Rosengarten am Königsufer: Ein würdiger Schmuckkasten

Blick in den Rosengarten Foto: Felix Posselt
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Die Rose, die Königin der Blumen, inspiriert die Menschen seit je her zu romantischem Schwelgen. In Dresden gibt es dafür einen ganz besonderen Ort: der Rosengarten am Königsufer wurde vor 82 Jahren mit 6.000 Rosenstöcken eröffnet.

Im Juni 1935 zog es die Dresdner in Scharen an das Königsufer zwischen Albertbrücke und Carusufer. Am Pfingstsonnabend vor 82 Jahren wurde der Rosengarten hier der Öffentlichkeit übergeben – ein „schönes Feiertags­ge­schenk an die Dresdner Bevölkerung“ schrieb der Dresdner Anzeiger damals. Tatsächlich verfolgten die damaligen Stadt­planer und Stadtgartendirektor Heinrich Balke noch weitere Ziele mit dem Bau des Parks. Als Gegenstück zum Altstädter Elbufer sollte auf der Neustädter Seite eine ansprechend gestaltete Uferpromenade entstehen. Schon August der Starke hatte von einer hochwasserfreien Uferpromenade geträumt. Gleichzeitig wollte man mit dem Bau aufwendiger Parkanlagen Bauspekulationen in dieser Gegend verhindern. Schulsportplätze, Kohlelager und Gardinenwäscherei mussten deshalb für den Rosengarten weichen.

Im Mittelteil des Rosengartens steht die Bronzeplastik „Genesung“ von Felix Georg Pfeifer (1871–1945), Foto: Felix Posselt

Die Bürger der Stadt jedenfalls waren ganz verzückt von ihrem neuen „Schmuckkasten“, diesem „Blütentraum inmitten der Stadt“, wie der Sächsische Heimatschutz damals schrieb. Hauptrolle in diesem Schmuckkästchen spielte natürlich, damals wie heute, die Rose, die „Königin der Blumen“. Ghislaine de Féligonde und Robin Hood, Francesca und Vanity, Trier und Ballerina – das sind keine eigenwillig modernen Kindernamen, sondern Rosensorten aus den 1930er Jahren. Nach dem Zweiten Weltkrieg war im Rosen­garten nicht mehr viel von der einstigen Pracht übriggeblieben und auch in den nachfolgenden Jahrzehnten orientierte man sich bei der Instandsetzung am Ge­schmack der Zeit. Erst 1995 begann die denkmalgerechte Wiederherstellung des Gartens – mit den alten Rosensorten von 1935. Weil die Originalpläne im Zweiten Weltkrieg verloren gingen war man auf private Fotos der Dresdner Bürger angewiesen, um die Gestaltung im ursprünglichen Stil zu rekonstruieren. Der Rosengarten gilt als bedeutendste städtebaulich-gärtnerische Leistung dieser Zeit in Dresden.

Foto: Felix Posselt

Die Rosenzucht ist kein einfaches Unterfangen. Für eine erfolgreiche Kreuzung braucht es tausende Versuche. Den­noch sind seit Anfang des 18. Jahr­hunderts weltweit über 30.000 Sorten entstanden. In Deutschland liegt das Zentrum der Rosen­züch­tung traditionell in Schleswig-Holstein. In Ost­deutsch­land gab es Anfang des letzten Jahrhun­derts zwar Anbaugebiete, aber keine Züchter. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es immer schwieriger neue Sorten aus dem Westen zu importieren. Deshalb machten sich einige sächsische Blumenzüchter daran, eigene Züchtungen zu etab­lieren. Die knapp 200 so entstandenen Sorten sind im Westen eher unbekannt. Im Rosengarten spielen sie heute wieder eine wichtige Rolle: im Mittel- und Hochstamm­rosenteil wurde ein DDR-Sortiment verwendet und mit den Farbabstufungen der 1930er Jahre hinterlegt.

Blick in den Rosengarten Foto: Felix Posselt

Seit seiner Rekonstruktion lockt der „Schmuck­kasten der Stadt“ die Dresdner wieder an das Königs­ufer, zum Schwel­gen im Blumenduft. Beson­ders schön ist ein Spaziergang im Sommer, wenn die Rosen in voller Blüte stehen. Wie zu seiner Eröffnung wird der Rosengarten dann zum „Blütentraum inmitten der Stadt“.

Text: Luise Quaritsch

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