Rückzugsort für die Wahrheit

Commonplace Book” (Installation, 2015) von Commonplace Studio - Ausstellungsansicht BIO|26 @ Museum of Architecture & Design (MAO) Ljubljana, Copyright: MAO, 2019.
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Alle zwei Jahre findet in Ljubljana die Design-Biennale „BIO 26“ statt. Einen Einblick in den diesjährigen Jahrgang gibt es ab 4. Juli auch im Pillnitzer Kunstgewerbemuseum zu sehen.

Seit 1963 existiert die Biennale in der slowenischen Hauptstadt, die heute vom ansässigen Museum für Architektur und Design organisiert wird. In fast 60 Jahren hat die BIO einen Raum geboten für internationale Design- und Ästhetikkonzepte, die den Übergang von der Industrialisierung zur Postmoderne abbilden. Während Design in der Frühphase überwiegend noch im Dienst der Warenzyklen stand, wird es heute als Werkzeug eingesetzt, um unser tägliches Leben in Frage zu stellen und zu verbessern. Ein Wandel, den die Biennale stets zu dokumentieren versucht hat. Multi- und interdisziplinare Ansätze waren bei den Kuratoren dabei stets besonders gern gesehen. Der Name BIO kommt nicht von ungefähr. Immerhin glänzt Ljubljana im Vergleich zu anderen europäischen Großstädten mit einem hohen Anteil an Park- und Wiesenflächen und nachhaltiger Stadtentwicklung. 2017 war Ljubljana Europas Umwelthauptstadt.

© MAO, Foto: Klemen Ilovar
Gegen die Informationskrise

 Die 26. Ausgabe der Designbiennale fand vom 14. November 2019 bis zum 9. Februar 2020 und damit noch vor dem Corona- Lockdown statt. Kuratiert wurde die „BIO 26“ vom Österreicher Thomas Geisler, der bei der Programmierung auf die Unterstützung seiner Assistentin Aline Lara Rezende vertrauen konnte und der seit 1. Juli 2019 als Direktor des Kunstgewerbemuseums fungiert. Insofern kommt der Abstecher nach Pillnitz nicht überraschend. Das Thema der jüngsten Edition lautete „Common Knowledge“, ein Aufruf zur Entwicklung von Projekten, mit denen der aktuellen Informationskrise entgegengewirkt werden kann. Denn für die Ausstellungsmacher besteht kein Zweifel daran, dass wir uns angesichts von Fake News, Verschwörungstheorien und Bedeutungsverlust professioneller Kommunikationsmedien in einer Informationskrise befinden. Im Rahmen eines Wettbewerbs wurden sechs Projekte ausgewählt, die die Gestaltungsmittel zeitgenössischen Designs nutzen, um Wissen und Wahrheit für eine Rekalibrierung unserer Informationskultur beizusteuern. Den Kuratoren und Künstlern geht es um die Schaffung von „allgemein bekanntem Wissen“, einer Art „Common Knowledge“, das trotz der potenziellen Verwässerung von Information in der digitalen Gesell – schaft als Rückzugsort der Wahrheit dient.

Common Knowledge – Design in Zeiten der Informationskrise, BIO26 – Design Biennale Ljubljana zu Gast im Kunstgewerbemuseum

4. Juli bis 1. November 2020
Kunstgewerbemuseum, Schloss Pillnitz

www.skd.museum

Text: Philipp Demankowski

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