GEÄCHTET – Wenn die (scheinbar) heile Welt zerbricht

GEÄCHTET - v.l.: Raiko Küster, Sabrina Ceesay, Ahmad Mesgarha, Christine Hoppe / Foto: Sebastian Hoppe
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Ayad Akhtars Dramaerfolg in der Regie von Nicolai Sykosch am Staats­schauspiel Dresden

GEÄCHTET beginnt zunächst als Boulevardkomödie im Kreis der New Yorker Ober­schicht: Der erfolgreiche Wirt­schafts­an­walt Amir Kapoor hofft auf eine Partnerschaft in der alteingesessenen jüdischen Kanzlei, für die er seit Jahren ar­beitet. Seine pakistanischen Wurzeln und der muslimische Glau­be seiner Eltern sind aus seinem Leben ausgeblendet, weit entfernt, scheinbar nicht relevant.

Seine Frau, die aufstrebende Künst­lerin Emely, be­schäftigt sich neuerdings in ihren Ar­bei­ten statt mit Land­schafts­sujets mit der Formen­sprache der islamischen Tradition – ihr Gatte zeigt sich des Themas we­gen wenig begeistert. Zudem setzt Emely sich mit Amirs Neffen Abe für einen inhaftierten Iman ein und bittet Amir dabei um Hilfe in Form rechtlichen Beistands. Später wird er in einem Zeitungsbericht­ als Un­ter­stüt­zer des An­ge­klagten zitiert. Dies bleibt nicht folgenlos.

Zum gemeinsamen Abendessen sind Amirs schwarze Kol­le­gin Jory und ihr Mann, der Kurator Isaac, geladen. Dieser er­öffnet den Abend mit der freudigen Nachricht, dass er einige von Emelys Arbeiten in einer Ausstellung zeigen wird. Doch beim Feiern kippt die Stimmung nach einigen Gläsern. Bald ist der Lack gänzlich ab. Rassistische Klischees werden ausgebreitet, Fragen und Vorwürfe um Identität, Wurzeln und Zu­gehörig­keit immer hitziger gestellt.

Geächtet von Ayad Akhtar – v.l.: Sabrina Ceesay, Christine Hoppe, Ahmad Mesgarha, Raiko Küster / Foto: Sebastian Hoppe

Kritik und Vorurteile am Islam und der jüdischen Religion brechen aus den Männern heraus. Die Affäre zwischen Emely und Isaac wird aufgedeckt, und Amir erfährt von seiner Kollegin, dass sie seiner statt die Part­nerschaft in der Kanzlei erhalten wird. Eifersucht, Wut­aus­brüche und persönliche Verletzungen verwandeln den Abend in ein Desaster …

Dem 1970 in New York City als Kind pakistanischer Ein­wanderer geborenen Autor Ayad Akhtar ist mit DISGRACED ein großer Erfolg gelungen, wurde das Stück doch 2013 mit dem renommierten Pulitzer Preis in der Kategorie Drama ausgezeichnet. Auch in Deutschland wurde der Autor mit dem Stück bekannt. Anerkennung der Kritik erhielt GEÄCHTET (GEDEMÜTIGT hätte als Übersetzung besser gepasst) etwa mit der Wahl zum ausländischen Stück des Jahres durch „Theater heute“ im Jahr 2016.

Die Ensembleleistung ist durchweg grandios. Christine Hop­pe, Sabrina Ceesay, Raiko Küster und besonders Ahmad Mesgarha beeindrucken, gerade in der Entwicklung des Stückes von der Komödie hin zum scharfen Psychodrama. Regis­seur Nicolai Sykosch ist seine erste Inszenierung am Staatsschauspiel Dresden ab­so­lut gelungen. Gehen Sie ins Schau­spiel­haus und überzeugen Sie sich selbst!      

GEÄCHTET von Ayad Akhtar: Ahmad Mesgarha als Amir Kapoor / Foto: Sebastian Hoppe

                                               

Geächtet
von Ayad Akhtar, Regie: Nicolai Sykosch
im Schauspielhaus, Theaterstraße 2, 01067 Dresden
Dauer der Aufführung: ca. 1 Stunde und 30 Minuten. Keine Pause. Termine etc. unter www.staatsschauspiel-dresden.de
Text: Jörg Fehlisch

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