Neujahrsempfang des Marketing-Clubs Dresden
Ministerpräsident Michael Kretschmer: „Wir müssen uns ehrlich machen“
Wichtigster Marketing-Mann des Freistaates ist der Ministerpräsident. Der Marketing-Club Dresden hatte ihn daher zu seinem Neujahrsempfang 2024 im HYPERION Hotel am Schloss eingeladen. Hier gab Michael Kretschmer Anfang Februar den 160 Anwesenden im Saal zunächst einen leidenschaftlichen und authentischen Einblick in seine Gedanken zur Lage Deutschlands und Sachsens. Anschließend stand er mit klaren Worten für Fragen zur Verfügung. Deutlich wurde, dass erfolgreiches Marketing nicht nur Werbung ist, sondern grundlegende konzeptionelle Fragen des Produktes – hier: des Staates und seiner Leistungen – selbst umfassen muss. Die Mission des Marketing-Clubs Dresden, persönliche Begegnungen und den Austausch mit anderen Profis zu ermöglichen, wurde bei diesem vielversprechenden Auftakt ins neue Jahr erfüllt.

Einleitend appellierte Frank Kebbekus, Präsident des Marketing-Clubs Dresden und Hauptgeschäftsführer der BARMER Dresden, an die Gäste: Es sei nötig, unbequeme Realitäten anzuerkennen und sich Veränderungen zu stellen, dabei aber nicht gleichgültig zu werden, sondern Haltung zu zeigen. Wer in schwierigen Zeiten Wohlstand behalten oder ausbauen wolle, so lässt sich Michael Kretschmers kämpferischer Auftritt zusammenfassen, brauche Wettbewerbsfähigkeit – und diese wiederum brauche gelungene Politik. Gefragt sei eine Demokratie, die Probleme konsequent anpacke – „Haltung allein reicht nicht. Akzeptanz und positive Zuwendung zur Demokratie, zum Rechtsstaat erreichen wir damit, dass man beweist, dass dieser Staat auch auf Herausforderungen eingeht“, so Kretschmer. Dass das derzeit in Deutschland für zu viele nicht zu erkennen sei, drohe, gerade in Sachsen vieles zu zerstören – wenn es dazu führe, dass die anstehenden Kommunal- und Landtagswahlen zu einer Protestwahl gegen Berlin würden. „Wir brauchen in Sachsen stabile Verhältnisse. Wir müssen über Sachsen abstimmen und über Dresden, damit wir hier unsere Dinge regeln können und nicht im Chaos versinken, nur weil in Berlin die Dinge nicht geordnet sind.“

Wohlstand – das seien zunächst zuverlässige Kranken- und Pflegeversicherung und Rente, gute Ausbildung, Sicherheit, Rechtsstaatlichkeit und dass alle die Chance haben, zu studieren. Dieser Wohlstand komme aber nicht von allein. Drei USP (komparative Konkurrenzvorteile), habe der Freistaat Sachsen, gab Kretzschmer den Marketing-Experten mit: „Wir sind ein großes Kulturland, ein Technologieland, und ein Land, in dem es Leistungsbereitschaft gibt, in dem Menschen auch wirklich gerne arbeiten.“ Er betonte nicht nur angesichts der aktuellen Industrieansiedlungen, dass gerade das Technologieland Sachsen auf diesen Fleiß, aber auch auf die Zuwanderung und Integration von Fachkräften angewiesen sei. Erfolg sei beispielsweise mit einer Vier-Tage-Woche nicht zu erwarten. Schon heute leiste die in Deutschland historische Rekordzahl von 45 Mio. Menschen in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung nur noch das gleiche Arbeitsvolumen wie die 40 Mio. im Jahr 1990. Kretschmer: „Das reicht nicht, um den Wohlstand zu halten.“
Auch gehöre zur nötigen Zuwanderung, dass sich der Rechtsstaat als stark genug zeigen müsse, einerseits seine Regeln durchzusetzen, um andererseits auch wieder die nötigen Kapazitäten zu schaffen. Nur dann könne die Akzeptanz für die Zuwanderung auch bei jenen reifen, die Vorbehalte hätten. Zu viele Regelungen störten zudem die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, man müsse ihr wieder neue Kraft geben. „Wir brauchen mehr Freiheit, um Deutschland nach den Fehlleistungen der letzten Jahre wieder neue Stärke zu geben“ forderte er. Dafür seien auch wieder konkurrenzfähige Energiepreise unverzichtbar.

Bis spät in den Abend noch tauschten sich die Gäste über das Gehörte aus. „Der Marketing-Club Dresden, das weiß man ja, ist eine Truppe von sehr klugen und engagierten Menschen. Ich fand vor allem die Diskussion spannend und die Nachfragen, das inspiriert. Und man geht aus so einer Runde immer schlauer raus, als man reingekommen ist“, so Michael Kretschmer.
Redaktion: Tobias Blaurock