Wo die Fäden zusammenlaufen

Spenzer, Detail Kragen, Städtische Museen Zittau, Foto: Holger Hinz
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Die Ausstellung „Seide, Samt und feiner Zwirn“ im Museum Bautzen befasst sich mit der reichen Tradition der Textilindustrie in der Oberlausitz.

In der Mitte Europas laufen seit Jahrhunderten die Fäden der europäischen Textilindustrie zusammen. Schon im 13. Jahrhundert ließen sich Tuchmacher aus Thüringen in Görlitz nieder. 1284 eröffnete das erste Tuchkaufhaus in Bautzen. Heute sind in der Region circa 80 Unternehmen ansässig, die der Textilindustrie angehören. Rund 2000 Menschen arbeiten in der Branche. An diese reiche Tradition knüpft nun die Ausstellung „Seide, Samt und feiner Zwirn“ an, die noch bis 25. Februar im Museum Bautzen zu sehen ist. Dabei wird nicht nur Bekleidung aus der bedeutenden Sammlung des Museums Bautzen gezeigt, sondern auch aus anderen wichtigen Oberlausitzer Sammlungen. Besondere Leihgaben stammen aus den Städtischen Museen Zittau, dem Sorbischen Museum, dem Deutschen Damast- und Frottiermuseum Großschönau, dem Heimatmuseum Ebersbach-Neugersdorf und aus drei Oberlausitzer Privatsammlungen.

Handwerkliches Geschick

Die Kleidungsstücke gehören fast ausnahmslos zur Festkleidung. Sie zeugen vom persönlichen Geschmack ihrer Träger sowie vom pfleglichen Umgang mit den Stücken und überraschen durch ihre Farben- und Mustervielfalt. Außerdem belegen sie besonders das große handwerkliche Geschick und Können der Oberlausitzer Schneider. Auch zahlreiche Porträts auf Gemälden, Fotografien und Zeichnungen zeigen uns Menschen in der Bekleidung des 19. Jahrhunderts, in dessen zweiter Hälfte der mit der Industrialisierung einhergehende Wirtschaftswandels stattfand, der große Fabrikhallen für moderne Webereien entstehen ließ und den Zusammenbruch der Hausweberei bewirkte.
Auf den Bildnissen tragen sie ihre besten Kleider, die mit Accessoires wie Vorärmeln, Kragen, Hauben, Handschuhen und Zierknöpfen ausgestattet sind. Auch dieses schmückende Zubehör ist in der Ausstellung zu entdecken.

Frauenhaube, Foto: Museum Bautzen

Kritischer Blick

Im Verlauf des 20. Jahrhundert ging die Betreuung von musealen textilen Sammlungen zunehmend an ausgebildete Fachkräfte über. Heute werden Textilien in zahlreichen Museen der Oberlausitz bewahrt, erhalten und ausgestellt. Es wird aber auch die Authentizität und die Provenienz der Stücke in den Blick genommen, denn die Überlieferungsgeschichte der textilen Gegenstände bedarf eines stets kritischen Ansatzes. So gilt es, den Begriff „Tracht“ vor dem Hintergrund des zeitgenössischen Denkens im 19. Jahrhundert einzuordnen. Einem solchen kritischen Blick trägt die Ausstellung Rechnung, die Bekleidung oder bildliche Darstellungen präsentiert, deren Herkunft aus der Oberlausitz belegt ist.

Seide, Samt und feiner Zwirn

bis 25. Februar 2018
Museum Bautzen
Kornmarkt 1
02625 Bautzen
www.bautzen.de/museum-bautzen.asp

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