„Wohnmaschine 2.0” zeigt Alltagsgegenstände der DDR

Installation „Wohnmaschine 2.0“ von Martin Maleschka / Foto: © Jens Kirchschläger
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Plattenbau-Wohnung in Dresden-Gorbitz als Ausstellungsraum einer Installation von Martin Maleschka

Eine typische WBS 70-Ein-Raum-Wohnung der EWG in Dresden-Gorbitz beherbergt seit 31.10.2020 die Ausstellung von Martin Maleschkas „Wohnmaschine 2.0“. Der Cottbuser Künstler ordnet Alltagsgegenstände aus der DDR-Zeit als Installation an und ermöglicht so neue Sichtweisen. Ob eine Seifendose oder eine Thermoskanne, ein Korb für Wäscheklammern oder der unverwüstliche Mixer RG 28 – alle Gegenstände wurden in der DDR designt und gehörten zum Alltag vieler Menschen. Selbst eine Amiga-Schallplatte von Dagmar Frederic passt mit ihrer orangefarbenen Hülle dazu. Allen Ausstellungsstücken gemeinsam ist die Farbe Orange in den unterschiedlichsten Nuancen. „Orange war die dominierende Farbe der 70er Jahre“, erklärt Martin Maleschka. „Auch die ersten Plattenbauten vom Typ WBS 70 entstanden in dieser Zeit. Mit der Farbe Orange möchte ich die Verbindung zu dem ungewöhnlichen Ausstellungsraum in einer Plattenbauwohnung betonen.“

In seiner Installation ordnet der Künstler die Gegenstände unabhängig von ihrer Funktion an und gestaltet ein geometrisches Muster, das einen spannenden Draufblick bietet. „Durch die unterschiedlichen Formen, Höhen und Maße ergibt sich eine Silhouette, die – stellt man sich den Blick aus einem Flugzeug vor – an eine Stadt aus der Vogelperspektive erinnert.“ Die Ausstellungsstücke sind Leihgaben aus den Depots des Dokumentationszentrums Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt.

Die Wohnung befindet sich in einem Haus auf der Hainbuchenstraße 10 in Dresden-Gorbitz, das 1985 gebaut wurde und misst ca. 36 qm. Das Haus ist eins der letzten unsanierten Gebäude der Eisenbahner Wohnungsbaugenossenschaft Dresden eG und soll in den nächsten Jahren komplett modernisiert werden.

Martin Maleschka in der Ausstellung / Foto: © Jens Kirchschläger

Martin Maleschka (geb. 1982 in Eisenhüttenstadt) hat Architektur an der BTU Cottbus-Senftenberg studiert und arbeitet freischaffend. Seit 2005 befasst er sich, vor allem fotodokumentarisch, mit dem Prozess der urbanen Transformation in Hinsicht auf das baukulturelle Erbe der DDR.

Die Installation „Wohnmaschine 2.0“ ist Teil der Ausstellung „WBS70 – fünfzig Jahre danach. Kunst.off Plattenbau der Galerie Kunsthaus. Sie kann im Rahmen kurzer, geführter Rundgänge mit Kurator Tomasz Lewandovski besichtigt werden. Die aktuellen Öffnungszeiten finden Interessenten auf http://kunstoffplattenbau.de/.

„WBS70 – fünfzig Jahre danach“

Bis zum 18. Dezember 2020 präsentiert das Kunsthaus Raskolnikow e. V. die Kunstausstellung „WBS70 – fünfzig Jahre danach“. In der Ausstellung werden Arbeiten von internationalen Künstler*innen präsentiert, die sich mit dem Sujet des industriell gefertigten Massenwohnungsbaus vor 1990 beschäftigen. Anlass ist das 50-jährige Jubiläum des Plattenbautypus WBS70, der vor dem Mauerfall in den ostdeutschen Städten am meisten verbreitet war und bis heute noch viele Orte prägt. Das einzigartige Format der Präsentation unterstreicht das räumliche Konzept. Neben der Hauptausstellung im Galerieraum des Kunsthaus Raskolnikow in Dresden-Neustadt dient die Musterwohnung im Plattenbauhaus in Dresden-Gorbitz als externer Standort.

„Wohnmaschine 2.0“

Ausstellung bis Mitte Dezember 2020, Verlängerung bis 2021 ist in Planung.
Der Eintritt ist frei.
Plattenbau-Musterwohnung (Dresden-Gorbitz, Hainbuchenstraße 10).
Öffnungszeiten unter: http://kunstoffplattenbau.de/
Führung durch die Installation „Wohnmaschine 2.0“ durch Tomasz Lewandowski, Kurator der Ausstellung

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