Depeche Mode: Rückkehr der Synthesizer-Giganten

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Auf ihrer Welt-Tour durch 21 Länder machen Depeche Mode am 7. Juni auch im Dresdner Ostragehege Station.

Dass mit Berlin, Leipzig und Dresden gleich drei Städte In den neuen Bundesländern im Tourplan von Depeche Mode stehen, ist keine Überraschung. Schließlich spielte das britische Trio für viele DDR-Bürger bei der Alltagsflucht aus der sozialistischen Realität eine besondere Rolle. Und als die Band 1988 dann tatsächlich für ihr einziges Konzert in die Berliner Werner-Seelenbinder-Halle kam, brachen fast alle Dämme. Die Fanbasis ist entsprechend groß, der Kult enorm. Kaum zu zählen sind die verlässlich stattfindenden Depeche Mode-Tributpartys, die gerade in Dresden stets hohen Zulauf finden. Wenn die Band am 7. Juni ihr neues Album „Spirit“ im Ostragehege vorstellt, dürften die Veranstalter also nicht gerade über fehlendes Zuschauerinteresse klagen. Live ist Depeche Mode schließlich immer eine Bank. Auch wenn sich die drei Protagonisten bei der Interaktion untereinander auf ein Minimum beschränken, so sind alleine die dandyhaften Verrenkungen von Frontmann Dave Gahan ein optisches Highlight. Andy Fletscher wird sich dagegen einmal mehr hinter seinen Keyboards verschanzen, während Martin Gore vor das schüchterne Genie gibt.

Neue Texthorizonte

Um das Spielen alter Hits war die Band ohnehin noch nie verlegen, so dass auch dasjenige Fanherz beglückt wird, das mit dem 14. Album der Bandkarriere nichts anfangen kann. Diesen Anhängern kann man die nochmalige Auseinandersetzung aber durchaus nahelegen, denn „Spirit“ ist für die Synthesizer-Giganten in gewisser Hinsicht ein Schritt in eine neue Richtung. Lotete Songwriter Martin Gore in seinen Texten bisher zumeist die Untiefen zwischen innerer Verzweiflung und spiritueller Suche aus, so werden die neuen Lieder von einem auffallend kämpferischen Antrieb getragen. Da werden manipulative Regierungen und missbrauchte Grundrechte beklagt. Im gleichen Lied wird eine überfällige Revolution einberufen, schließlich ist die gesellschaftliche Rückentwicklung anders nicht mehr aufzuhalten, wie im Eröffnungslied „Going Backwards“, begleitet von monumentalem Breitwand-Pop, behauptet wird.

Alte Besen kehren gut

Musikalisch besinnt man sich auf bewährte Stärken, bindet aber mitunter auch aktuelle Entwicklungen in der elektronischen Musik ins Klangbild ein. Bestimmte Synthesizer-Sounds, die die Band seit den achtziger Jahren für sich in Anspruch nehmen, feiern ihr Comeback. Auch die obligatorische Ballade darf nicht fehlen. Man muss Depeche Mode aber ein Kompliment machen. „Spirit“ verfügt über eine Energie, die herzustellen der Band nicht auf jedem der letzten Alben gelungen ist. Wenn man mit Musik, die auf Synthesizern basiert, Stadien füllen will, braucht es aber eine gewisse Dynamik. Das Händchen für Melodien wird der Band wohl niemand mehr abstreiten. Falls die Band also 2017 noch neue Fans hinzugewinnt, darf man sich darüber nicht wundern. Beim Konzert in Dresden jedenfalls sind beide Lager gut aufgehoben: Depeche Mode-Veteranen genauso wie die Frischlinge.

Depeche Mode LIVE
7. Juni 2017, Dresden, Ostragehege (Rinne)
Tickets unter www.mawi-concert.de

Text: Philipp Demankowski

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