Volksbank Dresden-Bautzen eG: Erfolgsmodell Crowdfunding

Vorstand der Volksbank Dresden-Bautzen eG Thomas Müller / Foto: Jessica Grossmann
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Die grundlegende Idee hinter ,,Viele schaffen mehr“ passt zur Philosophie der Volksbank Dresden-Bautzen eG wie der Deckel auf den Kochtopf. Wenn Friedrich Wilhelm Raiffeisen das Genossenschaftsprinzip mit dem Satz „Was der Einzelne nicht vermag, das vermögen viele“ auf den Punkt bringt, dann gilt das auch für die Crowdfunding-Plattform. Die zugrundeliegende Funktionsweise ist simpel: Vereine und gemeinnützige Institutionen können ihre Vorhaben auf der Plattform einstellen und so um Unterstützer werben. Dabei muss eine vorab festgelegte Mindestsumme über eine bestimmte Zeitspanne erzielt werden. Nur dann wird das Projekt realisiert. Ist es erfolgreich, legt die Volksbank Dresden-Bautzen eG noch einmal 25 % drauf. Die Plattform hat sich zu einem echten Erfolgsmodell gemausert, das bereits viele Projekte auf den Weg gebracht hat. Wir sprachen mit Vorstandssprecher Thomas Müller über die Erfolgskriterien und über leuchtende Beispielprojekte.

Seit wann gibt es „Viele schaffen mehr“?
Wir haben im Herbst 2020 mit der Plattform begonnen und konnten erste Projekte einstellen, die kurz darauf bereits eine Finanzie­rung erreicht haben. Unter den ersten Initiativen stach besonders die Zusammenarbeit mit dem Förderverein der Dresdner Phil­harmonie hervor. Der Verein hatte sich entschieden, die Grabstätte des ersten Dirigenten der Dresdner Philharmonie, Moritz Erdmann Puffholdt, auf dem Dresdner Trinitatisfriedhof zu sanieren und dauerhaft zu erhalten. Für die erfolgreiche Spendenakquise nutzte er dann unter anderem auch unsere Crowdfunding-Plattform. Das war ein sehr schönes Kulturprojekt, das sicher auch aufgrund seiner lokalen Verortung gut funktioniert hat.

Was sind andere Erfolgskriterien neben Regionalität?
Ein anderer Aspekt wird beim allerersten erfolgreichen Projekt deutlich. Damals suchte der Förderverein der Kita Klotzscher Kinderland eine Finanzierung für einen neuen Niedrigseilparcour. Wir fanden das Projekt vor allem deshalb interessant, weil von der Durchführung sehr viele Kinder profitieren. Ein Niedrigseilparcour regt Koordination und Bewegung bei den Kindern an, was in Zeiten der Verfügbarkeit von vielen Medien heute gar nicht mehr so leicht ist. Der unmittelbare Nutzen trägt also stark zum Erfolg des Projekts bei. Gleichzeitig sind für die Wahrnehmung in der Breite der Vereine auch eine gute Vernetzung und das Engagement der Initiatoren maßgeblich. Da spielt der kreative Umgang mit den Social Media-Plattformen eine wichtige Rolle. Bei den Vereinen ein Bewusstsein für die Relevanz dieser Zusammenhänge bei der Öffentlichkeitsarbeit zu schaffen, ist ein Nebeneffekt, den wir mit der Plattform erzielen wollen. Ein anderes Erfolgskriterium ist, wenn das Projekt eine starke emotionale Ebene hat. Im Idealfall treffen viele dieser Faktoren zusammen.

Inwieweit ist die Volksbank Dresden-Bautzen eG bei der Plattform involviert?
Wir kümmern uns um die IT-Infrastruktur, übernehmen die Zahlungsverkehrskosten und helfen bei der Erst-Anmeldung. Über unsere Kanäle tragen wir zur öffentlichen Verbreitung der Projekte bei. Zudem geben wir bei jedem erfolgreich finanzierten Projekt noch einmal 25 Prozent der Spendensumme obendrauf.

Welche Zulassungsvoraussetzungen müssen die Projekte mitbringen?
Essenziell ist die Gemeinnützigkeit, die durch den Vereinszweck oder durch einen öffentlichen Träger hinter dem Projekt gewährleistet ist. Das Projekt kann von jedem gestartet werden, der über eine Legitimation des Vereins verfügt. Die Anmeldung an sich ist mit Absicht besonders niederschwellig gehalten. Bei guter Vor­be­reitung dauert die Projekteinstellung maximal eine Stunde. Dann gibt es eine Legitimationsprüfung seitens der Bank und schon kann es losgehen. Je packender das Projekt beschrieben wird, desto größer sind die Erfolgsaussichten.
Warum ist eine Crowdfunding-Plattform für die Volksbank Dresden-Bautzen eG überhaupt interessant?
Der genossenschaftliche Gedanke sieht vor, Akteuren „Hilfe zur Selbsthilfe“ zu ermöglichen und damit Gemeinschaft zu stiften. Wir wollen unterstützen, was die Menschen verbindet. Deshalb gehört es zu unserem Selbstverständnis, die soziale, karitative, kulturelle und sportliche Vereinsstruktur in unserer Region zu stärken. Viele Mitglieder, aber auch Angestellte bis hin zum Vorstand sind ja selbst in Vereinen aktiv. Diese Engagierten spiegelten uns gerade in der Zeit des Lockdowns eine zunehmende Ermattung des Vereinslebens. Da wollten wir einen Kontrapunkt setzen. Deshalb ist diese verstärkte Betonung der Crowdfunding-Idee absolut in unserem Sinne. Die freihändige Spendenvergabe haben wir deshalb zwar nicht eingestellt. Sie ist aber rückläufig. Nach wie vor unterstützen wir auch punktuell Vereine mit unabhängigen Spendenleistungen.

Wie viele Projekte wurden bereits finanziert?
Von insgesamt zwölf gestarteten Projekten sind elf erfolgreich finanziert. Dafür haben 400 Unterstützer insgesamt 5.100 Euro gesammelt. Die Volksbank Dresden-Bautzen eG hat noch einmal 9.000 Euro hinzugefügt. Während sich mehrere Projekte in der Vorbereitung befinden, sind aktuell drei Projekte online. So möchte der Lions Förderverein Hoyerswerda e.V. für sehbehinderte und blinde Menschen ein tastbares Stadtmodell herstellen. Der Boxclub Bautzen e.V sucht eine neue Sport- und Begegnungsstätte und der Heimat- und Kulturpflege e.V. Grumbach möchte das Weihnachten 2021 geborene Wichtelhaus auch zum nächsten Advent wieder aufbauen. Das Wichtelhaus ist ein Paradebeispiel für die Idee hinter ,,Viele schaffen mehr“, schafft es doch bei gemeinsamen Veran-staltungen ein Gefühl der Gemeinschaft und vermittelt durch kindgerechte Wichtelgeschichten auf kreativem Weg Heimat- und Naturverbundenheit.

www.volksbank-dresden-bautzen.de

Redaktion: Philipp Demankowski

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