Herbstausflug: Die schönsten Dörfer der Region
Der Herbst lockt zu Ausflügen: Spaziergänge, Wanderungen, Radtouren und der Besuch reizender Ortschaften stehen auf dem Wunschzettel. Wir geben Ihnen Anregungen, welche „schönsten Dörfer der Region” Sie dabei unbedingt besuchen sollten. Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit der ganzen Familie beim Besuch unserer zauberhaft vielfältigen Region mit schroffen Felsen, Barockschlössern, Fachwerk-Romantik und sagenumwobenen Plätzen …
Schmilka: Der Bio-Primus
Schmilka geizt nicht mit hübscher Fachwerk-Romantik
und ist dabei konsequent Bio.
Vom verschlafenen Grenzdorf zum Vorzeigeprojekt in Sachen Nachhaltigkeit: Der Weg, den Schmilka gegangen ist, ist ein besonderer. Möglich gemacht hat die Aschenputtel-Story der Hotelier und Unternehmer Sven-Erik Hitzer, der sich schon 1993 in das damals noch arg verschlafene Dorf verguckte und Haus um Haus erwarb. Danach wurde kräftig investiert und bei Orts-Versammlungen überzeugend argumentiert. So überzeugend, dass irgendwann das komplette Dorf mitzog. Als erster Schritt wurde 2007 die altehrwürdige Mühle historisch denkmalgetreu rekonstruiert, die nun als größter Hingucker und Ausgangspunkt für die Erkundung des Dorfes dient. Neu hinzu kam ein Saunahaus, wobei größtenteils alte Baumaterialien verwendet wurden, sodass es optisch keinen Kontrapunkt zur heimeligen Dorfatmosphäre setzt. 2012 nahmen dann sowohl die Müllerei und die Bio-Bäckerei ihren Betrieb auf. Doch das war nur der Anfang der Erfolgsgeschichte.
Winterdorf par excellence
Von der frischen Bio-Vital-Küche aus ökologisch angebauten und bevorzugt regionalen Zutaten, über die Nutzung von Ökostrom aus regenerativen Energiequellen wie Solarenergie oder Abwärmenutzung bis hin zu Elektroautos und einem eigenen Kräuter- und Tomatengarten setzt Schmilka konsequent auf Nachhaltigkeit. Besonders charmant herausgeputzt ist Schmilka übrigens in den kälteren Monaten als Winterdorf. Wenn die hübschen Fachwerkhäuser vom Schneetreiben gezuckert sind, verbreitet sich beim Dorfspaziergang eine wohlige Stimmung, die Schmilka 2017 die Auszeichnung als Sachsens schönstes Dorf einbrachte.
www.schmilka.de
Rammenau: Barocker Charme
Rammenau kann mehr als Barock. Obwohl ein Besuch des Schlosses natürlich ein Pflichttermin ist.
Die große Stunde von Rammenau schlug 2012. Die rund 1.500 Einwohner zählende Gemeinde am Tor zur Oberlausitz nahm am Wettbewerb zum schönsten Dorf Sachsens teil und konnte gleich den Sieg verbuchen. Ein Jahr darauf landete Rammenau gar im Spitzenfeld des bundesweiten Entscheids und gilt seitdem als eines der schönsten Dörfer Deutschlands. Die Ursache für diese potente Bezeichnung liegt sicher auch darin begründet, dass sich der Ort langsam und bedächtig entwickelt hat, immer im Gleichklang mit den Bedürfnissen seiner Einwohner. Hier wurden keine Luftschlösser und erst recht nicht über die Maßen unansehnliche Gewerbegebiete gebaut. In der heutigen Welt, in der die Verpflichtung zu mehr Nachhaltigkeit lebenserhaltendes Prinzip ist, darf sich Rammenau damit durchaus als visionär bezeichnen. Angenehmer Nebeneffekt: Die dominierende Architektur in der Gemeinde ist auch noch außerordentlich hübsch anzuschauen.
Auf Fichtes Spuren
Das wusste vielleicht sogar schon Philosoph Johann Gottlieb Fichte zu schätzen, der hier vor 250 Jahren geboren wurde und der gleich mit zwei Denkmälern gewürdigt wird. Das berühmte Barockschloss sorgt natürlich für überregionale Bekanntheit und nicht wegzudiskutierenden Glamour. Immerhin gehört die von 1721 bis 1731 erbaute Anlage zu den am besten erhaltenen barocken Landschlössern Sachsens. Doch auch das alte Gefängnis und die Alte Schmiede mit der Schmiedescheune und sowie der Schauschmiede sollten bei einem Spaziergang durch das Dorf genauer inspiziert werden. Auffällig sind zudem die charakteristisch verbretterten Fachwerkhäuser, die immer wieder den Wegesrand säumen.
www.rammenau.de
www.barockschloss-rammenau.com
Grünhainichen: Das Spielzeugdorf
Das bezaubernde Dorf Grünhainichen im Erzgebirge kann nicht nur durch seine Holzspielzeugtradition punkten.
Wer an Grünhainichen denkt, dem kommt natürlich sofort die Manufaktur Wendt & Kühn in den Sinn. Seit 1915 werden dort Holzfiguren und Spieldosen in der Tradition des Erzgebirges hergestellt und bemalt. Auf der ganzen Welt tummeln sich leidenschaftliche Sammler, die sich die entzückenden kleinen Werke von Wendt & Kühn in die prächtigen Glasvitrinen stellen. Dabei ist es vor allem der Grünhainichener Engel mit den charakteristischen elf weißen Flügelpunkten, der einen regelrechten Siegeszug um den Globus angetreten hat und in unzähligen Varianten produziert wird. Damit bildet Grünhainichen mit Seiffen und Olbernhau das Zentrum der Holzspielwarenherstellung im Erzgebirge. Beim Dorfspaziergang wird immer wieder an die Handwerkstradition erinnert. Unbedingt anschauen sollten sich Besucher etwa die Freilandspieldose, die in einer Sommer- und einer Wintervariante daherkommt.
Trödeln im Fachwerkhaus
Doch auch abseits der Holzspielzeugproduktion geizt das Dorf nicht mit seinen Reizen. Die Liste der Kulturdenkmäler ist lang. Überall entdecken Spaziergänger Wohn- und Bauernhäuser mit liebevoll verzierten Fachwerkfassaden. Auch die zwei um 1890 erbauten Fabrikantenvillen sind sehenswert und eine weitere historische Erinnerung an die Holzspielzeugproduktion im Ort, der früher wegen seiner Bedeutung als Handelszentrum auch „Klein-Leipzig“ genannt wurde. Auf Schusters Rappen geht es weiter zum Fuchsturm, eine um 1870 erbaute Ausflugsstätte, die einen wunderschönen Blick auf den entlang der Dorfgrenze fließenden Hahnbach eröffnet. Trödelfans sollten zudem einen Abstecher in die Rochhausmühle ins Auge fassen. In dem 500 Jahre alten Bauernhaus hat ein ortsansässiger Antiquitätenhändler schon so manchem Besucher mit verschollen geglaubten Kleinoden den Tag versüßt.
www.gruenhainichen.com
Obercunnersdorf: Von schiefen Häusern und garstigen Gänsen
Obercunnersdorf ist ein lebendiges Museum für Umgebindehäuser. Doch auch ein ganz bestimmtes Federvieh spielt in dem Dorf in der Oberlausitz eine prominente Rolle.
Zweifelsohne sind die Bewohner von Obercunnersdorf besonders stolz auf die Umgebindehäuser im Ort. Um die 250 Exemplare der Fachwerkbau und Blockstube so unnachahmlich verbindenden Haustypen befinden sich in dem 1221 erstmals urkundlich erwähnten Dorf. Eines schöner als das andere. Wer mit offenen Augen entlang der Dorfstraße flaniert, entdeckt liebevoll gestaltete Details wie die Türstöcke aus Granit, die kunstgerecht vergitterten Haus- und Gewölbefenster, die Fensterverkleidungen und natürlich die charakteristischen Umgebindesäulen. Einen besonders guten Einblick erhält man im sogenannten Schunkelhaus, dem berühmtesten Vertreter im Ort. Das Umgebindehaus, das bis 1990 bewohnt wurde, kann heute als Museum jederzeit besichtigt werden und gilt als Paradebeispiel leicht schief geratener Baukunst. Wer eintritt, kann sich einen Eindruck davon verschaffen, wie die Oberlausitzer Leineweber in längst vergangenen Zeiten gelebt haben.
Kult made in Obercunnersdorf
Nur wenigen Menschen bekannt ist wiederum, dass Obercunnersdorf auch als Drehort des DEFA-Klassikers „Weihnachtsgans Auguste“ diente. Die Filmcrew hatte ihr Quartier 1987/1988 in der Gaststube des damaligen Volkshauses aufgeschlagen. Für die stimmige Kulisse rückte man in das Grundstück eines ortsansässigen Umgebindehauses ein. Eine Holzplastik am Café Brumme erinnert an Obercunnersdorfs größte Stunde in der Filmgeschichte. Wer sich an den Umgebindehäusern satt gesehen hat, kann die abwechslungsreiche Landschaft erkunden und zum Beispiel den nahe gelegenen 583 Meter hohen Kottmar erklimmen. Belohnt werden fleißige Wanderer mit einem einzigartigen Blick bis ins Isergebirge, ins Zittauer Gebirge und ins Lausitzer Bergland.
www.gemeinde-kottmar.de/de/Obercunnersdorf
Großschönau: Das Textildorf am Fuß der Lausche
Großschönau und der anliegende Erholungsort Waltersdorf sind die Schmuckstücke des Zittauer Gebirges
Im Schatten der lauschigen Lausche, dem höchsten Berg des Zittauer Gebirges, liegt das Örtchen Großschönau, das seinem Namen alle Ehre macht. Den Ausgangspunkt für einen ereignisreichen Dorfrundgang bildet das Naturparkhaus Zittauer Gebirge, das im historischen „Niederkretscham“ in Waltersdorf ein Zuhause gefunden hat. In dem Großschönauer Ortsteil, der seinen Beinamen Erholungsort nicht zu Unrecht trägt, begeben sich Besucher am besten auf den Denkmalpfad entlang der Dorf- und Hauptstraße, der viele interessante Details über die Volksarchitektur der Umgebindehäuser preisgibt. Sage und schreibe 230 der liebevoll gepflegten Häuschen mit blütenprächtigen Vorgärten befinden sich in dem Ortsensemble.
Gelebte Textilgeschichte
In den Häusern klapperten noch bis zur Wende zum 20. Jahrhundert zahlreiche Webstühle. Eine Handwerkstradition, die heute aber auch im Textildorf Großschönau lebendig wird. Wie in kaum einer anderen deutschen Gemeinde ist der Ort mit der Textilgeschichte der Damast- und Frottierweberei verbunden. Neben den bereits genannten Weberhäusern gibt es prächtige Villen, die Fabrikanten gehörten, aber auch Fabriken und Produktionsbetriebe, die teils immer noch gewerblich genutzt werden, zum Teil aber auch brachliegen. Bleibenden Eindruck hinterlässt das Deutsche Damast- und Frottiermuseum mit der dazugehörigen Schauwerkstatt sowie der 2014 eröffnete Textilpfad, der an den wichtigsten Stationen vorbeiführt und manche Überraschungen offenbart. Oder wussten Sie, dass in Großschönau über 70 Jahre lang Schlauchboote, Rettungswesten, Rettungsflöße und Campingzelte hergestellt wurden?
www.grossschoenau.de
Königshain: Zwischen Granitarbeit und royalem Glamour
Königshain ist nicht nur äußerst hübsch anzuschauen. Das Dorf kommt auch mit einem äußerst abwechslungsreichen Kulturleben daher.
Der royale Name von Königshain kommt nicht von ungefähr. Schließlich trumpft das Lausitzer Dorf gleich mit mehreren Schlössern auf. Das Renaissanceschloss war einmal vollständig von Wasser umgeben und wird daher nachvollziehbarerweise immer noch als Wasserschloss bezeichnet, auch wenn es äußerlich nicht mehr an alte Glanzzeiten anknüpft. Heute leben im Kellergewölbe im Winter Fledermäuse. Der Steinstock wiederum gilt als der älteste Profanbau der Oberlausitz, geht das Mauerwerk des Baus doch zurück auf eine Bauzeit aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Einst diente der Steinstock als Rittersitz. Der große Besuchermagnet ist aber natürlich das Barockschloss, das zwischen 1764 und 1766 vom Naturforscher Carl Adolph Gottlob von Schachmann gebaut wurde. Heute wird die Anlage für verschiedene Veranstaltungen genutzt. So finden jährlich wiederkehrende Antikmärkte, Sagenspiele und Dorffeste im alten Schlosspark statt, während das Schlossgebäude Ausstellungen und Musikevents beherbergt.
Emsiges Dorfleben
Das Dorf selbst gehört zu den sogenannten Waldhufendörfern, in denen verschiedene Höfe entlang einer Mittalachse gegenüberliegend aufgereiht liegen. Zahlreiche Vereine sorgen für ein emsiges Dorfleben, das Touristen nicht vorenthalten wird. Unbedingt besuchen sollten Urlauber das Granitabbaumuseum, das den Arbeitsalltag in den Steinbrüchen der umliegenden Königshainer Berge darstellt. Erklärt werden auch die Besonderheiten der Granitsteine. Im Außenbereich kann man sich einen Eindruck von der schweißtreibenden Arbeit der Pflastersteinschläger verschaffen, und auch Maschinen wie ein Luftverdichter können begutachtet werden.
www.koenigshain.com
Hinterhermsdorf: Das Wanderparadies
Hinterhermsdorf bietet das Beste aus zwei Welten: der Sächsischen Schweiz und der Lausitz
Eine Zertifizierung als „familienfreundlicher Urlaubsort“ kann nicht auf die falsche Fährte locken. Hinterhermsdorf ist ein echtes Schmuckstück und wurde nicht umsonst 2001 mit einer Goldmedaille im Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden – unser Dorf hat Zukunft“ ausgezeichnet. Beliebt ist der Ferienort vor allem bei Wanderern und ihren Familien, die das Dorf auf dem Weg in eine der romantischsten Schluchten des Elbsandsteingebirges durchqueren. Die Kirnitzschklamm mit der Oberen Schleuse lässt sich auch per Kanu erkunden. Ein Erlebnis, das im Gedächtnis bleibt. Genauso wie ein Spaziergang durch die Waldhusche mit den drei Themenpfaden, die den Wald und seine Bewohner kindgerecht und spielerisch erklären. Vor den Toren der Waldhusche kann man sich übrigens auf der längsten Bank Sachsens ausruhen. Fast 40 Meter misst das Sitzmöbel.
Nicht verpassen sollte man …
Doch nicht nur die Schönheiten der Sächsischen Schweiz spielen im Dorfleben eine wichtige Rolle. Auch die nahe Oberlausitz hinterlässt architektonischen Eindruck. Immerhin gibt es im Ort über 70 gut erhaltene Umgebindehäuser. Das Innere erkunden können neugierige Besucher in der sogenannten Waldarbeiterstube. Zudem lernen die Hausgäste jede Menge Wissenswertes über die Lebensweise der Hinterhermsdorfer Bevölkerung im 19. Jahrhundert und über die Geschichte des Ortes. Und wem das nicht reicht, der begibt sich auf den dorfgeschichtlichen Rundgang mit insgesamt 25 Stationen. Schließlich lohnt ein Abstecher in die Engelkirche, eine für die Region so typische Dorfkirche, die 1688 auf einer Anhöhe erbaut wurde und das Dorf stolz überragt.
www.hinterhermsdorf.de
Schwarzkollm – Das Krabatdorf
Der Ortsteil von Hoyerswerda ist geprägt von der sorbischen Sagengestalt, gilt aber auch als Ruhepol für gestresste Ausflügler.
Wer nach Schwarzkollm reist, kommt nicht drumherum. Krabat ist hier überall. Die berühmte sorbische Sagengestalt, die später durch das Jugendbuch von Ottfried Preußler und die Verfilmung von Marco Kreuzpaintner deutschlandweit bekannt wurde, finden Besucher an vielen Ecken und Enden von Schwarzkollm wieder. Da wäre der heimelige Dorfplatz mit dem Krabatbrunnen und der Krabatstele. Da wären aber auch die liebevoll gestalteten Keramikraben auf den Drei- und Vierseitenhöfen im Ortsteil von Hoyerswerda. Der Fixpunkt ist aber natürlich die Krabatmühle auf dem Erlebnishof mit dem beeindruckenden Mühlenturm und dessen malerischen Schilfdach. Die denkmalgeschützte Scheune in regionaltypischer Lehmbauweise stammt ursprünglich aus Dubring bei Wittichenau und wurde in Schwarzkollm restauriert und aufgebaut. Der Turm mit seinem meterdicken Gemäuer im unteren Teil beinhaltet die Mühlentechnik, die durch Wasserkraft in Gang gesetzt wird.
Entspannung pur
Doch Schwarzkollm kann noch viel mehr. Im Dorfkern steht die Marienkirche, die einst im 12./13. Jahrhundert als gotisches Bauwerk geschaffen wurde und nach einem Brand 1858 im klassizistisch-romanischem Baustil neu erblühte. Prägend für das Ortsbild sind zudem die ziegelgedeckten Torbögen sowie die Dorfstraße, die von sechs historisch wertvollen Grabdenkmälern, mehreren Blockständerscheunen und drei verschiedenen Sühnekreuzen gesäumt wird. Zur Ruhe kommen Dorfbesucher am lauschigen Anger mit seinen Obstbäumen und dem Plätschern des Dorfgrabenwassers.
www.schwarzkollm.de
Redaktion: Philipp Demankowski