Hochkomplexe Meisterwerke

Die Paraderäume im Residenzschloss als Ausstellungsort für „Fait à Paris” / © Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: BLEND3/Frank Grätz
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„Fait à Paris. Die Kunstmöbel des Jean-Pierre Latz am Dresdner Hof” in den Pa­ra­de­räumen des Dresdner Residenzschlosses: Die Objekte spiegeln die Kunst und Prachtent­faltung am Hofe von August III. auf besondere Weise wider.

Jean-Pierre Latz (1691-1754), geboren im Kurfürstentum Köln, gilt als einer der bedeutendsten Kunsttischler seiner Zeit. Das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) widmet ihm nun die erste Sonderausstellung weltweit. Diese Ausstellung, „Fait à Paris. Die Kunstmöbel des Jean-Pierre Latz am Dresdner Hof“ (bis 02.02.2025), zeigt seine Möbel erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg in den Parade­räumen des Residenzschlosses, die dafür auf besondere Weise um­gestaltet wurden.

Meisterwerke zwischen Barock und Rokoko

In Paris schuf Latz hochkomplexe Möbelstücke, die stilistisch zwischen dem schweren Barock und dem leichten Rokoko an­gesiedelt sind. Seine Pendulen und Piedestale – also Pendel­uhren und Sockel – waren oft als Serien von bis zu vier baugleichen Exemplaren konzipiert. Diese Meisterwerke vereinen hoch­wertige Einlegearbeiten, sogenannte Boulle-Marketerien, aus Materialien wie Schildpatt, Messing, Ebenholz und Perl­mutt mit üppig vergoldeten Beschlägen, den sogenannten Bronzen.

Jean-Pierre Latz, Pendule, 1739, © Kunstgewerbemuseum, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Foto: BLEND3/Frank Grätz
Das Dresdner Konvolut

Das größte Konvolut von Latz‘ Arbeiten befindet sich seit dem 18. Jahrhundert in Dresden. August III., der Sohn Augusts des Starken, und sein Premierminister Heinrich Graf von Brühl ließen sich die luxuriösen Kreationen von Latz direkt aus Paris liefern. Diese Möbelstücke dienten als Statussymbole und inspirierten Nachahmer wie den Hofkunsttischler Johann August Türpe. Während des Zweiten Weltkriegs wurden einige der Möbel ausgelagert und beschädigt, andere verblieben im Schloss und wurden während der Bombardierung Dresdens stark beschädigt. In der Nachkriegszeit gerieten Latz‘ Möbel in Vergessenheit und wurden in den Depots der SKD eingelagert.

Wiederentdeckung und Restaurierung

Erst die Einführung der Museumsdatenbank Daphne im Jahr 2008 führte zur Wiederentdeckung der Möbel. Parallel zur Re­konstruktion der Paraderäume initiierte das Kunstgewerbe­mu­seum ein internationales Forschungs- und Restaurierungs­pro­jekt. Dabei wurden 30 Einzelobjekte und 20 Ensembles von Latz untersucht und restauriert. Restauratoren entdeckten handschriftliche Signaturen mit den Worten „Fait à Paris“ im Inneren zweier Uhrensockel, die der Ausstellung ihren Namen geben.

Rückkehr ins Residenzschloss

Nun sind die Arbeiten von Latz konserviert und restauriert und kehren in das historische Ambiente des Residenzschlosses zu­rück. Diese Ausstellung ist nicht nur eine Hommage an den Kunst­tischler, sondern auch ein bedeutender Schritt zur Wie­der­herstellung der historischen Räume des Schlosses.

www.skd.museum

Redaktion: Jörg Fehlisch

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