Was bewegt uns 2020?

Norbert Faller / Foto: Fritz Philipp
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Expertengespräch mit Norbert Faller (Fondsmanager bei der Union Investment Privatfonds, verantwortet den Basisindustriesektor)

Eigentlich sollte Norbert Faller am 19. März für die Kunden der Volksbank Dresden-Bautzen eG einen Vortrag über aktuelle Entwicklungen auf dem Finanzmarkt halten und dabei auch Empfehlungen für verantwortungsbewusste und nachhaltige Geldanlagen aussprechen. Der Anlageexperte der Fondsgesellschaft Union Investment vertreibt seine Investmentfonds in Deutschland über die Volksbanken Raiffeisenbanken, weshalb er seit Jahren einen guten Kontakt auch zu den Filialen in Dresden und Bautzen pflegt. Viele Kunden und auch die Mitarbeiter der größten Genossenschaftsbank aus unserer Region freuten sich deshalb auf spannende Einsichten von einem echten Banken-Insider. Schließlich gilt Norbert Faller als unterhaltsamer Redner, der es versteht auch trockene Themen spannend und verständlich zu erklären. Wie kaum ein anderer Experte vermag er Empfehlungen zu geben, wie man das eigene Vermögen gewinn- bringend investiert. Davon profitieren die Kunden der Volksbank Dresden-Bautzen eG erheblich. Doch dann schlug der Corona-Virus zu und die Veranstaltung musste leider abgesagt werden.

Umso mehr freuen wir uns, dass der Fonds-Manager trotz Krisenzeiten für ein Gespräch zur Verfügung stand, um über die aktuelle Lage zu informieren und wertvolle Tipps für die Zeit während und nach der Krise zu geben. Deutlich wird dabei, dass Krisen trotz aller Schwierigkeiten auch gute Kaufgelegen­heiten für Kleinanleger sind.

Wir erwischten Norbert Faller in seinem Frankfurter Zuhause am Telefon, denn auch die Mitarbeiter von Union Investment arbeiteten zum Zeitpunkt des Interviews vorsorglich im Home-Office.

Wir sprechen uns in gesamtgesellschaftlich äußerst ungewöhnlichen Zeiten. Und auch der Finanzmarkt befindet sich in unruhigen Gewässern. Wie sollten die Kunden jetzt reagieren?
Norbert Faller: Das Wichtigste ist erstmal, besonnen zu handeln. Das ist eine Zeit, die ganz sicher schwierig ist, die aber auch irgendwann vorbeigeht. Kleinanlegern empfehle ich ausdrücklich, ruhig zu bleiben und auf den Aktienmarkt zu setzen. Wer bereits mit einem Aktienfonds-Ansparplan Kunde bei uns ist, sollte diesen ganz normal weiter bedienen. Die fallenden Kurse bedeuten aber auch, dass Neuanleger mit niedrigen Einstands­preisen rechnen können. Wer ein Budget zum Investieren hat, sollte den Betrag dabei über einen Zeitraum von sechs Monaten strecken. Darüber hinaus gilt, was auch in krisenfernen Zeiten stets ein guter Ratgeber ist: Nicht alles auf eine Karte setzen und ein möglichst breitgefächertes Portfolio etablieren.

Kann man aus vergangenen Krisen lernen?
Die Vergangenheit hat eines gezeigt. Solche Ereig­nisse gibt es in unregelmäßigen Jahresabständen immer wieder. Das sind dann auch Kaufgelegenheiten. Heute ärgern sich viele An­leger darüber, dass sie diesen Ratschlag während der Finanzkrise 2008 nicht beherzigt und das Investment gescheut haben.

Wie bewerten Sie das Krisenmanagement der Unter­neh­men?
Die Firmen treffen die nötigen Entscheidungen. Viele große Unternehmen schicken ihre Mitarbeiter nach Hause, einfach, um sie schützen und die Ansteckungsgefahr zu verringern. Ein ganzes Land geht so weit wie möglich ins Home-Office. Ich erlebe das ja auch bei meinem eigenen Arbeitgeber. Und das Verrückte ist: Es funktioniert tatsächlich. Wir haben Video-Konferenzen und sprechen weiterhin mit den Unternehmen, nur eben am Telefon.

Welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung, die ja auch in Ihrer Finanzbranche große Veränderung bewirkte und noch bewirken wird?
Unsere digitale Infrastruktur scheint zum Glück für die besondere Situation gut gewappnet zu sein. Der gestiegene Traffic im flächendeckenden Home-Office wird auch in Stoßzeiten gut aufgefangen. Jetzt sieht man wie wichtig die Digitalisierung unserer Arbeitswelt ist. Und da sind wir noch lange nicht am Ende. Bei meinen Vorträgen sage ich immer wieder, was für raumgreifende Veränderungen die Etablierung des 5G-Standards nach sich ziehen wird. Es ist unheimlich wichtig für den Standort Deutschland, dass wir da vorne mit dabei sind. Denn dann gibt es kaum noch Zeitverzögerung bei Online-Anwendungen. Das betrifft in besonderem Maße innovative Technologien wie autonomes Fahren, Robotics oder auch computergestützte Operationen.

Wie gestaltet sich die Situation am Aktienmarkt? Welchen Branchen stehen schwere Zeiten bevor?
Wir haben trotz des Kurseinbruchs keine grundlegende Krise auf der Aktienseite. Die Unternehmen haben auch nach der Krise einen Wert. Natürlich wird es einige Firmen geben, die arge Einschnitte machen müssen. Das betrifft vor allem Unter­nehmen aus der Freizeit-, Tourismus- und Gastro­nomie­branche. Das sind die großen Verlierer. Da wird es dann auch dauern, bis sich eine Erholung abzeichnet. Gleichzeitig gibt es aber auch Profiteure. Telekommunikationsunternehmen, Dienste für mobiles Arbeiten, Online-Medien oder Lieferdienste sind Anbieter, die jetzt ge­braucht werden, wenn die Menschen zuhause sind. Bei einem Unternehmen wie Cisco Systems, das Web- und Videokonfe­renzen anbietet, boomt der Kurs natürlich.

Was sind wichtige Aufgaben, mit denen Sie sich jetzt beschäftigen müssen? Wo sehen Sie drängende Probleme?
Unsere Aufgabe als Fondsmanager ist es nun, zu analysieren, was für strukturelle Veränderungen durch die Krise ausgelöst werden. Das Hauptproblem betrifft die festverzinslichen Wertpapiere, da es im Moment extrem wenig Liquidität im Markt gibt. Zudem beobachten wir, dass die Rohstoffpreise fallen. Aktien hingegen sind weiter lukrativ. Dabei ist es jetzt wichtig, dass wir die Branchenentwicklungen genau beobachten, so dass wir für die Kunden die richtigen Papiere kaufen.

Nicht nur in Krisenzeiten ist Zeit Geld. Wie informiert sind die Banken vor Ort?
Wir stehen mit der Volksbank Dresden-Bautzen in ständigem Kontakt. Und wir sitzen hier in Frankfurt ja gewissermaßen an der Quelle. Die Filialen bekommen von uns laufend die neues­ten Entwicklungen übermittelt. Wer also das Gespräch mit seinem Berater in der Volksbank sucht, ist mit seinem Anlage­­portfolio sicherlich gut aufgestellt.

Volksbank Dresden-Bautzen eG
Hauptstelle Dresden
Georgenstraße 6, 01097 Dresden
Telefon: 0351 813 10
www.volksbank-dresden-bautzen.de

Interview: Philipp Demankowski

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