Zurück ins Glück!

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„Das Leben ist schön, obwohl eigentlich alles dagegen spricht“, scherzte Josef Hader, der als einer der erfolgreichsten Kabarettis­ten Österreichs gilt. Wir alle wissen, dass das Leben nie genauso verläuft, wie wir es uns wünschen. Selbst wenn es für einen kurzen Augen­blick den Anschein macht, dass alles funktioniert, ist das nächste Ärgernis garantiert nicht weit. Die einzig sinnvolle Überlebensstrategie heißt Loslassen, sich selbst und andere nicht so ernst nehmen und drei einfach mal gerade sein lassen.

Liebe macht glücklich
Einer der größten menschlichen Irrtümer ist es, dass wir meinen, die Kontrolle haben zu müssen ­– über Menschen, über die Zeit, über die Ereignisse. Die Wahrheit jedoch ist, dass sich die Geschichte in jedem Moment einer Entscheidung verändert und damit so komplex ist, dass wir unmöglich den Überblick behalten können. Egal, ob wir ein eigenes Dreh­buch mit unseren Wünschen und Zielen geschrieben haben oder nicht – es kommt meistens anders als man denkt. Das Wirkungsfeld des Einzelnen ist so lächer­lich klein und doch reden wir es uns tagtäglich groß. Erken­nen wir, dass wir nur ein winziger Bestandteil des Uni­versums sind, lernen wir, dass wir gleichzeitig ein Teil von etwas viel Größerem sind. Nicht das Einzelne zählt, sondern das Ganze, nicht das Individuum, sondern die Gemeinschaft. Wenn wir unsere Ängste überwinden, beginnt erst der Spaß! Befreien wir uns von allen Zwängen und ergeben uns dem Wandel, denn erst dann sind wir in der Lage, auf den Wellen des Lebens zu surfen. Statt enttäuschter Er­wartungen werden wir mit magischen Er­leb­nissen belohnt und unser Herz öffnet sich all den Wundern, die uns umgeben. Wir werden aufmerksam für die Schönheit des Augenblicks und lernen, das Leben mit den Augen der Liebe zu betrachten. Oder um es mit den Worten von Hermann Hesse zu sagen: ,,Wer lieben kann, ist glücklich“.

Wo das Glück zuhause ist
Wussten Sie schon, dass es ein Ranking für die Länder auf der Welt gibt, in denen die Menschen am glücklichsten leben? Inte­res­san­ter­weise leben die glücklichsten Menschen laut World Happiness Report 2020 in Finnland, Dänemark und der Schweiz. Auch Island, Norwegen und Schweden sind unter den Top 10 der glücklichsten Länder. Deutschland belegte im weltweiten Län­der­­vergleich Platz 17 von insgesamt 156 Ländern. Doch woran liegt das? Sozioöko­nomisch gesehen, geht die individuelle Zu­frie­­den­heit Hand in Hand mit einem funktionierenden Sozial­staat, guter Bildung, einem passablen Einkommen, hoher Lebens­er­war­tung, einem guten Gesundheits­system und niedriger Krimi­nalitätsrate. Sind all diese Faktoren im Gleich­gewicht, fühlen wir uns wohler, sicherer und damit auch zufriedener. Aber sind wir dann auch glücklicher?

Mit Hormon-Cocktails ins Glück
In Wahrheit nehmen Depressionen und Volkskrank­heiten in unserer Gesellschaft immer mehr zu. Schuld sind permanenter Stress durch Leistungsdruck, Schnelllebigkeit und das Orientieren an Werten wie Konsum, Erfolg, Geld. Mit einem gesünderem Lebens­stil durch bessere Ernährung, weniger Alkohol­konsum, Yoga, Meditation, Sport oder Wellness sind wir auf der ständigen, mal mehr und mal weniger erfolgreichen, Suche nach Glück. Tatsache ist, beim Sport belohnt uns unser Körper mit einem Hormon-Cocktail aus Dopamin, Serotonin und diversen Endor­phinen, die uns das ersehnte Glücksgefühl bescheren. Während Dopamin uns wacher und fokussierter sein lässt, sorgt Serotonin für die innere Zufriedenheit und wird deshalb auch umgangssprachlich das Wohlfühlhormon genannt. Regel­mäßiges Trai­ning tut also Körper und Seele gut!

Glück beginnt im Kopf
Natürlich ist es nicht möglich, immer happy zu sein, gehören doch die Talfahrten genauso dazu wie die Höhenflüge. Das eine bedingt das andere oder wie Rio Reiser so schön sang: ,,Wenn die Nacht am tiefsten, ist der Tag am nächsten”. Und tatsächlich sind zumeist die Menschen, die viele Tiefschläge erhalten haben, am zufriedens­ten und lassen sich von Nichts und Niemandem unterkriegen. Sie sind dankbar für die guten Momente und sie behalten immer die Hoff­nung an das Licht am Ende des Tunnels, selbst wenn der Schmerz am größten ist. Da sich die Zufriedenheit zu allererst im Kopf abspielt, sollten wir am eigenen Mindset arbeiten und mindes­tens einmal am Tag etwas tun, was uns selbst gut tut. Spazieren gehen, meditieren, Bücher lesen, mit Freunden gemeinsam kochen ­oder einfach mal nichts tun ­– alles ist erlaubt, was gefällt, wenn es der Entspannung und inneren Zufriedenheit dient. Befreien wir uns aus dem täglichen Hamsterrad und werden gelassener, vor allem mit uns selbst.

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Über das Glück der anderen
Die Skandinavier und die Holländer machen es uns vor. Mit Lagom, Hygge oder Niksen haben sie Lebensstile geschaffen, die nicht nur gesünder sind, sondern offenbar auch glücklicher machen:

Hygge – Zurück zur Langsamkeit
Hygge ist vermutlich der Grund dafür, warum die Dänen als zweitglücklichstes Volk der Welt gelten und heißt so viel wie gemeinsam Zeit genießen ­– Hauptsache, es ist gemütlich! Hygge ist der absolute Gegenentwurf zum Lebensstil des 21. Jahrhunderts: Raus aus der Hektik, zurück zur Langsamkeit! Statt gestresst durch den Alltag zu fliegen und immer für alle und jeden erreichbar zu sein, sollten wir uns ab und zu Auszeiten nehmen und die kleinen Momente des Alltags genießen, am besten in vertrauter Runde.

Lagom – Glücklich in Harmonie
Lagom bedeutet, in allem das richtige Maß zu finden, denn genau hier finden die Schweden zur inneren Balance zurück. Das harmoniebedürftige Volk gilt als ausgeglichen, bodenständig und team­orientiert, was so ziemlich genau dem Gegen­teil unserer Gesell­schaft entspricht, in der durch Leistungsdruck und Wett­bewerb das Ego und nicht die Ge­meinschaft gefördert wird. Lagom zeigt uns den Weg zu Zurück­haltung und Bescheidenheit und damit in ein glücklicheres Leben.

Niksen – Einfach mal nichts tun
Die Niederländer wissen: „Nichtstun“ reduziert Stress, verringert Angstzu­stände, stärkt Abwehrkräfte und bremst sogar den Alterungsprozess. Doch für viele Menschen ist es eine große Herausforderung, einfach mal gar nichts zu tun, sind wir doch daran gewöhnt, permanent Sachen zu erledigen und Informatio­nen zu konsumieren. Ein Stresszustand, der auf Dauer nicht gesund sein kann. Legen wir also bewusst Pausen ein und träumen uns in eine bessere Welt!

Friluftsliv – Ab in den Wald
Die Norweger verbringen die meiste Zeit in der Natur. Das Freiluft­leben ist fest in der norwegischen Lebensart verankert, und zwar völlig unabhängig vom Wetter, der Jahreszeit oder dem Alter. Wir alle wissen, wie erholt wir uns nach einem Spaziergang im Wald fühlen und wie positiv sich unsere Stimmung in der Natur verändert. Also ­– ab in den Wald!

Sisu – Raus aus der Komfortzone
Die glücklichsten Menschen sind laut World Happiness Report die Finnen – trotz der langen und harten Winter, den wenigen Sonnen­stunden und leider auch höchsten Suizidraten. Das mag zwar wider­sprüchlich klingen, ist es aber nicht. Denn die finnische Lebens­philosophie Sisu bedeutet Stärke oder Ausdauer in besonders herausfordernden Situationen. Sisu motiviert uns, an uns selbst zu glauben, Blockaden abzubauen, Ängste und Grenzen zu überwinden, wie z.B. das Kündigen eines Jobs oder das Durchstehen einer Krankheit. Sisu hilft uns, den nächsten Schritt zu machen – in ein glücklicheres Leben!

Geteiltes Glück ist doppeltes Glück
Fazit: Wir können von den Lebensphilosophien anderer Länder durchaus lernen, glücklicher zu leben. Und offenbar brauchen wir gar nicht viel, um zufriedener zu sein. Denn Hygge, Lagom oder Niksen lehren uns eins: Weder materieller Besitz noch Erfolg sind die Schlüssel zum Glück. Es sind die Soft Skills, die zählen, basierend auf unserem Wertebild, das wir im Laufe des Lebens schaffen und an dem wir uns orientieren. Sekundärwerte wie Sicherheit, Gebor­gen­­­­heit und Gesundheit lehren uns Acht­samkeit, Miteinan­der und Dank­barkeit. Gemeinsame Zeit mit Freunden und Familie bereichern unser Leben mit Vertrauen, Hoffnung und Glücksge­fühlen, denn wie Albert Schweitzer schon erkannte: „Das Glück ist das Einzige, das sich verdoppelt, wenn man es teilt.“

Redaktion: Sabine Dittrich

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