Herausforderung Badezimmer

Foto: © Karsten Heim
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Längst vorbei sind die Zeiten, da das Badezimmer als blanker Funktionsraum in der Wichtigkeit kurz hinter der Abstellkammer rangierte, die Einrichtung zweckmäßig sein musste und die Oberflächengestaltung aus schlachthausgleich raumhoher Fliesung, wahlweise grau oder beige marmoriert, bestand. Das Badezimmer darf heute Wohnraum sein. Ein Raum für mich ganz allein, Ruhe und Zurückgezogenheit im stressigen Alltagsleben, eine Zuflucht im energiegeladenen Familientrubel. Ein Stückchen private Wellness. Eine heiße Dusche und Lieblingsmusik. Ein duftendes Schaumbad, ein Glas Wein und Stille.

Foto: © Karsten Heim

Trends in der Badgestaltung
Gibt es das: Trends im Bad? Noch nie waren die Wohnwünsche so individuell. Bereits die Frage, ob ein vollwertiges Bad eine Wanne oder eine Dusche haben muss, scheidet die Gemüter. Wer körperliche Einschränkung, zum Beispiel durch Krankheit, erlebt hat, wird eine bodengleiche Dusche vehement verteidigen. Wer zum Entspannen gern und viel badet, wer kleine Kinder hat oder im Winter nach dem Skifahren auftauen möchte, wird auf die Wanne nicht verzichten wollen. Schön ist es, beides zu haben. Auch deshalb werden die Badezimmer größer. Ein Trend. Auch die Duschen werden größer, gern offen mit zusätzlicher Regendusche.

Foto: © Karsten Heim

Die Wunschliste Badezimmer wird angeführt von einer ganz pragmatischen Forderung: pflegeleicht. Das mag eine deutsche Besonderheit sein. So wie bei unseren italienischen Nachbarn das Design absolut im Vordergrund steht, wollen wir eines keinesfalls: Viel Arbeit mit Putzerei. Ein Schalenaufsatzbecken sieht toll aus, aber wenn die Ablage ringsherum ständig bekleckert ist, schwindet die Freude am Design. Niemand hat Spaß daran, die Fliesenfugen in der Dusche mit der Wurzelbürste zu schrubben. Nicht zuletzt deshalb gibt es immer mehr großformatige Wandbeläge, die eine fugenlose Gestaltung erlauben. Fliesenplatten bis 1 x 3 Meter (!), Glas, diverse Kunststoffe. Auch ein Trend.

Schatz, was machst Du im Bad?
Wenn die Badplanung Rücksicht nehmen soll auf die Nutzung durch den Besitzer, muss man sich Gedanken darüber machen, wer eigentlich was im Badezimmer macht. Jetzt wird es spannend. Hängt der Wannenrand immer mit der Kleidung aller Familienmitglieder voll? Dann braucht das neue Bad eine Ablagebank oder einen Stummen Diener oder eine Wäschesammelbox. Wenn ich die Zahnbürste mit  der rechten Hand halte, sollte der Griff der Armatur vielleicht lieber links sein. Wer in der Wanne gern fern sieht, braucht einen Fernsehanschluss oder einen Tabletstellplatz. Ältere Familienmitglieder schätzen eine Zeitungsablage am WC, jüngere eine Handysteckdose. Ein separater Schminkplatz ist vielleicht besser als nur der Spiegel über dem Waschbecken, weil man dichter heran treten kann. Wenn körperliche Beeinträchtigung die Beweglichkeit einschränkt, kann ein Dusch-WC die tägliche Hygiene erleichtern. Wenn die Kinder immer erkältet sind, kann eine Dampfdusche Linderung verschaffen und vorbeugen. Und wer hat eigentlich festgelegt, dass eine Sauna im Keller versteckt sein muss?

Farbe ist Leben
Als hätten wir nach dem Farbrausch der 80er Jahre eine Erholung gebraucht, wurden die Farben immer reduzierter, immer minimalistischer. Jahrelang verharrte das Baddesign im Ton-in-ton-beige. Jetzt scheint das Tief überwunden: die Lebensfreude ist zurückgekehrt und damit auch die Farbe ins Bad. Nicht mehr als farbige Keramik (moosgrün und calypsotürkis – hier und da mahnt noch der Bestand an Gestaltungsirritationen der letzten Jahrzehnte), aber wie auch im Wohnbereich mit farbig lackierten Möbeln oder mutig gestalteten Wandflächen. Großformatige Fotodrucke schaffen Atmosphäre, besonders Makroaufnahmen aus Flora und Fauna setzen die Seele in Schwingung. Ein passendes Lichtkonzept setzt alles in Szene. Mit der LED-Technik eröffnet sich eine neue Welt. 

Zu guter Letzt
Was nützt die beste Badplanung, wenn die Umsetzung mangelhaft ist. Das Bad wird erst nach etwa 20 Jahren wieder erneuert. Damit es so lange schön ist, sollte es sorgfältig ausgeführt sein. Bäderbau ist Handwerk. Gute Handwerker sind Grundvoraussetzung für ein schönes Bad. Es schadet nicht, Freunde und Bekannte nach Empfehlungen zu fragen. In einem Erstgespräch mit dem Unternehmen kann man sich Referenzen zeigen lassen und sehen, ob man zusammen passt.

Ina Säuberlich / Foto: Ciny Tamme

Fragen an die Expertin Ina Säuberlich
Worauf sollte ich beim Badbau besonders achten?
Thema Nummer Eins ist im Augenblick die fachgerechte Abdichtung. Es hat in der Vergangenheit viele Wasserschäden aufgrund mangelhafter Abdichtung gegeben. Die Versicherungen reagieren inzwischen sensibel auf dieses Thema. Beauftragen Sie nur jemanden, der den Inhalt der neuen Abdichtungsnorm DIN 18534 kennt.

Was kostet ein Bad?
Der Durchschnittspreis für ein Badezimmer liegt bundesweit bei 30 TEuro. Etwa die Hälfte entfällt auf die Einrichtungen (Keramik, Armaturen, Badmöbel etc.), die andere Hälfte sind Handwerkerarbeiten (Fliesenleger, Maler, Trockenbauer etc.). Ist das Bad sehr groß, soll Naturstein zum Einsatz kommen oder eine Sauna integriert werden, planen Sie ab 60 TEuro ein.

Bei einer Badsanierung entsteht doch sicher viel Schmutz?
Wenn im bewohnten Zustand saniert wird, ist es am einfachsten, wenn ein Termin gefunden wird, an dem die Eigentümer in Urlaub fahren. Dann können alle anderen Räume luftdicht abgeklebt werden, damit kein Staub hinein zieht. Ansonsten setzen wir Absaugvorrichtungen ein, um die Staubbelastung minimal zu halten.

Warum soll ich mein Bad überhaupt sanieren lassen?
Der häufigste Grund ist neben einem veränderten Nutzungsverhalten oder Verschleiß einfach, dass es nicht mehr gefällt. Die Bäder, die wir heute renovieren sind 20-30 Jahre alt. Das ist eine lange Zeit. Inzwischen gibt es nicht nur technisch viele Neuerungen. Auch gestalterisch ist viel passiert. Oft ist das Bad der letzte Raum, der in einem Haus erneuert wird, weil diese Maßnahme sehr aufwendig ist.


DIE BADGESTALTER · Ina Säuberlich · Lugaer Straße 2 · 01259 Dresden

www.die-badgestalter.com

· Dipl.-Ing. Ina Säuberlich· 10fache Preisträgerin „Badplaner des Jahres“

· seit über 20 Jahren Badgestalterin 

· Jurymitglied beim Bäderwettbewerb des „BADMAGAZIN“

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