Die Erfolgsstory von LOVOO

Foto: Felix Posselt
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Die Online-Dating-App Lovoo® ist eine Dresdner Erfolgsstory. Innerhalb von sechs Jahren ist sie zum deutschen Marktführer bei den Dating-Portalen geworden. Im Oktober wurde sie nun für 70 Millionen Dollar von der amerikanischen Meet Group gekauft. Top Magazin Dresden hat sich mit Tobias Börner, der das Unternehmen mitgegründet hat, über clevere Vermarktung im TV, amerikanische Unternehmenskultur und Livevideos als Entertainment der Zukunft unterhalten.

Wie seid Ihr darauf gekommen, ein Online-Flirtportal zu starten?

2010 kam die Idee auf, eine App zu entwickeln, um Menschen in der Umgebung kennen zu lernen. Ich hatte damals das Eventportal klub-kultur.de, die Brüder Benjamin und Björn Bak sowie David Wolter waren die Betreiber von Dampfer.net, wo zu dieser Zeit in der Zielgruppe der 14- bis 25-Jährigen viele angemeldet waren. Viele Städte hatten damals solche lokalen Communities. Als sich dann abzeichnete, dass Facebook etwas ganz Großes wird und die ersten iPhones auftauchten, wollte ich für klub-kultur.de eine App herausbringen, über die man sich nach der Party mit den anderen Gästen verbinden kann und bei der man darüber hinaus sieht, wer gerade in der Umgebung ist – die Idee zu unserem Radar war geboren. Wir haben uns ein paar Monate lang andere Dating-Apps angeschaut und ein Konzept erstellt. Anschließend haben wir unser gesamtes Wissen zusammengepackt, uns geeignete Leute gesucht und unser Gründerteam aufgebaut. 2011 entschieden Benjamin und Björn Bak, Florian Braunschweig, Alexander Friede, Andre Kröhnert, David Wolter und ich, das Projekt an den Start zu bringen – genau zum richtigen Zeitpunkt.

Wie wird man innerhalb von wenigen Jahren zum weltweit agierenden Unternehmen? Was macht Ihr anders als andere?

TB: Der wichtigste Unterschied war vermutlich, dass wir nur eigenes Geld investiert haben, um zu wachsen. Wir mussten uns immer überlegen, wie man mit wenig Geld sehr viel erreichen kann. Am Anfang haben wir zum Beispiel TV-Sender und Produktionsgesell schaften angerufen, unsere Radar-Idee vorgestellt, die neu und einzigartig war, und gefragt, ob die mal einen Newsbeitrag dazu machen wollen. Eine Produktionsgesellschaft, die auch für Pro Sieben und Sat1 gearbeitet hat, hatte schließlich Interesse. Als dann zum ersten Mal ein Beitrag über uns Sonntagabend zur Primetime in den Nachrichten bei Sat1 lief, hat das den ersten richtigen Boost ausgelöst. Danach kamen immer mehr Sendungen, zum Beispiel „Galileo“ und „Taff“. Wir haben viele Channels ausprobiert und geschaut, was sinnvoll ist und sich rechnet. Wir wollten von Anfang an international sein und haben weniger auf Umsatz geachtet, sondern mehr auf Wachstum. Inzwischen gibt es Lovoo® in 15 Sprachen, die stärkste Region ist Deutschland. Hier sind wir Marktführer.

Was bekommen User auf Eurem Portal, was sie auf anderen Flirtportalen nicht bekommen?

Ganz einfach: Die Masse. Wir haben flächendeckend die meisten User, auch auf dem Land. Wenn man Single ist, geht man dahin, wo man die meisten Chancen hat. Ganz am Anfang waren natürlich die TV-Beiträge die Initialzündung. Nach der Ausstrahlung hatten wir in einer Stunde fast 50.000 Neuanmeldungen.

Wie viele Nutzer hat Lovoo aktuell?

Wir kommunizieren nur Gruppenzahlen, da wir ja im Oktober von der amerikanischen Meet Group gekauft wurden. Aktuell haben wir in der Gruppe 15 Millionen aktive User monatlich und fünf Millionen am Tag.

Foto: Felix Posselt

Von der Arbeitgeber-Bewertungsplattform kununu wurdet Ihr zum besten Arbeitgeber in Dresden gewählt und vom Nach richten magazin „Focus“ zu einem der Top-Arbeitgeber Deutschlands. Was macht die tolle Arbeitsatmosphäre aus?

Da haben wir uns sehr von amerikanischen Start-ups inspirieren lassen. Wir waren zum Beispiel schon bei Meetings von Facebook und Twitter dabei. Letztendlich kommt es auf die Kleinig keiten an. Wir haben ein gutes Office-Management, es gibt Getränke for free und Frühstück für alle, einmal im Monat auch Lunch. Außerdem machen wir regelmäßig gemeinsame Events. Neulich waren wir beispielsweise mit einigen Mitarbeitern Paintball spielen. Und beim Community-Day einmal im Monat können abends auch Familienmitglieder vorbeikommen. Die Vorstellung dahinter ist, dass Arbeits- und Privat leben miteinander verschmelzen.

Wie schon angesprochen, hat die Meet Group Lovoo® für 70 Millionen Dollar – umgerechnet ca. 65 Millionen Euro – gekauft. Wie ist der Kontakt zustande gekommen und wie lange hat es dann gedauert, bis Ihr Euch über den Verkauf einig wart?

Björn Bak, Mitgründer von Lovoo®, und ich haben Vertreter der Meet Group vor zwei Jahren in Barcelona auf dem Mobile World Congress kennen gelernt. Seitdem sind wir in Kontakt. Wenn es um einen so großen Deal geht, ist das immer ein Prozess. Man muss sich annähern und Gespräche führen und schauen, was am besten zu einem passt.

Habt Ihr Euch vorher schon mit dem Gedanken getragen, die App irgendwann zu verkaufen?

Nein, aber es gab schon früh viele Anfragen potenzieller Käufer. Wir haben uns dem nicht verwehrt, sondern sind in Dialog getreten. Wir haben früh eine Konsolidierung im Markt gesehen. Vor allem, weil die großen Brands immer mehr aufkaufen und dann irgendwann ein Monopol haben werden. Wenn man alleine da steht, ist das verdammt gefährlich. Jetzt haben wir den Vorteil, dass wir uns innerhalb der Gruppe schneller austauschen können.

Wie geht es nun nach dem Verkauf weiter? Werden die User überhaupt etwas davon merken?

Nein, für die User hat der Verkauf keinen Impact. Wir schauen uns die Zahlen innerhalb der Gruppe genau an und wollen Dinge, die gut funktionieren, übernehmen. Ganz oben auf der Agenda wird 2018 das Thema Livevideo stehen. Wir denken, dass sich in zwei bis drei Jahren in der Branche fast alles um dieses Thema drehen wird. Nächstes Jahr wollen wir damit testweise starten. Dazu haben wir im Vorfeld viele Umfragen gemacht. Es gibt zwei Hauptgründe, warum User Lovoo® Live Video nutzen werden: Sie wollen unterhalten werden und sie möchten nicht allein sein. Lokale User können dann zu Broadcastern werden, die lokal und international verteilt sind und Content anbieten, den sich die Zielgruppen anschauen können. In den USA und China funktioniert das schon sehr gut. Und wir wollen das für Deutschland auch testen, denn der Medienkonsum wird sich ändern. Ich denke, dass Livevideo das neue Netflix sein wird. Das ist authentischer Content. Die Masse der Leute will schnell unterhalten werden. Wer das jetzt noch ignoriert, ist von gestern. Die Vision ist, dass Lovoo® der Broadcaster zum Thema Liebe wird.

www.lovoo.com

Interview: Ute Nitzsche

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