»Pavillon Henri IV«

© Thierry Hugon
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Von der Residenz des Sonnenkönigs LOUIS XIV zum exklusiven 4-Sterne-Hotel

Lange bevor das Schloss Versailles erbaut wurde, war Schloss Saint Germain-en-Laye der Sitz der französischen Monarchen – ein Ort mit 500 Jahren Geschichte, an dem 29 Könige Frankreichs residierten. Die Fassade des beeindruckenden Schlosses erstrahlt seit einigen Jahren wieder in voller Pracht. Im ehemaligen Nordflügel, dem »Pavillon Henri IV«, befindet sich das heutige Nobelhotel mit Restaurant und Terrasse und einem grandiosem Blick über die Megacity Paris. Top Magazin Dresden traf Eigentümer Charles-Eric Hoffmann im September 2023 anlässlich der französischen Tage des Kul­tur­­­­­erbes (Journées du Patrimoine) in seinem prachtvollen Pavillon zu einem Gespräch.

Das Nobelhotel liegt im ehemaligen Nordflügel des Schlosses Saint Germain-en-Laye / © Thierry Hugon

Heute, wo Frankreich sein historisches Kulturerbe feiert und die geschichtsträchtigen Orte im ganzen Land der Be­völ­kerung die Türen öffnen, möchten wir gerne wissen, wie Sie zu diesem einmaligen Kulturschatz kamen?
Charles-Eric Hoffmann: Wie Sie bereits erwähnten, bin ich der Besitzer eines der wichtigsten Orte der französischen Ge­schich­te. Noch bevor König Ludwig XIV sein einmaliges Schloss Ver­sailles erbaute, war das Schloss Saint Germain-en-Laye vor den Toren von Paris der Ort, wo die französischen Könige residierten. 1515 lebte König François I hier. 1593 folgte der Monarch Henri IV, der den Nordflügel mit dem Pavillon Henri IV anbauen ließ und ihn durch eine Galerie mit dem Haupttrakt des Schlosses verband. 1638 wurde im »Oratoire«, in der Kapelle des Pavillons, welche heute zum Hotel gehört, König Ludwig XIV, auch Sonnenkönig genannt, geboren. Schloss Versailles begrüß­te erst nach Fertigstellung 1682 die königliche Familie. 1777 schenkte König Ludwig XVI, der mit der österreichischen Prinzessin Marie-Antoinette verheiratet war, seinem Bruder Charles X das Schloss Saint Germain-en-Laye. Zwölf Jahre später änderte die französische Revolution dramatisch das Schicksal des Schlosses. Ab 1825 ging dann der abgetrennte Nordflügel mit dem »Pavillon Henri IV« von Hand zu Hand. Der Schriftsteller Alexandre Dumas schrieb hier 1840 einen Teil seiner »Drei Musketiere«. 1877 kam Jacques Offen­bach, Komponist der Oper »Hoffmanns Erzählungen«, hierher und genoss das Grün und die Ruhe rund um das Anwesen. Im Pavillon wurde auch 1837 die kulinarische »Sauce Bérnaise« von Küchenchef Collinet kreiert.

Room Service Tête-à-Tête im »Pavillon Henri IV« / © Thierry Hugon

Kein Wunder, dass Sie mit einem derartigen historischen Besitz einen wichtigen Part der französischen Kulturerbetage dar­stellen. Wie ging es dann im 20. Jahrhundert mit dem »Pavillon Henri IV« weiter?
Viele Jahre, nachdem der Zugang zum Nordflügel vom Schloss abgerissen war und der »Pavillon Henri IV« mit dem Oratorium somit ein eigenständiges Gebäude darstellte, installierte man hier ein Hotel mit Restaurant. Vor mir besaßen den »Pavillon Henri IV« Pierre und Heidi Jammet, die ehemaligen Besitzer des eleganten Pariser Hotels »Le Bristol«, wo Konrad Adenauer stets bei seinen politischen Treffs mit Präsident Charles de Gaulle übernachtete. Im Jahr 2002 kaufte ich ihnen den historischen Hotelkomplex ab.

Charles-Eric Hoffmann vor dem Schloss Saint Germain-en-Laye / © Thierry Hugon

Ihr Name klingt sehr deutsch. Würden Sie uns verraten, woher Ihre Familie stammt und wo Sie geboren wurden?
Ja, Sie haben Recht. Meine Vorfahren waren Deutsche. Ein Ur-Ur-Onkel war zur Zeit Königs Ludwig II. von Bayern der Miterbauer des Wagnertheaters in Bayreuth. Später siedelten sich die Hoffmanns in der Schweiz an, wo ich am 2. Januar 1958 in Genf geboren wurde. Ich bin mit der französischen Sprache aufgewachsen, spreche jedoch leider kein Deutsch. Mein Vater arbeitete im Bankbusiness, meine Mutter stammt aus der Verlegerfamilie Garnier. Schon als kleiner Junge faszinierten mich die schicksten Palasthotels. Damals war die Schweiz bekannt für exklusive Nobelherbergen. Somit lag es auf der Hand, dass ich das Hotelfachgewerbe auf der renommierten Hotelfachschule in Lausanne erlernte. Meine Eltern liebten den französischen Lebensstil und aufgrund dessen pendelten wir zwischen der Schweiz und Frankreich hin und her.

Blick in die Galerie Bar / © Thierry Hugon

Wie sah Ihre berufliche Laufbahn nach Abschluss der Hotelfachschule aus?
Mit 25 Jahren nahm mich Philippe Roche, der damalige Generalmanager des Pariser Palasthotels »Le Crillon« am Place de la Concorde in sein Hotel, wo ich enorm viel Praktisches lernte. Zwei Jahre später holte mich Franco Cozzo, der wohl legendärste Hoteldirektor von Paris, als Sous Directeur in das berühmte »Plaza Athénée« auf die Avenue Montaigne. Zu der Zeit gehörte das Hotel Lord Forte. Schon damals wusste Franco Cozzo, dass glamouröse Feste die Gäste­ziffer eines außergewöhnlichen Hotels in die Höhe schnellen ließen. Die berühmtesten Hollywoodstars, der Hochadel der Königshäuser, mächtige Politiker oder auch Großindustrielle waren zu seiner Zeit Gäste im »Plaza Athénée«. Von 1994 bis 2001 leitete ich in Saint Paul de Vence an der Côte d’Azur das »Relais et Châteaux Hotel Le Saint Paul«. Als ich am 29. Mai 2002 den zum Verkauf stehenden »Pavillon Henri IV« entdeckte, war ich von dem historischen Prachtgebäude so fasziniert, dass ich es am 29. Juni 2002 kaufte.

links: v.l.: Lord Michael Anders-Cavendish, Line Renaud und Charles-Eric Hoffmann / rechts: Couturier Frédéric Mangin mit einer exklusiven Tasche der Kollektion »Pièce Unique« / © Thierry Hugon

Können Sie uns sagen, wie Sie dem Pavillon Henri IV wieder Seele und Leben einhauchten?
Von Franco Cozzo und der Zeit im »Plaza Athénée« hatte ich viel gelernt. Ich erinnere mich an die schillernden Feste, die Cozzo damals veranstaltete. Ähnliches versuche ich hier im Pavillon zu etablieren. Im Augenblick haben wir die offenen Türen für Frankreichs Kulturerbe. Dazu habe ich den Pariser Couturier Frédéric Mangin eingeladen, damit er seine originelle Taschenkollektion »Pièce Unique« präsentiert. Der Verkauf geht anteilig zugunsten der Restauration der Kapelle, wo König Ludwig XIV. geboren wurde. Letzten Juli, anlässlich des indischen Staatsbesuchs zum französischen Nationalfeiertag, gab ich einen Bollywoodball mit Dinner, Show, Feuerwerk und Tanz. Vier Tage später feierte ich die Geburtstage von Lord Michael Anders-Cavendish und Line Renaud, dem französischen Superrevue- und Gesangsstar, der in Las Vegas auftrat und sich mit Liz Taylor weltweit um Aidskranke kümmerte. Heute ist Line Renaud mit ihren 95 Jahren eine der wichtigsten Persönlichkeiten, an der kein französischer Präsident vorbeikommt. Nächsten November steht ein Napoléon III-Kostümball auf dem Pro­gramm und das neue Jahr werden die Hotelgäste während einer Marokko Soirée, die ich zugunsten des Wiederaufbaus nach dem furchtbaren Erdbeben gebe, begrüßen. Im Frühjahr 2004 wird Sofiane und sein Chef aus dem Fisch­restaurant l’Atlantique am romantischen alten Hafen Haliguen in Quiberon einen bretonischen Abend mit Fisch­spezialitäten und keltischer Musik organisieren.

Bollywoodball im »Pavillon Henri IV« / © Thierry Hugon

Wenn Sie sich von all dem Stress erholen und Luft schnappen wollen, wohin zieht es sie dann?
Luft schnappe ich bereits jeden Mor­gen hier im Schlosspark bei einem strammen Lauf. 2016 entdeckte ich eine alte Bergerie, ein Provencesteinhaus mit Schafstall, welches bereits bewohnbar war und vor einem herrlich duftenden Lavendelfeld lag. Dies ist heute mein „Zurück zur Natur”-Refu­gium, wo ich mit meinen drei Hunden Kraft schöpfe.

Blick vom Restaurant über die Megacity Paris / Foto: © Thierry Hugon

Noch eine Frage interessiert unsere Leser: Was kann der Hotelgast rund um den »Pavillon Henri IV« unternehmen?
Gleich neben uns, im ehemaligen Kö­nigschloss, befindet sich ein hochinteressantes, archä­o­­lo­gisches Museum. Rund um das Schloss laden die grünen Ter­rassen, die von Lenôtre, dem berühmten Gartenbauarchitekten des Sonnen­königs, damals angelegt wurden, zu einem poetischen Spazier­gang ein. Am Ufer der Seine, des Flusses, der auch Paris durchfließt, fanden die bekanntesten Impressionisten ihre Land­schafts­motive. Mit einem Boot oder einem Wagen kann man die Seineinsel Châtou besuchen. Hier waren Renoir und Monet ständige Gäste beim Bistrowirt Fournaise und bezahlten die Zeche mit ihren Gemälden. Heute gibt es in der ehemaligen Fournaise­kneipe ein interessantes Hologramm-Museum mit wechselnden Ausstellungen über die damaligen Maler und ihre Werke. Bis zum Jahresende 2023 steht Renoir, der die Besucher höchst persönlich als Hologrammfigur empfängt, auf dem Programm. Nicht weit entfernt vom »Pavillon Henri IV« befindet sich das Haus, wo Claude Debussy seine Musik komponierte, oder auch das »Schloss Monte Christo«, welches Alexandre Dumas gehörte. Wer gerne spazieren geht, hat in den Wäldern rund um das Hotel genügend Gelegenheit. Der Ort Saint Germain-en-Laye ist mit seinen historischen Häusern, romantischen Gassen und edlen Geschäften sehenswert. Ich besitze mitten im Städtchen ein kleines, modernes Bistro, »La Table du Quatre«, wo Mittel­meer­ge­richte serviert werden. Im Hotel sorgt Yrsa Prietzel, unsere deutsch-dänische Na­tur­heilpaktikerin, für entspannende Mas­sa­gen. Im Januar 2024 be­ginnen wir mit dem Bau eines eleganten SPAs vor einer der grünen Terrassen, wo wir ein Schwimm­bad errichten.

Hotel »Pavillon Henri IV«
19-21-rue Thiers, F-78100-Saint Germain-en-Laye, Frankreich
Tel:0033 1 39 10 15 15, E-Mail: reservation@pavillonhenri4.fr
www.pavillonhenri4.fr

Text und Interview: Michel Anders-Cavendish

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