In voller Blütenpracht

Fotos: © Gemeinde Gablenz/Kromlau
0
Der Rhododendronpark Kromlau in der Oberlausitz ist nicht nur wegen der fotogenen Rakotzbrücke einen Ausflug wert. In den warmen Monaten verwandelt sich der 200 Hektar große Park in ein echtes Blumenmeer.

Wer an Kromlau denkt, dem kommt unweigerlich die Rakotzbrücke in den Sinn, für die passionierte Hobby- Fotografen auch weite Anreise-Wege in Kauf nehmen. Nach – vollziehbar, immerhin wurde die Basaltbrücke mit ihrem symmetrischen Spiegelbild zu einem Internetstar wider Willen. 2016 knipste ein Münchner Fotograf ein Bild eines BMXFahrers für einen Red Bull-Foto-Wettbewerb. Dass sich der Biker dabei auf der Brücke befand, wurde zu einem kleinen Politikum, denn eigentlich darf die Brücke nicht betreten werden. Zu labil ist die Bausubstanz. Die Brücke ist einsturzgefährdet und muss dringend saniert werden. Die kleine Gemeinde Gablenz kann diese Aufgabe allerdings kaum allein stemmen, weshalb Bund und Land Sachsen nach langen Verhandlungen unter die Arme greifen. Insgesamt 2,4 Millionen Euro werden bereitgestellt, um das marode Baudenkmal zu retten. Aktuell ist die Flussüberquerung deshalb nur mit einem Baugerüst zu bestaunen. Bis zum Ende des Jahres 2020 soll die Sanierungsphase der Brücke und weiterer angrenzender Basaltbauwerke im Rakotzsee andauern.

Fotos: © Gemeinde Gablenz/Kromlau
Azaleen und Rhododendren

Doch ein Besuch lohnt sich auch für den angrenzenden Rhododendronpark Kromlau. Immerhin gehört er mit knapp 200 Hektar Fläche zu den größten Parks in Sachsen. Gerade jetzt wäre ein guter Zeitpunkt für einen Abstecher, denn die namensgebenden Rhododendren stehen in der typischen Blütezeit von März bis Oktober in voller Pracht. Hinzu kommen die zahlreichen Freilandazaleen, die mit dazu beitragen, dass sich der Park in den Frühlings- und Sommermonaten in ein regelrechtes Blütenmeer verwandelt. Angelegt wurde der Park ab 1844 durch Friedrich Herrmann Rötschke, der das Kromlauer Rittergut zwei Jahre zuvor erwarb. Der bürgerliche Großgrundbesitzer und leidenschaftlicher Naturfreund ließ sich bei der Parkgestaltung vermutlich von Fürst Pückler und dessen Park in Bad Muskau inspirieren. Charakteristisch für den Kromlauer Park unter Rötschke sind nicht nur die zahlreichen Basaltkunstwerke, sondern auch viele verschiedene Eichen – arten und seltene fremdländische Gehölze, die er anpflanzte. Zudem schmückten zahlreiche Steinplastiken im Rokoko-Stil das Areal. Irgendwann jedoch verschwand der Lebemann unter ungeklärten Umständen von der Bildfläche.

Fotos: © Gemeinde Gablenz/Kromlau
Ideale Zuchtbedingungen

Noch in die Zeit Rötschkes fiel die Errichtung der Basaltbauwerke. Nach Aussagen des Chronisten Aisch hat die Rakotzbrücke „50 Tausend Taler und ein Menschenleben“ gekostet. Während der etwa zehnjährigen Bauzeit in den 1860er Jahren und in den ersten Jahren danach wurde die Brücke durch hölzerne Stützen gesichert. Als man diese im Jahr 1882 entfernte, stürzte dabei ein Gablenzer Zimmermann in den Rakotzsee und ertrank. Heute erinnert eine Gedenktafel an sein tragisches Schicksal. Das bis heute prägende Blumenpanorama geht wiederum zurück auf den Grafen Friedrich Leopold von und zu Egloffstein, der die Pflanzungen ab 1890 beauftragte. Die moorig feuchten Böden und Senken des Parks inmitten des Muskauer Faltenbogen boten ideale Voraussetzungen für diese Zucht. Sie war so erfolgreich, dass sie sich zu einem eigenen Wirtschaftszweig mit Abnehmern in der ganzen Welt entwickelte. Seit 1893 war damit Parkinspektor Georg Eichler betraut, der 1892 Gründungsmitglied der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft war. Mit ihm entwickelte sich der Kromlauer Park nicht nur zum Rhododendronpark, sondern erhielt auch zahlreiche andere seltene Gehölze.

Fotos: © Gemeinde Gablenz/Kromlau
Ein Schloss zum Verlieben

Doch auf dem Gelände gibt es noch weitere Attraktionen zu bestaunen, etwa ein Schloss, das nach wechselvoller Geschichte 2015 saniert wurde. Heute beherbergt das Gebäude den Sitz der Tourist-Information Kromlau und kann dank eines Trauzimmers auch als stilvolle Kulisse für Hochzeiten genutzt werden. Zumal das auch als Hochzeitsschloss Kromlau bekannte Bauwerk als Außenstelle des Standesamtes Bad Muskau dient. Einen genauen Blick sollte man auch auf das einstige Kavalierhaus werfen, das auf einer azaleengesäumten Wiese thront. Dieses hübsche Gebäude im schweizerischen Stil war einst ein Gästehaus. Rötschke ließ an den Traufseiten des Hauses je eine geschnitzte Holzgalerie anbringen, die Giebel mit mythologischen Figuren schmücken und die Seiten des Obergeschosses mit Malereien verzieren. Nach der derzeitigen Sanierung der Innenräume können Besucher hier in zwei wunderschönen Ferienwohnungen nächtigen. Ein Tipp noch für die Anfahrt: Am gemütlichsten erreicht man Kromlau mit der Waldeisenbahn Muskau von Weißwasser aus. Der Haltepunkt Waldstation in Kromlau ist der ideale Ausgangspunkt für eine Erkundungstour durch den weitläufigen Park.

www.kromlau-online.de

Text: Philipp Demankowski

Sie interessieren Sich möglichweise auch für:

X