Die Sächsische Weinkönigin Friederike Wachtel: Hoheit mit vielen Talenten

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Wenn man im Jubiläumsjahr der Sächsischen Weinstraße zur Sächsischen Weinkönigin ernannt wird, dann ist das eine Anerkennung, bringt aber auch Verantwortung mit sich. 

Die Ehre des Ehrenamts fiel im November 2016 Friederike Wachtel aus Krögis zu, die sich bei der Wahl gegen drei Mitbewerberinnen durchsetzte. Die hauptberufliche Presse­spre­che­rin des Heinrich-Schütz-Konservatoriums in Dresden hat von Haus aus eine starke Affinität zur Weinkultur, ist in ihrer Freizeit aber auch als Sängerin in einer Band aktiv. Im Gespräch mit dem Top Magazin berichtet die sympathische 27-Jährige über diese Hintergründe und den Amtsalltag.

Woher kommt Ihre Begeisterung für Weinkultur?

Genuss spielt in meinem Leben eine große Rolle. Das hat mir schon meine Familie in die Wiege gelegt, denn meine Großeltern hatten eine gut gehende Fleischerei im Landkreis Meißen. Dort bin ich natürlich auch aufgewachsen. Genau wie damals lege ich auch heute noch Wert auf gute regionale Produkte, und man trifft mich regelmäßig auf dem Markt am Schillerplatz. Zum guten Essen ge­hört dann natürlich immer ein guter Wein. Und dazu gibt es noch eine wunderbare Parallele zu meinem Beruf. Ich bin in der Kultur tätig. Kultur und Wein bieten eine wunderbare Symbiose. Beides liegt mir am Herzen. Top: Was hat den Ausschlag gegeben, dass Sie sich zu einer Bewerbung durchgerungen haben? Friederike Wachtel: Grundsätzlich liebe ich den Sächsischen Wein. Doch den Impuls mich für das Ehrenamt zu bewerben, verspürte ich im letzten Sommer. Ich habe mit meinen Band­kollegen auf einem Weingut gesungen. „Meine“ Musiker und ich hatten einen weinseligen Auftritt auf dem Weingut von Ricco Hänsch, der uns für seine Veranstaltung gebucht hatte. Nach dem Auftritt kam Ricco auf mich zu und meinte, dass ich sehr gut auf das Profil einer Weinkönigin passen würde. Ich hielt es zunächst für einen Scherz. Abends erzählte ich meinem Freund davon. Er fand diese Idee ebenso gut und meinte, dass so ein Ehrenamt gut zu mir passen würde. Ab dann habe ich mit mir gekämpft, jeden Tag, eine ganze Weile lang: Mach ich es oder lieber doch nicht. Am Ende habe ich mich dafür entschieden und den Ausgang der Wahl kennen Sie ja. Ich genieße gerade meine Amtszeit.

Wie hat sich Ihr Leben verändert nach der Wahl? Können Sie Ihren Beruf überhaupt noch ungehindert wahrnehmen?

Das Ehrenamt fordert mich enorm, keine Frage. Ganz besonders dann, wenn man es ernst nimmt und sich wirklich für die Region einsetzen möchte. Ich sehe hier vor allem die vielen fleißigen Winzer, die mit Liebe und unglaublich viel Engagement unsere Kulturlandschaft erhalten und für ihre Sache einstehen. Ja und diese möchte ich nicht enttäuschen und will meinen kleinen Anteil dazu leisten. Zudem hilft eine gute und strukturierte Organisation alles unter einem Hut zu bringen. Das ist nicht immer leicht. Ich habe aber einen wunderbaren Partner, der mich in vielen Dingen gut berät und mir den Rücken freihält. Ebenso gibt es von meinem Arbeitgeber, das Heinrich-Schütz-Konserva­to­rium Dresden (HSKD), sehr viel Unterstüt­zung. Hier habe ich von Anfang an viel Zustimmung erfahren. Es gibt aber auch einen sehr schönen Nebeneffekt. Durch das Ehrenamt stehe nicht nur ich als Person in der Öffentlichkeit, sondern oft auch das HSKD. Im Marketing nennt man das Win-Win-Situation. (lacht)

Ihre Lieblingsweinsorte ist der Traminer? Was schätzen Sie an der Rebsorte?

Ganz einfach: es ist ein Feuerwerk in der Nase und im Geschmack. Stellen Sie sich einen großen Rosenstrauß vor, der Ihnen von Ihrem Liebsten überreicht wird. Herrlich! Der Traminer zeichnet sich durch ein Bouquet aus, das an Rosen und Litschi erinnert. Und wenn Sie die Augen schließen, entdecken Sie Nuancen von Honig und Akazien­blüten. Hier in Sachsen ist der Traminer eine Besonderheit.

Was macht das Sächsische Weinland so besonders? Wa­rum sollten die Gäste der Region die Sächsische Wein­straße näher kennenlernen?

Wir wohnen da, wo andere Urlaub machen, dessen sollte man sich bewusst sein. Das Sächsische Wein­an­baugebiet ist im deutschen Vergleich mit rund 500 Hektar recht klein. Aber gerade diesen Fakt begreife ich als Vorteil, denn entlang unserer Weinstraße kann man als Besucher binnen kurzer Zeit und kurzer Distanzen so unglaublich viel erleben. Die Weinvielfalt ist mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten gepaart. Die kulturellen Angebote sind dann noch einmal ein ganzes zusätzliches Kapitel. Die Wein­güter, Besen- und Straußenwirtschaften laden geradezu zum Verweilen ein. Die Herzlichkeit unserer Winzer – überhaupt der Sachsen – ist groß. Als Weinkönigin kommt man mit zahlreichen Gästen und Touristen ins Gespräch und da kann ich nur von Begeisterung berichten.

Neben ihrem Ehrenamt als Sächsische Weinkönigin arbeitet Friederike Wachtel hauptberuflich als Pressesprecherin des Heinrich-Schütz-Konserva­to­riums Dresden (HSKD) Foto: © Daniel Bahrmann

Wie feiern Sie das Jubiläum 25 Jahre Sächsische Wein­straße?

Eigentlich feiere ich dieses Jubiläum bei jedem öffentlichen Auftritt als Sächsische Weinkönigin. Unsere Winzer und Weingüter binden das Jubiläum in fast jede Veranstaltung ein. Herrlich, dass es die Sächsische Weinstraße nun schon 25 Jahre gibt! Top: Was sind eigentlich die genauen Pflichten einer Sächsi­schen Weinkönigin? Friederike Wachtel: Die Sächsische Weinkönigin repräsentiert rund 2.300 Winzer der Region und deren Produkte. Aufgrund der kleinen Anbaufläche spricht man von Raritäten. Und das ist doch ein Vorteil für ein kleines Anbaugebiet. Die Weine sind so begehrt, dass sie unter dem gemeinsamen Label „Sächsische Raritäten“ verkauft werden können und am Ende des Weinjahres auch schnell ausgetrunken sind. Die Re­präsentanz der Wein­königin reicht von zahlreichen Auftritten in der Region bis hin zu überregionalen Einsätzen. Wobei es noch zahlreiche Poten­ziale gibt. Natürlich gehören auch Weinproben, Vorträge oder sonstige Veranstaltungs­be­glei­tungen dazu.

Welche Termine nehmen Sie wahr, welche Ihre Prin­zes­sinnen, und welche nehmen Sie gemeinsam wahr?

Die Weinhoheitenwahl findet in Sachsen an einem Wahlabend statt, d.h. als Weinkönigin wird man demokratisch gewählt. Da man als Weinkönigin die über 150 bis 200 Termine im Ehrenamt nicht gänzlich alleine absolvieren kann, werden ebenfalls zwei Weinprinzessinnen gewählt, die die Weinkönigin unterstützen. Natürlich gibt es auch große Veran­staltungen, wie die vergangene Jungweinprobe und auch Weinfeste, die wir selbstverständlich gemeinsam besuchen. Schließlich gibt es noch eine Deutsche Wein­kö­ni­ginnenwahl, bei der alle Gebietsweinköniginnen Deutsch­lands gegeneinander antreten. Da muss ich dann wohl hin. (lacht)

Foto: © 2017 | Claudia Jacquemin | www.jacquem.in

Wie wird der 2016er Jahrgang?

Im Mai war große gemeinsame Jung­weinprobe der beiden Weinanbaugebiete Saale-Unstrut und Sachsen. Und man kann sagen, der Jahrgang 2016 ist grandios. Insbesondere die Sonne in der zweiten Sommerhälfte und das gute Wetter zur Lese, haben nicht nur zu einer besonders hohen Qualität geführt, sondern auch für eine Rekordernte gesorgt. Ich freue mich daher sehr für unsere sächsischen Winzer.

Wie schätzen Sie den Ertrag 2017 ein? Die Winzer hatten ja bis zuletzt große Probleme mit Nachtfrost?

Der späte Frost hat die Winzer herausgefordert. Da es im März so warm war, waren die Reben schon sehr weit und hatten erste Triebe. Die Winzer haben durch kleine Feuer im Weinberg und andere Maßnahmen dagegengehalten. Das hat geholfen und wir können optimistisch auf das weitere Weinjahr blicken.

Das Interview führte Philipp Demankowski

 

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