Bernd Nickel: Ein neues Miteinander auf dem Eis

Bernd Nickel, Präsident des Eissport­clubs Dresden / Foto: © Dresdner Eislöwen
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Im Gespräch mit Bernd Nickel, Präsident des Eissport­clubs Dresden.

Fast schon erdrutschartig war die Zustimmung für Bernd Nickel, dem neuen Präsidenten des Eissport­clubs Dresden. Der Träger­verein der Dresdner Eislöwen gab Anfang des Jahres bekannt, dass der geschäfts­führende Gesellschafter der Bautzner SFB Metallerzeugnisse GmbH im Rahmen einer Briefwahl zum Nachfolger des im Mai zurückgetretenen Dr. Peter Micksch bestimmt wurde. Auch ein neuer Auf­sichts­rat und der neue Vize-Präsident Sven Engelmann wurden in dem Zusammenhang gewählt. Die hohe Wahl­beteiligung von über 90 Pro­zent spricht dabei für die starke Verbundenheit der Mitglieder mit ihrem Verein.

Im Vorfeld des Ligaspiels gegen die Ravensburg Tower­stars haben wir uns mit dem gebürtigen Hessen Bernd Nickel in der EnergieVerbund Arena getroffen, um über die Pers­pek­tiven und Ziele seiner Präsident­schaft zu sprechen. Dabei wurde schnell deutlich, dass es ihm nicht nur um die positive sportliche Ent­wicklung der Eislöwen geht. Erfolg sieht er vor allem auch in einem regen Vereinsleben.

Woher kommt die Begeisterung für Eishockey?

Bernd Nickel: Ich bin generell sehr sportbegeistert und verfolge viele Sportarten. So habe ich viele Jahre selbst Fußball ge­spielt. Den ersten Kontakt zum Eishockey hatte ich in meiner Heimat in Hessen. Schon mit drei Jahren habe ich Schlitt­schuh­fahren gelernt. Bei uns auf dem Dorf waren die Weiher noch zugefroren und dort haben wir auch Eishockey gespielt. Nachdem ich vor 18 Jahren nach Sachsen zog, habe ich Mög­lichkeiten gesucht, um meiner Leidenschaft für Sport nachzugehen. Die Eislöwen habe ich dann über eine Zuschauerloge in der EnergieVerbund Arena kennengelernt, die ich mit Ge­schäfts­freunden aus Bautzen nun im siebten Jahre gemeinsam buche.

Was waren wichtige Beweggründe für Ihre Entscheidung, die Rolle des Präsidenten auszufüllen?

Ich habe mir schon vier Wochen Zeit gelassen für die Entscheidung. Nachdem die Anfrage kam, habe ich erst einmal mit meiner Familie gesprochen, ob sie sich das vorstellen kann. Wichtig war natürlich auch die Absprache in unserem Unternehmen. Mitarbeiter und Geschäftsfähigkeit dürfen nicht unter den Plänen leiden. Das sind Faktoren, die ich erst einmal abwägen musste, zumal ich mit der Rolle Neuland betrete. Wie zeitaufwendig das Ehrenamt werden würde, war bei der ersten Anfrage noch nicht abzusehen.

Die Beteiligung an der Briefwahl, die dann zu Ihrer Ernennung führte, war außerordentlich hoch. Das spricht für ein starkes Engagement seitens der Mitglieder?

Definitiv. Daraus leite ich auch eine meiner wichtigsten Aufgaben ab. Nämlich das Vereinsleben wieder zu in­tensivieren und ein starkes Miteinander zu etablieren. Das soll keine Einbahnstraße sein und alle Abteilungen gleichermaßen miteinbeziehen. Der Eissportclub Dresden besteht ja nicht nur aus der Profi-Abteilung der Eislöwen, sondern auch aus den Nachwuchs- und Traditionsmannschaften, der Abtei­lung Fans und Sponsoren sowie der Abteilung Para-Eishockey.

Foto: © Dresdner Eislöwen
Mit welchen Mitteln wollen Sie dieses stärkere Mitein­ander im Vereinsleben erreichen?

Zunächst nehmen alle Abteilungen und alle Ver­waltungsgremien an der erweiterten Vorstandssitzung teil. Über diese Plattform versuchen wir die Philosophie des Mit­ein­anders in die einzelnen Abteilungen hereinzutragen. Ge­nauso gehört es dazu, Gelegenheiten und Veranstaltungen zu planen, die man gemeinsam organisiert und durchführt. So wollen wir ein Sommerfest veranstalten, bei dem alle Abteilun­gen zusammen und nicht separat feiern. Wir wollen zusam­men­führen. Vereinsleben bedeutet für mich aber auch, dass das Präsidium proaktiv in die Abteilungen geht und an den jeweiligen Sitzungen teilnimmt. In vielen Bereichen hat sich bereits eine gewisse Eigendynamik entwickelt, die viel bewegt. Zudem gibt es Arbeitsgruppen, die sich mit der Gestaltung des gemeinsamen Vereinslebens und der Anerkennung der vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten im Verein beschäftigt.

Welche Rolle spielt der Verein als Baustein der Sportstadt Dresden und kann diese Rolle noch weiter gestärkt werden?

Die Rolle sollte gestärkt werden. Die Arbeit, die im Verein täglich umgesetzt wird, trägt man leider noch zu wenig nach außen. Natürlich gibt es mit Dynamo Dresden einen öffentlichkeitswirksamen Akteur in der Dresdner Sport­landschaft. Aber daneben müssen wir den ESCD Dresden noch viel stärker als Marke etablieren und bekannt machen. Nicht jeder weiß, dass wir aktuell sechs Spieler aus dem Nachwuchs in der Profimannschaft haben. Auch wissen nur wenige, dass wir Para-Eishockey-Spieler für die Nationalmannschaft abstellen. Wir haben ein wahnsinniges Potenzial im Verein, der ja im­merhin rund 600 Mitglieder zählt.

Der Verein ist auch ein wichtiges Element des Sportparks Ostra. Spielt das im Selbstverständnis des Vereins eine Rolle und werden eventuell auch Kooperationen mit anderen ansässigen Vereinen angestrengt?

Das spielt eine wichtige Rolle. Genau wie mit der Stadt Dresden halten wir ständigen Kontakt mit den ansässigen Vereinen und den Vertretern der jeweiligen Sportstätten. Mit dem Um- und Ausbau des Heinz-Steyer-Stadions wurde ja jüngst ein weiterer wichtiger Baustein für die Entwicklung des Sportparks bekannt. Wir sind involviert in die weiteren Pläne und die Visionen für den Standort. Da wird es Synergieeffekte geben, die wir nutzen wollen. Wir wollen ausdrücklich mitgestalten bei der Standortentwicklung. Das ist auch ein Signal an die Stadt. Wir haben die gleichen Ziele. Es geht nicht darum, den Status Quo zu erhalten. Wir wollen weiterdenken.

Ist das Ziel für die Eislöwen weiterhin die DEL?

Natürlich wollen wir mit den Eislöwen irgendwann aus der DEL2 in die DEL aufsteigen. Da spielen viele Fak­toren eine Rolle: eine homogene Entwicklung der Mannschaft, aber natürlich auch das finanzielle Polster. Notwendig ist zu­dem eine gewisse Peripherie am Standort, die im Sportpark ja schon weitgehend vorhanden ist. Zudem haben wir eine gut ausgestattete Arena. Da beneiden uns viele Vereine um die Infra­struktur. Für die DEL ist aber eine Erweiterung der Zu­schauerkapazität notwendig. Das ist ein wichtiger Baustein, der aber in der nahen Zukunft realisiert wird. Was definitiv noch fehlt, ist eine dritte Eisfläche, da die Trainingszeiten zu oft miteinander kollidieren. Wir wollen den Nachwuchs stärken. Das kann aber nur mit einer zusätzlichen Eisfläche funktionieren.

Vielen Dank für das Gespräch!

Interview: Philipp Demankowski

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