Hochkomplexe Meisterwerke

„Fait à Paris. Die Kunstmöbel des Jean-Pierre Latz am Dresdner Hof” in den Paraderäumen des Dresdner Residenzschlosses: Die Objekte spiegeln die Kunst und Prachtentfaltung am Hofe von August III. auf besondere Weise wider.
Jean-Pierre Latz (1691-1754), geboren im Kurfürstentum Köln, gilt als einer der bedeutendsten Kunsttischler seiner Zeit. Das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) widmet ihm nun die erste Sonderausstellung weltweit. Diese Ausstellung, „Fait à Paris. Die Kunstmöbel des Jean-Pierre Latz am Dresdner Hof“ (bis 02.02.2025), zeigt seine Möbel erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg in den Paraderäumen des Residenzschlosses, die dafür auf besondere Weise umgestaltet wurden.
Meisterwerke zwischen Barock und Rokoko
In Paris schuf Latz hochkomplexe Möbelstücke, die stilistisch zwischen dem schweren Barock und dem leichten Rokoko angesiedelt sind. Seine Pendulen und Piedestale – also Pendeluhren und Sockel – waren oft als Serien von bis zu vier baugleichen Exemplaren konzipiert. Diese Meisterwerke vereinen hochwertige Einlegearbeiten, sogenannte Boulle-Marketerien, aus Materialien wie Schildpatt, Messing, Ebenholz und Perlmutt mit üppig vergoldeten Beschlägen, den sogenannten Bronzen.

Das Dresdner Konvolut
Das größte Konvolut von Latz‘ Arbeiten befindet sich seit dem 18. Jahrhundert in Dresden. August III., der Sohn Augusts des Starken, und sein Premierminister Heinrich Graf von Brühl ließen sich die luxuriösen Kreationen von Latz direkt aus Paris liefern. Diese Möbelstücke dienten als Statussymbole und inspirierten Nachahmer wie den Hofkunsttischler Johann August Türpe. Während des Zweiten Weltkriegs wurden einige der Möbel ausgelagert und beschädigt, andere verblieben im Schloss und wurden während der Bombardierung Dresdens stark beschädigt. In der Nachkriegszeit gerieten Latz‘ Möbel in Vergessenheit und wurden in den Depots der SKD eingelagert.
Wiederentdeckung und Restaurierung
Erst die Einführung der Museumsdatenbank Daphne im Jahr 2008 führte zur Wiederentdeckung der Möbel. Parallel zur Rekonstruktion der Paraderäume initiierte das Kunstgewerbemuseum ein internationales Forschungs- und Restaurierungsprojekt. Dabei wurden 30 Einzelobjekte und 20 Ensembles von Latz untersucht und restauriert. Restauratoren entdeckten handschriftliche Signaturen mit den Worten „Fait à Paris“ im Inneren zweier Uhrensockel, die der Ausstellung ihren Namen geben.
Rückkehr ins Residenzschloss
Nun sind die Arbeiten von Latz konserviert und restauriert und kehren in das historische Ambiente des Residenzschlosses zurück. Diese Ausstellung ist nicht nur eine Hommage an den Kunsttischler, sondern auch ein bedeutender Schritt zur Wiederherstellung der historischen Räume des Schlosses.
Redaktion: Jörg Fehlisch