Spaziergang nach Pückler Art

Foto: © Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau
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Der Muskauer Park ist nicht nur staatenübergreifendes Gartenkunstwerk, sondern auch ein frühes Vorbild zeitgenössischer Landschaftsarchitektur. Das hat sich herumgesprochen. Und zwar nicht erst seit das von Fürst Hermann von Pückler-Muskau angelegte Anwesen 2004 in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen wurde. In unserer Reihe „Garten und Park“ stellen wir Ihnen das einzigartige Kleinod an der polnischen Grenze vor.

Er galt als Lebemann und Visionär. Zeit seines Lebens hat Fürst Hermann von Pückler-Muskau mit extravaganten Ansichten und Verhaltensweisen auf sich aufmerksam gemacht, was im reaktionären Preußen der Biedermeier-Ära nicht selten für Kopfschütteln sorgte. Schon in seiner kurzen Militärlaufbahn als Offizier, die ihn in den Napoleon-Kriegen unter anderem zur Völkerschlacht bei Leipzig führte, war er als tollkühn bekannt. Doch auch in anderen Bereichen profilierte er sich als eigenwilliges Universaltalent. Seine dandyhaften Reiseberichte wurden Verkaufsschlager und über seine Fähigkeiten als Landschaftsarchitekt sprachen bereits seine Zeitgenossen mit viel Bewunderung. Zudem dufte er sich eines exklusiven Freundeskreises rühmen, zu dem nicht nur Autoren und Autorinnen wie Heinrich Heine und Bettina von Arnim zählten, sondern auch Persönlichkeiten wie der Königlich-Preußische Hofkoch Louis Ferdinand Jungius, der Pückler 1839 in seinem Kochbuch ein dreischichtiges Sahneeis widmete. Noch heute lässt man sich die Kombination aus Schokoladen-, Erdbeer- und Vanilleeis als Fürst-Pückler-Eis schmecken.

Foto: © Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau
Nach Muskau kam Branitz

1785 auf Schloss Muskau geboren, begann er 1815 mit der Gestaltung des nach ihm benannten Landschaftsparks in seiner Heimatstadt. Viele Jahre verbrachte der Fürst im Ausland, suchte erfolglos eine zweite Braut in England, nachdem die erste Ehe mit Lucie von Hardenberg, der Tochter des preußischen Reformers und Staatskanzlers Karl August von Hardenberg, geschieden wurde. Er wollte reich heiraten, um den ins Schlingern geratenen Muskauer Park mit einer hohen Mitgift zu retten. Ein Vorhaben, dass er nicht in die Tat umsetzen konnte, doch dafür entwickelte er in dieser Zeit eine langlebige Vorliebe für die englische Gartenarchitektur. Nach weiteren Reisen übers Mittelmeer in den Orient und nach Afrika musste der 1822 in den Fürstenstand erhobene Pückler schließlich die Standesherrschaft Muskau verkaufen. Seine Vorstellungen gelungener Landschaftsarchitektur setzte er daraufhin auf Schloss Branitz bei Cottbus um, wo er im Jahre 1871 schließlich auch starb.

Foto: © Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau
Zeitgenössische Landschaftsplanung

Noch heute eröffnet sich die 830 Hektar große Parkanlage dem Besucher zumeist so, wie Fürst Pückler es sich vorstellte. „Ein Park muss wie eine Gemäldegalerie sein, alle paar Schritte soll man ein neues Bild sehen“, so sein damaliges Credo. Und tat – sächlich ist die Anlage im Tal der Lausitzer Neiße, die sowohl über einen polnischen als auch über einen deutschen Teil verfügt, ein Musterbeispiel harmonischer, aber auch abwechslungsreicher Landschaftsgestaltung. Pückler plante mit Weitsicht, integrierte architektonische und natürliche Komponenten, wobei er die geologischen Merkmale des Tals beachtete. Nachdem er in England erlebt hatte, wie manche Parks nur dem Landadel vorbehalten blieben, wollte er die Anlage in seiner Heimat unbedingt für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Deshalb sollte der Muskauer Park mit der Stadt Bad Muskau auch eine Einheit bilden. Beide Elemente wurden miteinander und nicht gegeneinander weiterentwickelt. Ein Umstand, der das Ensemble noch heute von vergleichbaren Anlagen abhebt und „großen Einfluss auf die zeitgenössische Städteplanung, insbesondere in den Vereinigten Staaten, sowie auf die Entwicklung des Berufs des Landschaftsarchitekten ausübt“, wie die UNESCO-Kommission anlässlich der Aufnahme in die Welterbeliste 2004 notierte.

Foto: © Stiftung Fürst-Pückler-Park Bad Muskau
Dreifach Entspannung

Grundsätzlich besteht der Park aus drei Teilen. Der Schlosspark umfasst dabei die zentralen Bereiche mit dem Schlossensemble, den Blumengärten, dem sogenannten Pleasureground und dem sich anschließenden eigentlichen Park bis zur Neiße. In diesem Kernbereich sind auch die wichtigsten Bauwerke zu finden, das Neue und Alte Schloss, die Orangerie, das Schlossvorwerk und die Schlossgärtnerei mit Küchen – garten. Den Bergpark wiederum erreicht man über einen Panoramaweg, der immer wieder malerische Aussichten auf die Häuser der Stadt Muskau, das Schloss und die weite Parklandschaft bietet. Ungefähr zwei Drittel des Parks liegen in Polen. Dieser östliche Teil gliedert sich dabei wiederum in Terrassenpark, Oberpark und Arboretum, eine Gehölzsammlung. Durch die Beseitigung von Wildwuchs sind die Konturen historischer Pflanzungen und faszinierender Sichtachsen im polnischen Teil seit 1990 schrittweise wieder zum Vorschein gekommen. Ein Ausflug über die Grenze lohnt sich also.

www.muskauer-park.de

Text: Philipp Demankowski

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