Mittsommersonne in Reykjavík

Das 2011 eröffnete Opern- und Konzerthaus Harpa beherbergt die isländische Oper und das Isländische Sinfonieorchester. Der Künstler Ólafur Elíasson gestaltete die Fassade. Foto: Visit Reykjavík / Ragnar Th Sigurðsson
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Die Hauptstadt Islands ist mit 120.000 Einwohnern zwar keine pulsierende Metropole, im Sommer wird Reykjavík trotzdem zu einer Stadt, die niemals schläft. Im Süden Islands bleibt die Sonne im Juni 20 Stunden über dem Horizont. Zeit genug, um Tag und Nachtleben der Stadt im gleißenden Licht der Mitsommersonne zu erkunden.

Als die ersten Wikinger vor 1200 Jahren an Islands Küste landeten, fanden sie karges, raues Land vor. Von den einstigen Entbehrungen der ersten Siedler ist in Reykjavík heute nichts mehr zu spüren. Die Stadt ist stolz auf ihre Architektur, die hervorragende Gastronomie- und Barszene und die zahlreichen Festivals und kulturellen Veranstaltungen, die Reykjavík zum exotischen Geheimtipp für den nächsten Stadttrip machen. Ein Tag im Sommer beginnt in Reykjavík früh: um 3 Uhr morgens geht die Sonne auf. Ganz so zeitig aufstehen muss aber nicht, wer sich einen guten Überblick über die Stadt verschaffen will. Bei einem vormittäglichen Spaziergang durch die Stadt lassen sich die wichtigsten Sehenswürdigkeiten leicht erreichen. Um 9 Uhr öffnet die Kirche Hallgrímskirkja, eines der markantesten Bauwerke der Stadt. Vom 74 Meter hohen Turm, der auch über einen Aufzug zu erreichen ist, hat man einen hervorragenden Blick über die Stadt und den Hausberg Esja. Auch die Kirche selbst ist sehenswert. Die markanten Betonpfeiler um ihren Turm erinnern an Basaltsäulen, ein in der isländischen Landschaft häufig vorkommendes Motiv. Ihre weiße Farbe soll an Gletscher erinnern. Die Hallgrímskirkja ist ein nationales Denkmal und Islands bekanntestem Dichter Hallgrímur Pétursson gewidmet.

Die Kirche Hallgrímskirkja ist eines der markantesten Bauwerke der Stadt. Vom 74 Meter hohen Turm, der über einen Aufzug zu erreichen ist, hat man einen hervorragenden Überblick.
Foto: Visit Reykjavík / Ragnar Th Sigurðsson

Von hier aus ist auch das zweite architektonische Highlight der Stadt leicht zu erblicken. Direkt am Hafen liegt das 2011 fertiggestellte Konzerthaus Harpa. Sie wurde 2013 mit dem Mies-van-der-Rohe-Preis der EU für zeitgenössische Archi­tektur ausgezeichnet. Die aufwendig gestaltete Glasfassade spiegelt die Umrisse der Stadt und bietet eine tolle Aussicht über die Bucht. Neben einem Laden für nordische Musik und Geschenke beherbergt Harpa auch zwei Restaurants. Die übersichtliche Größe Reykjavíks hat einige Vorteile: zu Fuß braucht man nur eine Viertelstunde von der Hall­grimskírkja zum Hafen. Nahezu auf dem Weg liegt auch das isländische Parlament. Hier versammeln sich die Bürger der Stadt, wenn sie gegen die Politik ihrer Regierung demonstrieren. Nur einige Meter weiter, am Ufer des Sees Rejkjavík­kurtjörn liegt das moderne Rathaus. Auch das Tourismus-Büro liegt gegenüber. Es hat von 8 bis 20 Uhr geöffnet und berät Besucher der Stadt gerne bei ihrer Reiseplanung. Wer Reykjavík zu einer Zeit besucht, zu der die Sonne noch untergeht, besucht für dieses Naturschauspiel am besten die Sólfar-Skulptur am Hafen. „Sólfar“, Sonnenfahrt, ist eines der am häufigsten fotografierten Kunstwerke Islands, und sein Platz am Hafen bietet besonders zum Sonnenuntergang einen spektakulären Blick auf die isländische Landschaft um Reykjavík. Wem das nicht romantisch genug ist, kann sich den Sonnenuntergang auch am Grotta-Leuchtturm anschauen. Etwas abgelegen am Ende der Landzunge, die die Bucht Reykjavíks umschließt, ist er der ideale Platz für Verliebte. Island ist berühmt für seine Vulkane und heißen Quellen, auf die man auch in Reykjavík nicht verzichten muss. In der Gegend um die Stadt gibt es siebzehn Schwimmbecken mit warmem Wasser aus geothermischen Quellen. Ein perfekter Zwischenstopp um für ein paar Stunden zu entspannen und mit Einheimischen ins Gespräch zu kommen. Auf tropische Temperaturen muss man in Reykjavík verzichten, auf weißen Sandstrand nicht. Der geothermale Strand Nautholsvik bietet mit marokkanischem Sand und isländischen heißen Quellen eine ideale Kombination. Wen die nordischen Temperaturen nicht stören, kann hier allerdings auch direkt im Meer baden.

Der Laugavegur ist die Haupteinkaufsstraße und Ausgehmeile Reykjavíks; hier befinden sich diverse Lokale, Bars und Clubs.
Foto: Visit Reykjavík / Ragnar Th Sigurðsson

Die Nacht verbringt man in Reykjavik am Laugavegur, der Haupteinkaufsstraße und Ausgehmeile quer durch die Stadt. Besonders beliebt für ihre guten Cocktails ist bei Ein­heimischen die „Pablo Discobar“ am Veltusund. Die Fens­ter werden im Sommer abgedunkelt, so dass es nur draußen taghell bleibt. Im Gegensatz zu vielen anderen nordeuropäischen Ländern hat Island eine eher lockere Sperrstunde: Um 4.30 Uhr schließen die Bars. Viele Isländer ziehen dann noch zu privaten Partys weiter. Die kurzen Nächte in Reykjavík ziehen mittlerweile auch Musik-Fans aus aller Welt an. Das „Secret Solstice“ Festival besuchten schon bei seiner Premiere vor drei Jahren 8.000 Besucher. Mit mehr als 150 Live-Auftritten etabliert es sich als eines der Top Festivals weltweit. Sowohl isländische als auch internationale Musikfans kommen hier auf ihre Kosten. Nur auf ausreichend Schlaf müssen Besucher mitunter verzichten. Ob nach einem Restaurantbesuch oder einer durchfeierten Nacht, eines ist im Sommer in Reykjavík sicher. Der Weg nach Hause ist nicht weit und im hellen Licht der Mitt­som­mersonne leicht zu finden.

Reykjavík bietet eine Vielzahl romantischer Plätze mit spektakulärer Aussicht
Foto: Visit Reykjavík / Ragnar Th Sigurðsson

Text: Luise Quaritsch

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