiert sich als Bildungs- und Begegnungsstätte stark für jüdische Kultur in Dresden. In der Stadt, in der das Judentum schon seit ihrer Gründung präsent war und sich immer wieder Repressionen ausgesetzt sah, leben heute etwa 730 Juden, von denen sich 80 dem orthodoxen Judentum zurechnen.