Elisabeth Gürtler: Ein Stück Sachertorte gewünscht?

Elisabeth Gürtler und Hund Elli / © Michael Tinnefeld
0
Elisabeth Gürtler, Di­rek­torin der Sacher Hol­ding und gute Fee der Sachergruppe, weiß, wo es die Original Torte gibt und kennt die Zutaten. Top Magazin Dresden sprach mit der eleganten und charmanten österreichischen Unternehmerin, um mehr über die legendäre Torte zu erfahren …

Im Jahr 1832 bat Fürst Metternich seinen Koch, ein besonderes Dessert für seine erlesenen Gäste zu kreieren. Am besagten Tag jedoch wurde der Küchenchef schwer krank. In letzter Minute musste Franz Sacher, sein 16-jähriger Lehrling, einspringen. Er erfand die mit schwar­zer Schokolade glacierte Sachertorte. Das Lob der verwöhnten Gäste blieb nicht aus. 1848, nach einigen Jahren im Ausland, kehrte Franz nach Wien zurück und eröffnete sein Gastronomie-Geschäft. Sohn Eduard Sacher (1843-1892) ließ sich beim Zucker­bäcker Hoflieferanten Demel ausbilden und verfeinerte so das endgültige Re­­zept der Sacher­torte. So wird sie nun bis heute angeboten. Dieser einmalige Kuchen, gefüllt mit et­was Marillenmarmelade (Aprikose), zählt zu Österreichs weltweit beliebtesten Spezialitäten.

Immer ein Genuss: Ein Stück der köstlichen Sachertorte mit einer Portion Schlagobers. Sie finden das Original­rezept unter www.sacher.com / Foto: © Sacher Seefeld

Sehr verehrte Frau Gürtler, wurde dieser einmalige Kuchen vom Wiener Sacherhotel später nach Metternichs Dinner getreu übernommen?

Nein. Als Franz Sacher die Spezialität er­fand, war vom Sacherhotel im ehemaligen Theater am Kärnt­ner­­tor noch keine Rede. Das Hotel wurde erst 1876 von seinem Sohn Eduard Sacher eröffnet. Zuerst war es ein Gästehaus mit möblierten Zimmern und trug den Namen Hotel de l’Opera. Aber schon bald wurde es in Hotel Sacher umgetauft. 1880 heiratete Eduard Sacher die 21-jährige Metzgerstochter Anna Fuchs. Als Eduards Gesundheit zu wünschen übrig ließ, übernahm Anna erfolgreich die Führung des Hotel Sacher. 1892 starb Eduard. Anna war die Alleinerbin seines Vermögen. Aus dem schönen Hotel machte die tüchtige Geschäftsfrau eine Nobel­herberge für Adel, Wirtschaft und Prominenz. Während des Ersten Weltkrieges geriet das mittlerweile berühmte Haus in finanzielle Schwierigkeiten und nach Annas Tod, 1930, musste es schließen

Jedoch bereits vor Ende des 20. Jahrhundert erlebte das Sacher eine zweite Blütezeit. Wie kam es dazu?

Bevor ich Ihre Frage beantworte, möchte ich drei kurze Anekdoten erzählen. Zwei Jahrhunderte, bevor das Hotel Sacher seine Tore öffnete, lebte als Nachbar hier Antonio Vivaldi. Damals floh er aus dem ihm zuwider gewordenen Ve­nedig und ließ sich in Wien nieder. Ständiger Gast im Café Sa­cher war viel später Stefan Zweig, der das Sacher und seine Torte in mehreren Werken lobte. Anna Sacher war eine bestimmende und emanzipierte Frau. Das unterstrich sie damit, indem sie öffentlich leidenschaftlich Zigarren rauchte.

Nun zu Ihren Fragen. Im 20. Jahrhundert kaufte mein erster Mann, Peter Gürtler, das Hotel Sacher Wien und den Öster­reichi­schen Hof in Salzburg, den er Hotel Sacher Salzburg be­nannte. Nach seinem Tod, 1990, übernahm ich das Manage­ment der beiden Hotels. Hinzu kam, dass Österreich, von 1995 bis 2000, mir den Vizepräsidenten-Posten des Austrian Federal Eco­nomic Chamber übertrug.

Elisabeth Gürtler / © David Johansson

Ja, Sie waren wirklich die gute Fee Wiens oder besser gesagt Österreichs, denn alles, was Sie in die Hand nehmen, führt zum Erfolg.

Danke. Ich fühle mich sehr geehrt. Viel Freude bereitete mir die Organisation der jährlichen sehr eleganten und weltweit berühmten Opernbälle, die ich von 2001 bis 2007 leitete. 2007 übernahm ich dann als erste Frau den Direktor­pos­ten der Spanischen Hofreitschule in Wien. Dort veranstaltete ich jährlich bis 2018 die eleganten Sommerbälle. Ich ließ dazu etliche Straßen rund um die Hofburg sperren, denn der Ball zog sich mit mehreren Orchestern bis zum Micha­eler­platz hin.

Wo erblickten Sie das Licht der Welt und wo gingen Sie später zur Schule?

Ich bin eine waschechte Wienerin und be­suchte das Kloster der Schwestern vom armen Kinde Jesu im 19. Bezirk der Hofzeile, damals die beste Mädchen­schule Wiens.

Welchen Beruf übte Ihr Vater aus?

Mein Vater Fritz Mauthner war ein sehr erfolgreicher Getreidehändler. Vor allem arbeitete er mit den USA. Als Hobby kaufte er das Britannia Hotel in Seefeld, wo ich jedes Jahr auf 1200 Meter Höhe meine Ferien verbrachte. Meine Mutter Hilde war der Meinung, dass der Klimawechsel meiner Gesundheit gut täte. Sie hatte Recht. Denn auch die britischen Stammgäste in Vaters neu erworbenem Hotel flohen vor dem neblig-feuchten Wetter in England und suchten Sonne und warme Höhenluft in Seefeld.

Alpin Resort Sacher Seefeld-Tirol / © Andreas Rottensteiner / © Jan Hanser

Sicher war dies der Anstoß zum dritten Sacher in Seefeld?

Gewiss. Heute kümmere ich mich um unser Tirol-Resort mit einem Spa von 4700 qm. Meine Tochter Alexan­dra leitet mit ihrem Bruder Georg die Hotels in Wien und Salzburg. Ich pendle jeden Monat zwischen Seefeld, Wien und Salzburg hin und her. Jedes Jahr nehme ich an der Eröffnung der Sommerfestspiele in der Mozartstadt teil. Aber auch andere interessante Aufführungen locken mich dorthin. Berühmt ist mein jährlich geplantes Schwammerl-Essen für 124 erlesene Gäste in Salzburg.

Wie wir wissen, waren Sie mit dem berühmten Schau­spieler Helmuth Lohner verheiratet.

Wir beiden Wiener lebten glücklich und zu­frieden 19 Jahre zusammen, bevor wir im Dezember 2011 heirateten. Helmuth Lohner war ein wunderbarer Mann. In Salzburg zu den Festspielen spielte er den Jedermann, auf Europas Bühnen Kleists Prinz von Homburg und in Deutschland und Österreich war er ein viel geehrter Filmstar.

Erzählen Sie uns mehr über Ihr drittes Sacher in der ro­mantischen Gebirgswelt Tirol, wo es nun auch die süße Original Sachertorte gibt.

Seit September 2022 heißt unser Haus Alpin Resort Sacher Seefeld-Tirol und wir bieten nun auch hier die Original Sachertorte an. 2024 geht rasant zu Ende. Wir blicken auf ein aufregendes Jahr voller Veränderungen und Entwick­lungen zurück. „Sacher Seefeld goes international”. Seit Januar 2023 spüren wir dies deutlich. Wir sind Küchenchef Kai Küp­ferle und seinem Team zutiefst dankbar. Gerade jetzt zu den vielen Festtagen tischt er köstliche Tiroler Spezialitäten, wie Wild und all die leckeren, einheimischen Gerichte, auf. Dafür erhielt Kai einen Michelin-Stern, Wien sogar drei und Salzburg ebenfalls einen. Gault & Millau zeichneten Kais Küche mit zwei Hauben aus.

Alpin Resort Sacher Seefeld-Tirol: Naturbadesee im Winter / Bar / Signature Suite / Lobby – Fotos: © David Johansson, © Andreas Rottensteiner, © Martin Nicholas Kunz

Unsere vorweihnachtlichen Rituale werden jährlich erweitert. Wir legen Wert auf traditionelle Dekorationen, aber keinen Kitsch, sondern nur natürlichen Weihnachtsschmuck. Über 150 Kerzen erleuchten jeden Abend festlich das Resort.

Die Kinder der hiesigen Volksschule schmücken jedes Jahr einen großen Adventskranz von 2,5 Metern Durchmesser mit Schleifen, Zimtsternen, Orangenscheiben und dicken Kerzen.

Am 28. Dezember 2024 werden die Wiltener Sängerknaben während des Festdinners singend den Speise­saal durch alle Türen betreten. Hoch her und elegant geht es drei Tage später an Silvester zu. Dabei wird königlich aufgetafelt. Ein riesiges Feuer­werk wird Seefeld in bunte Farben tauchen, um das Jahr 2025 würdig zu empfangen.

Elisabeth Gürtler / © David Johansson

Und wie sehen die ersten drei Mo­nate des kommenden Jahres im Alpin Resort Sacher aus? Was können die Gäste da alles unternehmen?

Das 4.700 qm gro­ße Spa bietet unseren Gästen viel Ab­wechs­­lung. Bei gutem Wetter können sie die einzigartige Naturschönheit rund um Seefeld genießen. Ein Ausflug nach Innsbruck, welches nur 20 Minuten von See­feld entfernt liegt, lohnt sich ebenfalls. Dort kann man in die Ge­schich­te der kaiserlichen Familie Habs­burg eintauchen. In­te­ressant ist die Hofkirche „Schwarz Mander”. Zurückzuführen ist ihr Name auf die 28 überlebensgroßen Bronzefiguren, die seitlich am pompösen Grabmal von Kaiser Maxi­milian I. stehen. Ganz in der Nähe der Kirche befindet sich die kaiserliche Hofburg. Hier wird das Erbe der Kai­serin Maria Theresia bewahrt. Die beste Aussicht auf das berühmte goldene Dachl mit seinen 2657 feuervergoldeten Kupfer­schin­deln hat man vom Stadtturm. Am liebs­ten besuche ich in Innsbruck das Volkskunstmuseum. Dort gibt es im­mer Neues zu entdecken.

Blick auf das winterliche Innsbruck / Foto: © Innsbruck Tourismus – Christof Lackner

Wir lernten uns dank Maya Swa­rovski kennen, die uns zu ihren Leb­zei­ten mit Lobeshymnen auf Sie aufmerksam machte.

Maya war eine sehr gute Freundin. Es freut mich, dass wir nun durch sie zusammenkamen.

Royaler Besuch im Alpin Resort Sacher Seefeld-Tirol: Elisabeth Gürtler mit Königin Silvia und König Carl XVI. Gustaf von Schweden / Foto: © Florian Lazzari

Wie sehen Ihre Pläne für die nahe Zukunft aus?

Meine Planungen beschäftigen sich mit dem „Sacher Chalet”. Es wird in den nächsten zwei Jahren im Park des Alpin Resort Sacher in Seefeld eröffnen: Die Event-Loca­tion der Zukunft!

Nun noch eine Frage. In und um Innsbruck tobt manche Tage der Föhn, ein berühmter Fallwind. Sind Sie föhnempfindlich?

Gottlob überhaupt nicht. Auch gibt es den Föhn haupt­säch­­lich nur in Innsbruck.

Text und Interview: Michel Anders-Cavendish

Alpin Resort Sacher Seefeld-Tirol
Member of the Leading Hotels of the World
Geigenbühelstrasse 185, A-6100-Seefeld in Tirol, Tel: 0043 5212 22720, E-Mail: seefeld@sacher.com, https://seefeld.sacher.com/

Sie interessieren Sich möglichweise auch für: