Das Ende der Eindeutigkeit

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Die Städtische Galerie zeigt Malerei aus der X. Kunstausstellung der DDR.

Dresden war der Austragungsort für die großen Kunstausstellungen der DDR. Diese Ausstellungen fanden in mehrjährigen Abständen statt und umfassten zum Schluss alle Gattungen der bildenden Kunst und darüber hinaus architekturbezogene Kunst, Kunsthandwerk, Formgestaltung, Gebrauchsgrafik, Fotografie, Szenografie und Karikatur. Sie waren das zentrale kulturpolitische Ereignis der DDR; über eine Million Gäste besichtigten die verschiedenen Ausstellungsorte in Dresden.

Die letzte Ausstellung dieser Art – die X. Kunstausstellung der DDR – fand vom 3. Oktober 1987 bis zum 3. April 1988 statt, als vom Ende der DDR noch nichts zu ahnen war. Drei Stand orte wurden damals bespielt: das Ausstellungszentrum Fučikplatz, die Galerie Rähnitzgasse und das Albertinum, wo neben Grafik und Plastik die Malerei präsentiert wurde. Das Spektrum der dort präsentierten künstlerischen Arbeiten reichte, symbolisch formuliert, vom Stillleben bis zur Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen der Zeit. In eben jener Breite wurde die gesamte Ausstellung sowohl durch die staatlichen Medien als auch durch die Besucher vor Ort umfassend diskutiert.

Die Vielzahl der Diskussionen über die vermisste Präsenz der Kunst der DDR in den letzten Jahren in Dresden legt nahe, dass einige Kunstwerke dieser großen Ausstellungen Eingang in den imaginären Bilderschatz vieler Bürgerinnen und Bürger der DDR und vor allem vieler Dresdnerinnen und Dresdner gefunden haben. Aus diesem imaginären Universum heraus sind diese Bilder offenbar in viel größerem Maße als bisher angenommen Teil einer kulturellen Selbstvergewisserung gewesen – unabhängig davon, dass diese Kunstausstellungen kulturpolitische Großveranstaltungen der DDR waren. Ausstellung, Kunst werke und Diskussionen prägten eine visuelle Erfahrung, die sich auch mit dem Begriff der Heimat verknüpfen lässt. Es stellt sich die Frage, ob diese Erfahrungen Teil des kulturellen Gedächtnisses und damit dem Heimat begriff und -gefühl immanent sind.

30 Jahre nach der politischen Wende gibt die Städtische Galerie Dresden anhand einer kleinen Auswahl von Gemälden erneut Einblicke in diesen Bilderkosmos. In der Ausstellung erwarten Sie Werke von 34 Künstler*innen. Durch die Möglichkeit einer Re- Vision dieser Bilder möchte die Städtische Galerie mit ihren Gästen ins Gespräch kommen – über das Malerische, die Motive, die künstlerischen Mittel und über die Frage, ob und wenn ja, in welchem Umfang, verschiedene Botschaften und Deutungen der Kunstwerke ihre Aktualität bis heute erhalten haben.

Ein vielseitiges Begleitprogram lädt zum Austausch ein. So werden Christoph Tannert und Dr. Gisbert Porstmann über die ausgewählten Gemälde sprechen (22.10., 19 Uhr), Hubertus Giebe bietet einen Ausstellungsrundgang an (29.10., 19 Uhr) und Prof. Dr. Bernd Lindner berichtet über die Rezeption der X. Kunstausstellung der DDR. (5.11., 19 Uhr). Dass junge Schülerinnen und Schüler zu den Bildern Texte verfassen oder tanzend improvisieren, dass die Studierenden der Klasse für Malerei von Prof. Christian Macketanz (HfBK Dresden) zu den Möglichkeiten des Malerischen sprechen und Großeltern mit ihren Enkelkindern eingeladen sind, gemeinsam die Ausstellung zu entdecken, eröffnet einen frischen Blick auf die Malerei der 1980er Jahre.  

Das Ende der Eindeutigkeit. Malerei aus der X. Kunstausstellung der DDR

12. Oktober 2019 bis 12. Januar 2020
Städtische Galerie Dresden

www.galerie-dresden.de

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