Weiße Flotte: Volle Kraft voraus!

Victor Straubhaar und Stefan Bloch / © Franziska Pilz
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Beim Nachnamen musste sich Stefan Bloch nicht umstellen. Der Geschäftsführer der Weiße Flotte Sachsen GmbH hat seit Anfang des Jahres mit Victor Straubhaar einen neuen Partner an der Spitze der traditionsreichen Sächsischen Dampfschifffahrt. Der Sohn von Robert Straubhaar, der sich wieder stärker dem Mutterkonzern United Rivers widmet, hat bei Stationen in Basel und Köln bereits viele Erfahrungen in der Passagierschifffahrts-Branche gesammelt. Und auch Stefan Bloch war kein Unbekannter. In Dresden haben die beiden Flottenchefs nun viel vor, wie sie uns im Interview erzählten.

Wie bewerten Sie das Geschäftsjahr 2021, das ja auch bei der Weißen Flotte im Schatten von Corona stand?Stefan Bloch: Wir hatten aufgrund der Einschränkungen zunächst mit sechs Monaten Stillstand zu kämpfen, die wir mit Überbrückungshilfen und Kurzarbeit gemeistert haben. Als wir dann aber wieder für drei Monate fahren durften, lief es viel besser als erwartet. Die Passagierzahlen waren höher als in den Vorjahren. Die Menschen wollen reisen, wollen Ausflüge machen. Sie wollen auf die Schiffe. Das merkt man wirklich überdeutlich.

Mit welchen Gedanken schauen Sie auf die neue Saison, die traditionell mit der Flottenparade am 1. Mai offiziell eröffnet wird?
Victor Straubhaar: Wir sind sehr positiv gestimmt und freuen uns auf die neue Saison. Schon jetzt fahren unsere Dampfer. Der Fahrplan wird nun sukzessive und von Woche zu Woche erhöht. Wir sind sehr zuversichtlich, dass die Einschränkungen minimiert werden oder im Idealfall ganz wegfallen. Corona wird uns zwar nicht mehr verlassen, wir haben uns aber darauf eingestellt.
Stefan Bloch: So wie es jetzt aussieht, dürften wir 2022 wie schon im letzten Jahr keine Probleme mit Niedrigwasser haben. Alle Schiffe wurden über den Winter repariert und sind tipptopp in Schuss. Beste Voraussetzungen also, um unser Ziel zu erreichen, das ganze Jahr über zu fahren, also auch im Winter mit einer kleineren Flotte unterwegs zu sein.

Herr Straubhaar, was hat Sie überzeugt, die Position als Geschäfts­führer anzunehmen?
Victor Straubhaar: Das waren mehrere Dinge, so dass ich auch nicht lange überlegen musste. Ich bin selbst ein technik- und schiffsbegeisterter Mensch, weshalb ich mich stark mit der Unternehmens­philosophie identifizieren kann. Stefan kenne ich auch seit gut zehn Jahren, da ich schon lange in der Branche unterwegs bin. Und dann bringt der Job natürlich eine neue Herausforderung mit sich, auf die ich mich sehr freue.
Stefan Bloch: Für unsere Zusammenarbeit brauchte es keine lange Eingewöhnungszeit. Wir hatten schon vorher mehrere Projekte mit­einander umgesetzt, so dass wir wissen, wie der andere tickt.

v.l.: Stefan Bloch und Victor Straubhaar / Foto: © Franziska Pilz

Sie haben angekündigt, eine App zu entwickeln. Welche Ziele verbinden Sie damit und wie weit sind Sie?
Stefan Bloch: Wir sind bereits sehr weit bei der Entwicklung, auch wenn wir aktuell noch über dem Namen brüten.
Victor Straubhaar: Für den Namen haben wir eine Mitarbeiter­umfrage gestartet. Es ist gar nicht so einfach, einen passenden Namen zu finden, denn die App ist ein lokales Produkt, soll aber trotzdem von vielen Touristen genutzt werden.
Stefan Bloch: Zum Saisonstart wird die App dann aber rechtzeitig für unsere Passagiere fertig sein. Das wichtigste Feature sind dann die deutschen und englischen Audiokommentare, die interessante Sehenswürdigkeiten entlang der Elbe in Form von unterhaltsamen Gesprächen oder Anekdoten erklären. Dabei haben wir mit der Dresdner he´ Agentur zusammengearbeitet, die sich auf diese innovative Art des Edutainments mit hochklassigen Sprechern spezialisiert hat.
Victor Straubhaar: Wer genau hinhört, kann dann auch bekannte Stimmen aus dem Tatort ausmachen. Insgesamt haben wir Audio­pots im kleinen dreistelligen Bereich produzieren lassen. Das sind deutlich mehr Informationen als bei den bisher üblichen Laut­sprecherdurchsagen. Doch natürlich können die Texte auch einfach nachgelesen werden. Es geht uns um eine Individualisie­rung der Informationen. Die Passagiere sollen selbst auswählen können, wie und wann sie an die Infos kommen. Für Kinder ist zudem der „Dampferdetektiv“ Bestandteil der App, eine Art Schnitzeljagd auf den Schiffen. Damit die Erwachsenen auch mal zur Ruhe kommen. Doch das ist nur der Start. Wir haben noch viele Ideen, die wir in der App umsetzen wollen.

Die Digitalisierung macht sich im Unternehmen auch beim geplanten digitalen Streckenband bemerkbar. Was hat es damit auf sich?
Stefan Bloch: Das sind digitale Anzeigen, die über den Fahrplan Auskunft geben und über die auch Tickets gebucht werden können. Zudem informieren sie über Spezialangebote oder Verän­derun­gen, etwa aufgrund des Elbpegels. Die stelenartigen Monitore stehen dann an allen Anlegestellen, die wir bedienen. Mit den Kommunen, aber auch mit den privaten Besitzern, haben wir bereits Einigungen erzielt. Nachdem die Stadt Dresden zunächst wegen einer angeblichen Blickstörung auf die Silhouette Vorbe­halte hatte, ist dieses Thema nun auch beigelegt und wir können demnächst mit der Installation der Monitore beginnen.

Neben den regulären Linienfahrten bieten Sie auch immer wieder Spezialfahrten an. Was ist diesbezüglich 2022 zu erwarten?
Stefan Bloch: Ganz besonders freuen wir uns auf unseren Operndampfer „Kapitän Nemo – 20.000 Noten unter dem Meer“, der vom 30. September bis zum 9. Oktober ablegt. Die Passagiere schippern dabei vom Terrassenufer bis zu unserer Laubegaster Werft und genießen ein Drei-Gänge-Menü. In der Schlosserei­halle in der Werft wird dann Jules Vernes Roman von der Serkowitzer Volksoper aufgeführt, ein einmaliges Erlebnis. Auf der Rückfahrt gibt es dann ein leckeres Dessert.

WEIßE FLOTTE SACHSEN GmbH
Georg-Treu-Platz 3 I 01067 Dresden
Telefon 0351 866090 I service@sdsgruppe.de
www.saechsische-dampfschifffahrt.de

Redaktion: Philipp Demankowski

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